Nach den starken Kurseinbrüchen der Vorwoche legte der Bitcoin in der vergangenen Woche teilweise recht deutlich zu. Und: Er zeigte dabei eine Abkoppelung von der Entwicklung der Aktienmärkte. Die Korrelation des Bitcoin mit dem S & P 500 war zuletzt so hoch wie seit zwei Jahren nicht mehr. Er entwickelte sich also ziemlich synchron mit dem Aktienmarkt. In den vergangenen Jahren hatte sich die Korrelation immer vom positiven (gleichlaufende Bewegung) in den negativen Bereich (gegenläufige Bewegung) und wieder zurück bewegt.

Außerdem hat sich häufig gezeigt, dass es nach einer Phase starker Korrelation zu einer Aufwärtsbewegung beim Bitcoin kommt, sobald die Korrelation wieder zurückgeht. Zum Wochenschluss hat sich eine abnehmende Korrelation abgezeichet. Der Bitcoin-Preis scheint sich also wieder von den Aktienmärkten zu entkoppeln. Analysten sehen dies als Frühindikator für einen allgemeinen Aufschwung von Bitcoin und Co und prognostizieren, dass sich der Kryptomarkt viel schneller erholen wird als die Aktienbörse.

Das erscheint logisch. Denn die Corona-Krise würgt die globalen wirtschaftlichen Aktivitäten ab, das trifft die Börse hart. Politik und Zentralbanken können dem nur mit riesigen Konjunkturprogrammen entgegenwirken, die Zweifel an der Geldwertstabilität schüren. Der Bitcoin hingegen punktet mit Inflationssicherheit und ist von einer Rezession nicht betroffen. Dennoch könnten die Aktienmärkte die Entwicklung an den Kryptomärkten kurzfristig weiter beeinflussen. Denn diese dürften ihre Tiefstpunkte noch nicht gesehen haben. Gute Nachrichten aus der Wirtschaft sind in den nächsten Wochen und Monaten kaum zu erwarten. Vergleicht man die Corona-Krise mit der Finanzkrise 2008, könnte der DAX bis in den Bereich von 6000 Punkten fallen. Vergleicht man die Situation mit dem Platzen der Techblase Anfang des Jahrtausends, sind sogar Niveaus von 4000 Punkten nicht völlig unrealistisch. Sollte es zu weiteren deutlichen Kursrückgängen am Aktienmarkt kommen, könnten diese den Bitcoin noch einmal negativ tangieren. Denn bei einer Panik an den Aktienmärkten werden andere risikoreiche Anlageklassen, zu denen der Bitcoin zählt, kurzfristig mitgerissen. Das hat der Absturz der vergangenen Wochen gezeigt.

Ein Faktor, der die Kursstürze sowohl an den Aktien- wie an den Kryptobörsen noch verstärkt hatte, dürfte aber an Einfluss verlieren: Das sogenannte Deleveraging. Darunter versteht man die Enthebelung der Märkte, indem Eigenkapital Fremdkapital ersetzt. So müssen auf den Termin- und Derivatemärkten die oft stark gehebelten Positionen zurückgefahren werden, zumal sich wegen der riesigen Volatilität die Anforderungen an die Sicherheitsleistung (Margin) erhöhen. Dies galt zuletzt auch für den Goldmarkt, der von einem Überhang an Long-Positionen betroffen war. Auch bei Bitcoin und Co gab es ein Deleveraging.

Große Hebel, große Risiken


Wir haben hier schon mehrfach auf die großen Gefahren durch die Riesenhebel hingewiesen, mit denen Anleger auf Kryptobörsen wie BitMEX oder Binance spekulieren können. Denn bei heftigen Kurseinbrüchen kommt es dann zu einer Kettenreaktion, die durch Zwangsliquidationen von Long-Positionen die Kurse noch weiter in den Keller treibt - zumal an den Kryptobörsen bei großen Kursverlusten der Handel nicht ausgesetzt wird. Dadurch können die Kurse der Kryptowährungen kurzfristig noch steiler abrutschen, danach allerdings in kürzester Zeit wieder stark steigen. Die zunehmenden Probleme der Volkswirtschaften, bis hin zu einer neuen und sehr heftigen Eurokrise, würden zu einem Umdenken führen. Wie bei der Finanzkrise 2008, als Gold erst um 30 Prozent abstürzte, wird das Edelmetall letztlich wieder einer der Gewinner sein. Der Bitcoin indes dürfte seinem Ruf als digitales Gold gerecht werden. Das Alleinstellungsmerkmal von Bitcoin als das härteste Geld der Welt und als Wertaufbewahrungsspeicher dürfte sich verstärken in Anbetracht der Flutwelle an Fiatgeld, das die Notenbanken weltweit zur Verfügung stellen müssen, um die Krise zu bewältigen.