Palladium: Massive Kaufwelle an den Terminmärkten
· Börse Online RedaktionDer wöchentliche Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission zeigt auf, wer welche Transaktionen an den Terminmärkten getätigt hat. Neben der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), welche das allgemeine Interesse an Palladium-Futures aufzeigt, interessieren sich die Marktakteure aber vor allem für die Marktstimmung unter den verschiedenen Marktakteuren. So liefert der Wochenbericht eine aktuelle Übersicht, wie sich die kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) im Vergleich zur Vorwoche positioniert haben. Dabei erkennt man dann, wer optimistischer und wer pessimistischer geworden ist.
Weil Donald Trump versprochen hat, die heimische Industrie zu stärken, haben vor allem große Terminspekulanten auf Palladium-Futures gewettet. Da in den USA vor allem Benzinfahrzeuge nachgefragt werden und deren Katalysatoren Palladium zur Abgasreinigung benötigen, wechselte der Palladiumpreis auf die Überholspur und ließ Platin, Gold und Silber hinter sich. Seit dem überraschenden Trump-Triumph hat sich die Anzahl offener Kontrakte markant erhöht. Während dieser vier Wochen war nämlich ein Anstieg von 22.296 auf 27.640 Futures (+24,0 Prozent) registriert worden. Kräftig bergauf ging es auch mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten, bei denen ein Plus von 6.931 auf 16.588 Futures (+139 Prozent) zu Buche schlug.
Diese wachsende Zuversicht war vor allem auf die Transaktionen der Großspekulanten zurückzuführen, die in den vergangenen vier Wochen einerseits ihr Long-Seite um über 8.000 Kontrakte ausgebaut und zugleich ihr Short-Exposure um rund 800 Futures zurückgefahren haben. Per Saldo schlug sich dies bei deren Netto-Long-Position in einem Sprung von 6.285 auf 15.624 (+149 Prozent) nieder. Unter den Kleinspekulanten hat sich der Optimismus weniger dynamisch verstärkt. Hier war nämlich lediglich ein von 646 auf 964 Futures (+49,2 Prozent) gestiegener Wert registriert worden.
Auf Seite 2: Analysten tendenziell optimistisch
Analysten trauen dem Palladiumpreis auf lange Sicht noch einiges zu, auf kurze Sicht wurden ihre Prognosen hingegen von der Realität überholt. Auf Basis von insgesamt 20 von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Kursziele für 2017 rechnet der pessimistischste Analyst mit einem Palladiumpreis von 666 Dollar (Market Risk Advisory), während der größte Optimist ein Kursziel von 763 Dollar (Bank of America) ausgerufen hat. Die für 2018 abgegebenen Prognosen (insgesamt: 16) reichen von 670 bis 830 US-Dollar und ergeben einen Mittelwert 753,75 Dollar. Mit Blick auf das Jahr 2019 erstreckt sich die Bandbreite der Kursziele (Anzahl: 13) sogar von 710 bis 1.120 US-Dollar und führt zu einem nochmals höheren Durchschnittswert von 826,11 Dollar.
Aus charttechnischer Sicht kann man dem Palladiumpreis gegenüber den drei anderen Edelmetallen ein hohes Maß an relativer Stärke attestieren. Mit plus 27 Prozent entwickelte sich Palladium 2016 deutlich besser als das Schwestermetall Platin (0,9 Prozent) und schlug auch Gold (7,0 Prozent) und Silber (17 Prozent) um Längen. Als einziges notiert es zudem deutlich über der 200-Tage-Linie, was in Chartistenkreisen als positiver Begleitumstand betrachtet wird. Aktuell scheint dem Edelmetall auf dem erhöhten Kursniveau allerdings die Luft auszugehen. Auch der Timinindikator Relative-Stärke-Index mahnt derzeit eher zur Vorsicht, schließlich rutschte der RSI Anfang Dezember unter die Marke von 70 Prozent. In der Charttheorie wird dies als klares Ausstiegssignal interpretiert. Das eingetrübte Marktsentiment eröffnet nun auf kurze Sicht ein Rückschlagpotenzial in Richtung der bei 700 Dollar verlaufenden Unterstützungszone. Dort wird es dann richtig spannend.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.