Portugal-Anleihe: Kontinuierlich aus der Krise
· Börse Online RedaktionDie Ansteckungsgefahren sind gering, bislang wissen die Investoren zu unterscheiden: Der Konfrontationskurs der neuen Regierung in Athen gegenüber den Kreditgebern hat nur die Risikoaufschläge griechischer Staatsanleihen nach oben gehen lassen. Portugiesische Zinspapiere verzeichneten dagegen kaum Kursverluste, das Land kann sich im Gegensatz zu Griechenland weiterhin am privaten Kapitalmarkt zu tragbaren Konditionen refinanzieren. Die zehnjährige portugiesische Staatsanleihe rentiert derzeit bei 2,54 Prozent.
Zwar gibt es auch in Portugal mit "Juntos Podemos" (Gemeinsam können wir) seit dem Jahreswechsel eine neue Linkspartei, die den von Internationalem Währungsfonds (IWF), Europäischer Zentralbank (EZB) und EU angemahnten Sparund Reformkurs aufkündigen will. Derzeit werden ihr aber keine Chancen eingeräumt, die im Herbst stattfindenden Parlamentswahlen zu gewinnen. Die Warnung von Ministerpräsident Passos de Coelho kommt bei den Bürgern an: "Es ist eine Illusion zu glauben, man könne Schulden nicht bedienen, Staatsgehälter erhöhen, Steuern senken und dennoch finanzielle Hilfen der Partnerländer beanspruchen."
Neben den relativ geringen politischen Risiken beruhigen vor allem die Sanierungs- und Reformerfolge Lissabons die Nerven der Anleger - auch wenn Portugals Bonds von den Ratingagenturen immer noch mit "spekulativ" eingestuft werden.
So sank die Arbeitslosenrate von über 17 auf aktuell 13 Prozent. Davon profitiert die Binnennachfrage. Auch der Export zieht an. Für das Jahr 2015 wird ein Wirtschaftswachstum von immerhin 1,2 Prozent erwartet. Fortschritte werden zudem beim Abbau des Haushaltsdefizits erzielt. Das Minus soll im laufenden Jahr auf 2,7 Prozent sinken. Es wäre das erste Mal seit der Mitgliedschaft in der Eurozone, dass Portugal die Neuverschuldungskriterien von unter drei Prozent erfüllen würde. Zudem kann Lissabon die vom IWF bewilligten Kredite in Höhe von 26 Milliarden Euro wie zuvor schon Irland vor dem Ablauf der Laufzeiten begleichen. Der Währungsfonds und die EU hatten Portugal 2011 mit Finanzhilfen in Höhe von 78 Milliarden Euro vor der Staatspleite bewahrt. Im vergangenen Jahr konnte das Land den Rettungsschirm verlassen.
Auf Seite 2: Rotstift bei der Armee ansetzen
Ohne Risiken ist ein Einstieg in Bonds aus Lissabon dennoch nicht. Portugals Verfassungsgericht hatte schon im vergangenen Jahr Sparbeschlüsse der Regierung - unter anderem die Kürzung von Beamtengehältern - für illegal erklärt. Juristische Korrekturen der Sparmaßnahmen sind auch künftig nicht auszuschließen. Die Regierung will jedoch die angepeilten Kürzungen durch andere Maßnahmen realisieren. Einsparpotenzial beziehungsweise Möglichkeiten, die Staatskasse aufzufüllen, ergeben sich im Bereich Verteidigung. In den nächsten Jahren will die Regierung verstärkt Militärimmobilien verkaufen oder vermieten. Kommandostellen sind nicht selten in wertvollen historischen Gebäuden untergebracht. Knapp 200 Millionen Euro will man dadurch einnehmen. In Lissabon habe man erkannt, dass die nationale Sicherheit mehr durch Schulden als durch imaginäre externe Feinde bedroht sei, lobt ein Blogger. Griechenlands neuer Verteidigungsminister ist dagegen nicht gewillt, den Rotstift anzusetzen.