Nachhaltiges Investieren, so lautet ein weitverbreitetes Vorurteil, sei gut fürs Gewissen und schlecht für den Geldbeutel. Zum einen schränke der Ausschluss bestimmter Branchen und Unternehmen die Auswahl der Anlagemöglichkeiten ein. Zum anderen müsse zusätzlich zu den üblichen Gebühren auch noch das Nachhaltigkeits-Research bezahlt werden, was die Kosten in die Höhe treibe und folglich die Rendite schmälere.

Klingt logisch, doch manchmal sprechen die Zahlen eine andere Sprache. Der Prima - Global Challenges ist sicher kein Fonds für Schnäppchenjäger. Aber der seit Jahresanfang erzielte Wertzuwachs von rund zehn Prozent - in einer Zeit, in der der DAX über sechs Prozent nachgab - lässt den Schluss zu, dass hier kein Geld zum Fenster hinausgeworfen wird.

Gemanagt wird der Fonds von Acatis-Chef Hendrik Leber, der mittlerweile zu den bekanntesten Köpfen der deutschen Finanzszene zählt. Das Anlageuniversum von rund 380 Aktien gibt der Global Challenges Index der Börse Hannover vor, etwa 50 schaffen es ins Portfolio. Dabei verfährt Leber nach einem Best-in-Class-Ansatz: Aus jeder Branche werden die Aktien jener Unternehmen aufgenommen, die sich am striktesten den globalen Herausforderungen für eine menschenwürdige, ökologische und wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft stellen.

Die gute Performance verdankt der Fonds vor allem Techaktien wie AMD, Autodesk und Dassault Systèmes. Aber auch der dänische Dämmstoffhersteller Rockwool International und die US-Eisenbahnlinie CSX entwickelten sich prächtig. Weniger gut lief es vor allem bei einigen skandinavischen Werten, etwa Atlas Copco, REC Silicon und Billerudkorsnaes. Der abgestürzte deutsche Windkraftanlagenspezialist Nordex sorgte ebenfalls noch nicht für eine frische Brise im Depot, doch auf längere Sicht traut Leber der Aktie einiges zu: "Nordex setzt verstärkt Drohnen zur Wartung seiner Anlagen ein. Dadurch werden keine Industriekletterer mehr benötigt. Das könne für Kostenreduzierungen von bis zu 30 Prozent sorgen".

An die Kosten für den eigenen Fonds wollen die Verantwortlichen ebenfalls ran. Thomas Hellener, Geschäftsführer von Prima Fonds Service strebt für Anfang 2019 einen Wechsel der Kapitalverwaltungsgesellschaft an. Das soll die laufenden Kosten - je nach Anteilsklasse - um 25 bis 30 Basispunkte reduzieren.

Am Nachhaltigkeits-Research soll nicht gespart werden - im Gegenteil: Anfang September haben die Börse Hannover und die Münchner Agentur ISS Oekom Research die Aufnahmekriterien noch einmal verschärft. Das betrifft vor allem Branchen wie Versorger oder die Öl- und Gasindustrie. Förderung, Verbrennung und Raffination von Erdöl und Kohle dürfen maximal noch einen Anteil von fünf Prozent des Umsatzes ausmachen (bisher waren es zehn Prozent).

Bei Fracking und dem Abbau von Ölsanden gilt: "null Toleranz". Bereits geringste Aktivitäten auf diesen Gebieten führen zum Ausschluss. Das Gleiche gilt für Geschäftsfelder wie Atomenergie, Biozide, Chlorchemie, grüne Gentechnik und Rüstung. Auch Unternehmen, die gegen Umweltauflagen, fundamentale Menschenrechts- und Arbeitsschutznormen verstoßen, müssen draußen bleiben - ebenso wie Firmen, die durch Korruption oder Bilanzfälschung auffallen.