Die Notenbank werde die Zinsen nicht präventiv aus Furcht vor einer einsetzenden Inflation erhöhen, betonte er. Die Preissprünge seien zum großen Teil durch die Wiedereröffnung der Wirtschaft bedingt, wie man etwa an den teurer gewordenen Gebrauchtwagen ablesen könne. Man brauche wohl noch "etwas Geduld", um zu sehen, was sich wirklich tue. Doch die zu beobachtenden Effekte sprächen nicht für eine weitgehend angespannte Wirtschaft, die höhere Zinsen erfordern würde.

Die Verbraucherpreise (CPI) hatten zuletzt kräftig anzogen: Sie kletterten um 5,0 Prozent und damit so stark wie seit rund 13 Jahren nicht mehr. Powell entgegnete auf eine Frage vor dem Ausschuss, ob ein solches Niveau für ihn akzeptabel sei: "Nein." Doch sieht er den Preisanstieg als vorübergehendes Phänomen.

Der Fed-Chef geht zudem davon aus, dass der Arbeitsmarkt im Laufe des Jahres deutliche Fortschritte machen wird: "Ich glaube, wir werden im Herbst eine starken Stellenaufbau erleben." Die Fed hat die Richtung vorgegeben, dass sie die monatliche Dosis ihrer Geldspritzen in Höhe von 120 Milliarden Dollar so lange beibehalten will, bis erhebliche Fortschritte bei Preisstabilität und Beschäftigung erreicht sind.

Nach der jüngsten Zinssitzung hatte Powell signalisiert, dass ein Plan zum Abschmelzen der Anleihenkäufe bei einem anhaltenden Aufschwung auf den kommenden Sitzungen zum Thema werden dürfte. Angesichts des kräftigen Aufschwungs kann die Fed nach Ansicht der Chefin des Notenbankbezirks San Francisco, Mary Daly, möglicherweise schon Ende dieses Jahres oder Anfang 2022 ihre Ankäufe herunterfahren.

Angesichts der längst nicht ausgestandenen Krise hatte die Fed den Leitzins zuletzt in der Spanne von null bis 0,25 Prozent belassen. Allerdings signalisierten die Währungshüter erstmals seit Ausbruch der Pandemie, dass es 2023 eine Erhöhung geben könnte.

rtr