Offene Immobilienfonds sind gesucht: Im ersten Halbjahr verzeichneten die Anbieter Nettomittelzuflüsse in Höhe von 4,4 Milliarden Euro. Investoren schätzen die Anlageklasse. Sie ermöglicht die Beteiligung an Immobilien mit geringem Einsatz und gilt als sicherer Hafen. Noch dazu sind Schieflagen oder Schließungen wie zu Zeiten der Finanzkrise nicht mehr zu befürchten. Laut der Ratingagentur Scope verfügen die Fonds über ausreichend liquide Mittel. Doch drohen die Renditen künftig etwas geringer auszufallen als bislang. Im vergangenen Jahr wurden laut Scope im Schnitt noch 3,1 Prozent erzielt.

In den Portfolios der Fonds finden sich überwiegend Büro-, Einzelhandels- und Hotelimmobilien. Die Mieter oder Pächter spüren die Corona-Krise. Das kann sich sowohl auf die Mieteinnahmen der Fonds als auch auf die Bewertung der Gebäude negativ auswirken.

Der Fokus Wohnen Deutschland sollte daher auch in diesem Jahr gut abschneiden. Voriges Jahr erzielte er 4,8 Prozent, im Jahr 2018 legte er um 5,2 Prozent zu. Und der Offene Immobilienfonds weist einen weiteren Vorteil auf: Die Ausschüttung pro Anteil liegt bei 1,30 Euro und ist zu 60 Prozent steuerfrei.

Der von Industria Wohnen aufgelegte Fokus Wohnen Deutschland sollte von der Pandemie dagegen wenig betroffen sein. Der Fonds konzentriert sich auf Wohnimmobilien auf dem deutschen Markt. Der Anteil beträgt rund 70 Prozent. Die restlichen Mittel verteilen sich auf Kindergärten, Senioren- und Studentenwohnanlagen, Ärztehäuser oder Pflegeheime. "Diese ergänzenden Nutzungsarten machen eine gute Infrastruktur aus beziehungsweise tragen zum Wohlfühlen in einem Wohngebiet bei", erläutert Klaus Niewöhner-Pape, Geschäftsführer von Industria Wohnen. Im Fonds befinden sich 39 Objekte. Diese umfassen 2287 Wohn- und 126 Gewerbeeinheiten.

Nicht Paris, sondern Recklinghausen

Ein weiterer Unterschied zu anderen Offenen Immofonds: Viele fokussieren sich auf Immobilien in erstklassiger Lage in europäischen Hauptstädten. Der Fokus Wohnen Deutschland ist dagegen nicht im hochpreisigen Segment unterwegs, sondern überwiegend in Städten beziehungsweise Stadtteilen präsent, in denen bezahlbares Wohnen möglich ist.

Dazu zählen unter anderem Recklinghausen, Dietzenbach oder Herzogenaurach. "Gerade bei Wohnungen mit einem Mietpreis von unter 1000 Euro pro Monat ist der Bedarf sehr hoch", weiß Niewöhner-Pape. Da der Fokus Wohnen Deutschland sich zudem im geförderten Wohnungsbau engagiert, fließen ihm auch Fördermittel und Mietzuschüsse der Kommunen oder der Kreditanstalt für Wiederaufbau zu. Diese tragen nicht nur zum Ertrag des Fonds bei, sondern sichern dem Management auch die volle Vermietung seiner Objekte.

Die Corona-Krise traf den Fonds bislang kaum. Die Einnahmenseite ist stabil. "Die Mietausfälle befinden sich in diesem Jahr auf historisch niedrigem Niveau", sagt Niewöhner-Pape. Zudem seien die Objekte im Fonds in diesem Jahr um sieben bis acht Prozent höher bewertet worden.