Die Analysefirma Airfinity hat gerade ihre neueste Prognose für die Umsätze mit antiviralen Covid-19-Pillen veröffentlicht, und die Zahlen erreichen schwindelerregende Dimensionen: Im laufenden Jahr sollen demnach nicht wie ursprünglich angenommen 19,5 Milliarden Dollar, sondern 32,5 Milliarden Dollar mit den Präparaten eingenommen werden. Fast drei Viertel davon, das entspricht 23,6 Milliarden Dollar, entfallen auf Pfizers Paxlovid. Damit würde der Paxlovid-Umsatz noch über dem des meistverkauften Medikaments von 2021 liegen, dem Arthritis-Mittel Humira von Abbvie mit 20,7 Milliarden Dollar. Der Unterschied: Humira ist seit 20 Jahren auf dem Markt, Paxlovid erst seit vergangenem Dezember.

Sicher, die Pandemie ist eine Sondersituation, die einige Unternehmen besonders glänzen lässt. Doch sie rückt auch die Kerntugenden der Branche ins Scheinwerferlicht: Ertragsstärke, hohe Margen, stetes Wachstum und weitgehende Unabhängigkeit von der Konjunktur. Zusätzlich zahlen die meisten ordentliche Dividenden. Das macht die Gruppe der großen Pharmaunternehmen aktuell zu attraktiven Investments. Seit Jahresanfang hat sich das jeweilige Healthcare-Segment des S & P 500 und des MSCI World besser entwickelt als der breite Index. Und auch auf Sicht von ein und drei Jahren liegt der Gesundheitssektor vorn.

Neue Produkte sichern Wachstum

Risikofaktoren für Pharma-Riesen gibt es nur wenige: Zum einen sicherlich die Politik, die - besonders in den USA - Maßnahmen gegen hohe Preise ergreifen könnte. Solche Initiativen stehen, wie immer wieder in den vergangenen Jahrzehnten, auch aktuell im Raum. Große Sorgen bereiten sie nicht: Bisher fanden die mächtige Pharmalobby und die US-Regierung immer Wege, sich auf recht begrenzte Veränderungen zu einigen. Derzeit deutet nichts darauf hin, dass das diesmal anders wird.

Der zweite Risikofaktor sind Patentabläufe. Kommen preisgünstige Generika, also Nachahmerprodukte eines Medikaments auf den Markt, kann das einem Konzern das Wachstum verhageln, wenn er nicht rechtzeitig für neue Umsatzträger gesorgt hat. Dazu braucht es eine produktive Forschungsabteilung und einen Konzernapparat, der die Entdeckungen auch zu lukrativen Produkten weiterentwickeln und vermarkten kann.

Genau diese beiden Faktoren analysiert jährlich die amerikanische Strategieberatung IDEA Pharma. 2022 hat sich beispielsweise Pfizer (WKN 852 009) in der Entwicklungs- und Vermarktungskategorie an die Spitze geschraubt, bei der eigentlichen Innovation belegt der Biontech-Partner einen sehr guten fünften Platz. Als eines von nur drei großen Pharmaunternehmen hat Pfizer im vergangenen Jahr gleich drei US-Zulassungen für neue Medikamente bekommen - das schafften sonst nur noch Merck & Co und Sanofi.

Spitzenreiter bei Innovation

Gerade aufgrund der gigantischen Umsätze von Covid-Impfung und -Medikamenten ist Pfizer jedoch auch ein Stück weit Opfer des eigenen Erfolgs: Die Konsensschätzungen von Analysten gehen davon aus, dass der Gewinn pro Aktie der Amerikaner im laufenden Jahr um 61 Prozent steigen wird. Aufgrund des starken Basiseffekts und weil die Corona-Umsätze wahrscheinlich ihren Peak bereits erreicht haben, steht dann für 2023 und 2024 ein Gewinnrückgang ins Haus. Wobei Pfizer diesen mit Zukäufen noch schmälern kann, die Kasse ist schließlich reichlich gefüllt.

Anders sieht es bei Astrazeneca (WKN: 886 455) aus. Das britisch-schwedische Unternehmen steht beim Ranking von IDEA Pharma bei der Innovation auf Rang 1 und bei der Umsetzung auf Rang 2. Dank einer Reihe von Erfolgen insbesondere bei Krebsmedikamenten trauen Analysten dem Unternehmen im laufenden Jahr fast 27 Prozent Gewinnwachstum je Aktie zu, in den kommenden beiden Jahren jeweils noch rund 17 Prozent.

Auf ähnlich hohe Wachstumsschätzungen kommt sonst nur noch Lilly (WKN: 858 560). Der US-Spezialist für Insulin, der auch ein Alzheimer-Medikament in der Entwicklung hat, wird seinen Gewinn pro Aktie demnach 2023 um zwölf, 2023 sogar um 24 Prozent steigern. Im aktuellen Jahr sind "nur" 6,3 Prozent drin. Lilly war vor einem Jahr der Spitzenreiter des IDEA-Pharma-Rankings.

Diversifikation durch Fonds und ETFS

Wer sich nun denkt, prima, dann lege ich mir die größten Pharmaaktien mit einem ETF oder Fonds ins Depot, muss allerdings feststellen, dass es die reine Pharmariesen-Lösung so nicht gibt. Alle Produkte enthalten auch in unterschiedlichen Anteilen Krankenversicherungsunternehmen, Medizintechnik-, Biotech- und Lifescience-Firmen. Besonders Pharma-lastig ist der MSCI Europe Healthcare, doch ist dieser nicht so empfehlenswert, was die Risikostreuung angeht: Nur vier Unternehmen machen die Hälfte des Portfolios aus.

Eine bessere Diversifikation bieten die beiden aktiv gemanagten Fonds der DWS und Alliance Bernstein und der iShares-ETF in der Tabelle unten. Sie zählen in der Kategorie Gesundheit sowohl kurzfristig als auch über längere Zeiträume zu den Produkten mit der besten Performance. Zur Stabilisierung des Depots sind sie bestens geeignet.