Eine erste Abschlagszahlung an die 54000 Anleger des insolventen Container-Unternehmens P&R rückt näher. Sicher ist sie aber noch nicht. Von Bernhard Bomke
Im Fall der seit zweieinhalb Jahren insolventen Skandalfirma P&R aus Grünwald bei München geht es nach Mitteilung der Insolvenzverwalter voran. Mittlerweile seien mit dem Betrieb der 630000 Container Erlöse von mehr als 400 Millionen Euro erzielt worden, erklärte Michael Jaffé, der Insolvenzverwalter von drei der vier deutschen P&R-Gesellschaften, die pleite gegangen waren. "An unserem Ziel, insgesamt mindestens eine Milliarde Euro an die Gläubiger auszuschütten, halten wir weiterhin fest", sagte er. Mit den Gläubigern sind die 54000 Anleger gemeint, die 3,5 Milliarden Euro in 1,6 Millionen Container investiert hatten, von denen nur 630000 existieren.
Mehr Schadenersatzanspruch, mehr Abschlagszahlung
Einen Teil der gut 400 Millionen Euro wollen Jaffé und sein Kollege Philip Heinke, der die Insolvenz der vierten P&R-Gesellschaft verwaltet, möglichst rasch an die Anleger ausschütten. Dazu sollen diese jedoch zunächst einem Vorschlag der Insolvenzverwalter zustimmen, der regelt, wie das Geld zwischen den vier Gesellschaften aufgeteilt wird. Jaffé und Heinke schlagen vor, die Höhe der festgestellten Schadenersatzansprüche in den vier Gesellschaften als Maßstab zu nehmen. Das heißt, je höher die Schadenersatzansprüche, desto höher auch der Anteil an der Abschlagszahlung in spe. Dies soll zu einer Gleichbehandlung der Anleger führen.
Weil eine Präsenzversammlung mit den Anlegern wegen der Corona-Pandemie als nicht durchführbar gilt, hat das Amtsgericht München ein schriftliches Verfahren angeordnet. Die Anleger erhalten also in Kürze per Post einen Stimmzettel, der ausgefüllt bis spätestens 17. November 2020 an der in den Anlegerschreiben angegebenen Adresse eingegangen sein muss, um mitgezählt zu werden. "Kommt der Beschluss zustande", so Jaffé, "soll so schnell wie möglich eine erste Abschlagsverteilung an die Gläubiger auf den Weg gebracht werden."
Chance auf Rückzahlungsquote von mindestens 30 Prozent
Wie hoch die Zahlungen ausfallen könnten, sagt er noch nicht. Zuletzt hatte Anlegerschützer Stefan Loipfinger vorgerechnet, unterm Strich könne die Rückzahlungsquote bei 30 bis 35 Prozent liegen. Zumindest dann, wenn am Ende die angestrebten mindestens eine Milliarde Euro an Erlösen hereinkommen. Das heißt im Umkehrschluss: Im günstigsten Fall wären nicht mehr als zwei Drittel des investierten Anlegergeldes verloren.