Palladiumpreis-Report: An den Terminmärkten keimt Hoffnung auf
· Börse Online RedaktionVor allem bei Futures auf Palladium, das vorwiegend in den Katalysatoren von Benzin-Fahrzeugen zum Einsatz kommt, sind vor allem große Terminspekulanten zuletzt wieder optimistischer geworden. Der am Freitagabend veröffentlichte Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) fiel diesbezüglich eindeutig positiv aus.
Einmal pro Woche informiert dieser Stimmungsbericht (CoT-Report) über die long bzw. short positionierten Palladium-Futures kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables). Mit lediglich 26.000 offenen Kontrakten gilt der Markt für Palladium-Futures allerdings als wenig liquide. Sein Volumen entspricht wertmäßig weniger als 3,5 Prozent des bei Gold-Futures maßgeblichen Vergleichswerts. Dies erklärt auch dessen höhere Volatilität, die - verglichen mit Gold - mehr als doppelt so hoch ausfällt
Wie bei den meisten Rohstoffen kam auch bei Palladium in diesem Jahr erheblicher Verkaufsdruck von den Terminmärkten, wenngleich die eingetrübten Konjunkturperspektiven hierfür mitverantwortlich gewesen sein dürften. Seit dem Jahreswechsel hat sich bei den Großspekulanten die Netto-Long-Position von 21.129 auf 7.679 Kontrakte (-63,7 Prozent) kräftig reduziert, wobei in den vergangenen beiden Wochen diesbezüglich eine leichte Erholungstendenz zu beobachten war.
Aber auch die Laune unter den Kleinspekulanten hat 2015 mächtig gelitten. Deren zum Jahresultimo gemeldete Netto-Long-Position hat sich innerhalb von elf Monaten nahezu komplett in Luft aufgelöst und rutschte während dieses Zeitraums von 1.255 auf aktuell lediglich 74 Kontrakte ab. In den Sommermonaten war diese Gruppe von Marktakteuren sogar zeitweise netto short, also mehrheitlich pessimistisch gestimmt. Der stärkste Pessimismus war mit minus 705 Futures am 22. September registriert worden.
Auf Seite 2: Charttechnische Hochspannung bei Palladium Auch aus charttechnischer Sicht war bei Palladium in diesem Jahr einiges los. Wie die meisten Rohstoffe fiel die Tendenz allerdings eindeutig negativ aus. Seit dem Jahreswechsel rutschte der Palladiumpreis um 30 Prozent ab, während sich die historische 100-Tage-Volatilität auf über 37 Prozent signifikant erhöht hat. Aktuell bewegt sich das Edelmetall nur knapp oberhalb seines tiefsten Stands seit über fünf Jahren. Dieser war Anfang des Monats knapp unter 530 Dollar markiert worden und sollte in den kommenden Wochen und Monaten möglichst nicht unterschritten werden.
Der Palladiumpreis befindet sich derzeit eindeutig in einem Abwärtstrend. Vom im Spätsommer 2014 erzielten Rekordhoch von 900 Dollar ist man aktuell meilenweit entfernt. Auf dem gedrückten Niveau hat nun eine erfolgreiche Bodenbildung höchste Priorität. In der ersten Novemberhälfte verließ der Timingindikator Relative-Stärke-Index mit dem Überwinden der Marke von 30 Prozent die überverkaufte Zone und löste dadurch ein charttechnisches Kaufsignal aus. Dieses sollte allerdings mit Vorsicht genossen werden.
Als sonderlich zuverlässig hat es sich im Jahr 2015 nämlich bislang nicht erwiesen. Auf das Ende September generierte Einstiegssignal reagierte Palladium zwar mit einem Kurssprung um rund 20 Prozent. Die vier vorherigen Signale erwiesen sich allesamt aber eher als "Bullenfalle". Möglicherweise kommen die nächsten Kaufargumente eher aus der "fundamentalen Ecke". Die massive Luftverschmutzung in China, die in Peking im Dezember erstmals zum Ausrufen der höchsten Smog-Warnstufe "Rot" geführt hat, zeigt mehr und mehr auf, dass an möglichst schadstoffarmen Fahrzeugen kein Weg vorbeiführt.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.