Alternativlos: Das Wort, das Kanzlerin Angela Merkel 2010 im Zusammenhang mit den Griechenland-Hilfen verwendete, wird in der Corona-Krise wieder oft verwendet, insbesondere wenn es um den Schutz der Menschen geht. Nun wird diskutiert, wie dieser gewährleistet werden kann, ohne die Wirtschaft zu lange abzuwürgen. Je nach Dauer der Corona-Krise und des Stillstands werden die Wirtschaft und die Börsenkurse beschädigt. Vergleicht man die Krise mit denen der vergangenen 20 Jahre, so könnten die Aktienkurse im negativen Fall durchaus noch 30 bis 50 Prozent einbrechen. Allerdings hat man vergangene Woche gesehen, dass die Preise auch sehr schnell in die andere Richtung drehen können.
Der Bitcoin sollte eigentlich von diesen Szenarien nicht negativ betroffen sein. Sein Pech ist derzeit aber, dass Anleger aus allen Risiko-Assets fliehen. Gold brach in der Finanzkrise 2008 zunächst ein, bevor es dann einen parabolischen Aufstieg erlebte. Die Entwicklung an den Aktienbörsen könnte sich auf den Bitcoin kurzfristig weiter negativ auswirken, obwohl es bereits erste Anzeichen einer Abkoppelung gegeben hatte. Auf mittlere Sicht dürfte er aber von der aufkommenden weltweiten Diskussion über die Geldwertstabilität profitieren. Mit Riesenbeträgen versuchen die Regierungen, die Einkommensausfälle der Bevölkerung zu kompensieren und die Unternehmen überlebensfähig zu halten. Die Inflationsgefahr wird umso größer, je länger der wirtschaftliche Stillstand anhält. Denn den aus dem Hut gezauberten Beträgen steht vielfach keine Produktivität gegenüber. Das sollte man nicht aus den Augen verlieren, auch wenn die Maßnahmen derzeit alternativlos erscheinen.
Anleger müssen sich auf die Folgen der Geldschwemme einstellen, denn die Ersparnisse werden sukzessive an Wert verlieren. Auch konservative Anleger sollten sich deshalb mit dem Bitcoin als Anlagemöglichkeit vertraut machen. Schon länger weisen Analysten aufgrund der weltweiten Schuldenproblematik auf die Möglichkeit eines perfekten Sturms für den Bitcoin hin. Leider erhöht sich nun die Wahrscheinlichkeit dafür durch die jüngsten Entwicklungen enorm.
Eine Frage der Steuer
Artikel, wie Anleger ihr Geld retten können, haben in den Medien Konjunktur. Dies dürfte sich noch verstärken. Viele Publikationen stellen den Bitcoin nun als Alternative vor. Mithilfe eines Bitcoin-Zertifikats wird die Kryptowährung nun auch für traditionelle Anleger in Zeiten der Krise zur Option. Das Produkt ist für Anleger mit einem Wertpapierdepot problemlos zu kaufen. Es hat aber einen gewichtigen Nachteil: Es profitiert nicht von der Steuerfreiheit, wenn der Anleger nach mehr als einem Jahr verkauft. Vielmehr wird wie bei allen Finanzprodukten die Abgeltungsteuer fällig.
Wer Wert auf den Steuervorteil legt, kauft Bitcoin besser direkt und nicht ein Derivat darauf. Dazu müssen Investoren kein Konto an einer ausländischen Kryptobörse eröffnen. Seit dem vergangenen Jahr gibt es auch Alternativen in Deutschland. So können Anleger über die Bison App und die BSDEX den Bitcoin direkt erwerben. Hinter beiden steht die Stuttgarter Börse. Auch über das Berliner Unternehmen Bitwala ist das möglich. Dieses bietet ein Bankkonto mit integriertem Bitcoin-Handel an.
Im Bereich der Währungen ist der Bitcoin mit seinem Inflationsschutz alternativlos. Diese Stärke wird er längerfristig ausspielen. Anleger sollten diese langfristigen Perspektiven im Auge behalten und nicht bei kurzfristigen Rücksetzern von ihrer Strategie abweichen. Noch hält sich der Bitcoin über der 200-Wochen-Linie, die derzeit bei knapp 5600 Dollar verläuft. Die Gefahr besteht, dass er daruntertaucht und so scheinbar den langfristigen Aufwärtstrend bricht. Deswegen gibt es bei den Kryptoanlegern ähnlich wie an den Aktienmärkten die Diskussion, ob man nicht alles verkaufen sollte, um es später wieder billiger zurückzukaufen. Bei Aktien könnte diese Strategie sinnvoller sein als beim Bitcoin. Denn dieser hat in der Vergangenheit oft sehr abrupte Richtungswechsel gezeigt. Das Entscheidende ist aber, dass die aktuelle Krise seinen Wert deutlich stärken sollte. Es sollte nur eine Frage der Zeit sein, bis der Bitcoin aus seiner Sippenhaft als Risiko-Asset entlassen wird.