Um die Wirtschaft anzukurbeln, weitete die BoE zudem die Geldflut aus: Sie stockte ihr Wertpapierprogramm auf 435 Milliarden Pfund auf, von zuvor 375 Milliarden Pfund. Ökonomen sagten dazu in ersten Reaktionen:

JAMES KNIGHTLEY, ING BANK:



"Das ist ein Anreiz mit dem Vorschlaghammer. Die Bank of England hat die Zinsen gesenkt und ihr Programm der geldpolitischen Lockerung neu gestartet. Auch wenn sie das in deutlichem Umfang tut, bleiben Zweifel, ob es gelingt, eine Rezession zu vermeiden. Tatsächlich werden die heutigen Ankündigungen wohl nicht ausreichen, um zu verhindern, dass Großbritannien vorübergehend in eine Rezession rutscht."

JENS KRAMER, NORDLB:



"Das ist ein Paukenschlag heute. Daran sieht man, wie schwerwiegend die BoE die Folgen des Brexit-Votums einschätzt. Die intensivmedizinische Dosierung ist relativ stark ausgefallen. Das hat Nebenwirkungen, wenn man den Auftrag der BoE, für Preisstabilität zu sorgen, in den Blick nimmt. Denn die Inflationsraten dürften jetzt mittelfristig durch den Wechselkurseffekt steigen."

KATRIN LÖHKEN, SAL. OPPENHEIM:



"Die Bank of England entscheidet sich für den großen Wurf, in dem zwar viele Maßnahmen gebündelt werden, die jedoch jeweils in eher kleiner Dosis eingesetzt werden. Das ist intelligent. Denn faktisch haben sich die negativen Auswirkungen der Brexit-Entscheidung noch nicht konjunkturell manifestiert. Die BoE will sich der mit der Brexit-Entscheidung entstandenen Unsicherheit entgegenstellen und hat sich für ein ganzes Maßnahmenpaket ausgesprochen: Moderate Zinssenkung, moderate Ausweitung des Anleiheankaufprogramms, Neuauflegung eines Ankaufprogramms für Unternehmensanleihen und Neuauflegung eines Liquiditätsprogramms.

Die Bündelung dieser Maßnahmen stellt darauf ab, über alle geldpolitischen Kanäle Liquiditäts- und Kreditprobleme zu beheben und die Wirtschaft zu beleben. Dadurch, dass jede Maßnahme für sich jedoch in ihrem Ausmaß besonnen ist, behält sich die BoE den Trumpf in der Hand, bei einer künftigen Verschlechterung der Wirtschaftslage nachlegen zu können."

THOMAS GITZEL, VP BANK:



"Die Bank von England macht kurzen Prozess und eröffnet beim Kampf gegen den Brexit das Feuer. Eine Überraschung ist allerdings, dass die Notenbanker ihr Aufkaufprogramm erneut ins Rampenlicht befördern. Die Londoner Währungshüter reagieren damit nicht gerade zimperlich auf die spürbar gefallenen Konjunkturindikatoren. Die Wahrscheinlichkeit, dass das BIP im dritten Quartal schrumpft, nimmt täglich zu. Zinssenkungen und Anleihekäufe gleichen aber in Großbritannien dem Spiel mit dem Feuer. Die Inselökonomie sieht sich mit einem hohen Leistungsbilanzdefizit von 5 Prozent des BIP konfrontiert und ist auf einen stetigen Kapitalzufluss angewiesen. Je niedriger das Zinsniveau und damit uninteressanter eine Kapitalanlage ist, desto schwieriger wird es, die Löcher zu stopfen."

ULRICH WORTBERG, HELABA:



"Die Zinssenkung kommt nicht überraschend, nachdem die BoE bereits auf der letzten Sitzung im Juli geldpolitische Maßnahmen als Reaktion auf das Brexit-Votum in Aussicht gestellt hat. Mit der Wiederbelebung des Anleihekaufprogramms wurden die Markterwartungen übertroffen. Dies gilt auch vor dem Hintergrund, dass die BoE für die Zukunft weitere Maßnahmen in Aussicht gestellt hat."

rtr