PRO: DAS SPRICHT FÜR DEN BOOM



1. Der Konsum bleibt der Garant des Aufschwungs. Rekordbeschäftigung, steigende Löhne und niedrige Inflation kurbeln die Kauflaune auch in diesem Jahr an. Hinzu kommen die niedrigen Zinsen, die das Sparen unattraktiv machen. Da der Konsum etwa 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht, schirmt er die Konjunktur gegen außenwirtschaftliche Risiken ab.

2. Der Bauboom wird sich fortsetzen. Rekordniedrige Zinsen kurbeln besonders den Wohnungsbau an - zumal besonders in Großstädten Hunderttausende Wohnungen fehlen und der Nachholbedarf entsprechend groß ist. Die Baubranche steht für immerhin zehn Prozent der Wirtschaftsleistung. Ihr Wachstum ist ein Schutzschild gegen Risiken von außen.

3. Der Flüchtlingszustrom kurbelt die Konjunktur ebenfalls an. Allein der Bund will in diesem Jahr über acht Milliarden Euro zusätzlich locker machen. Die Mehrausgaben zur Unterbringung und Integration der Flüchtlinge liefern einen Impuls für die Wirtschaft.

4. Der schwache Euro schiebt die deutschen Exporte auf wichtigen Absatzmärkten an. Die USA etwa haben sich schon 2015 zum größten Abnehmer von Waren "Made in Germany" aufgeschwungen und damit erstmals seit sechs Jahrzehnten Frankreich abgelöst. Auch bei anderen großen Kunden wie Großbritannien oder der Schweiz macht sich die Euro-Schwäche positiv bemerkbar, weil sie deutsche Waren dort verbilligt.

5. Die Euro-Zone erholt sich. Während große Schwellenländer wie Russland und Brasilien in der Rezession stecken, wächst die Währungsunion schneller als in den Vorjahren. Einige Länder wie Spanien und Irland legen sogar rasant zu. Da gut ein Drittel der deutschen Exporte in die Euro-Zone gehen, gleicht das einen Teil der Schwäche in den Schwellenländern wieder aus.

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CONTRA: DAS SPRICHT GEGEN EINEN AUFSCHWUNG



1. Mit China versiegt allmählich eine wichtige Quelle des globalen Aufschwungs. Die Volksrepublik dürfte in diesem Jahr so langsam wachsen wie seit mehr als einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Für die Weltkonjunktur sind das schlechte Nachrichten, entfallen doch 15 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung auf China.

2. Die Unternehmen zögern mit Investitionen. Wegen der ungewissen Aussichten auf wichtigen Absatzmärkten wie China dürften sie sich mit dem Bau neuer Fabriken oder der Modernisierung ihrer Maschinenparks zurückhalten - zumal noch viele andere Risiken lauern, darunter der Brexit: Schon im September könnten die Briten in einer Volksabstimmung den Ausstieg aus der EU beschließen.

3. Der Ölpreisrutsch entlastet Verbraucher und Unternehmen zwar, destabilisiert aber rohstoffreiche Länder. Der arabische Raum etwa galt dank seines Ölreichtums lange als einer der interessantesten Absatzmärkte. Doch allein in Saudi-Arabien klafft in diesem Jahr ein Haushaltsloch von etwa 80 Milliarden Euro. Das Geld fehlt für den Ausbau der Infrastruktur, auf den sich besonders viele deutsche Firmen spezialisiert haben.

4. Die US-Notenbank Fed dürfte ihren Leitzins in diesem Jahr weiter anheben, nachdem sie dies im Dezember erstmals seit rund einem Jahrzehnt getan hat. Damit steigt das Risiko, dass es in Schwellenländern zu Turbulenzen kommt. Dort haben sich Unternehmen wie Verbraucher vielfach in Dollar verschuldet, weil das lange Zeit billig war. Mit den höheren Zinsen aber steigen die Kreditkosten, während die Währungen unter Abwertungsdruck kommen und den Kauf deutscher Waren verteuern.

5. Die Pariser Terroranschläge zeigen, wie verwundbar westliche Länder sind. Neue Anschläge könnten das Vertrauen von Unternehmen wie Verbrauchern erschüttern, Investitionen und den Konsum drücken. Schärfere Grenzkontrollen als Reaktion auf die Terrorgefahr könnten den Handel behindern, was die Exportnation Deutschland besonders treffen würde.

Reuters