Derzeit notiert eine zehnjährige Bundesanleihe bei gut 106 Prozent. Für Anleger bedeutet dies, dass sie 2029 nur 100 Euro zurückbekommen. Rechnet man noch die Inflation von angenommen zwei Prozent obendrauf, beträgt der Kaufkraftverlust mehr als 25 Prozent. Da fragt man sich, wer kauft noch Anleihen, wenn er weiß, dass er ziemlich sicher ein Viertel seines Einsatzes verliert?

Die Antwort da­rauf gibt die aktuelle Umfrage unter Fondsmanagern der Bank of America Merrill Lynch (BofAML). Demnach stockten die Profis in den vergangenen Wochen ihre Anleihepositionen kräftig auf. Denn 43 Prozent der befragten Anleger erwarten niedrigere kurzfristige Zinsen und nur neun Prozent höhere langfristige Zinsen in den nächsten zwölf Monaten. Zusammengenommen ist dies die optimistischste Sicht auf Anleihen seit November 2008. Dieser Optimismus ist vor allem durch die Furcht vor einem Handelskrieg entstanden. Die Sorge hat die Furcht vor einer Rezession auch auf ein Achtjahreshoch getrieben.

Die Angst vor dem wirtschaftlichen Abschwung und fallenden Kursen kommt in den hohen Absicherungsquoten zum Ausdruck. 33 Prozent der Befragten haben Maßnahmen zur Absicherung gegen übermäßige Kurseinbrüche getroffen - so viele wie seit 2008 nicht mehr. Analog dazu haben die befragten Geldprofis auch ihre Aktienpositionen abgebaut. Die Positionen in globalen Aktien fielen um 22 Prozentpunkte auf eine Untergewichtung von zwölf Prozent.

Schwellenländer haben die von BofAML befragten Fondsmanager zwar immer noch übergewichtet. Aber sie fielen um elf Prozentpunkte auf netto zwölf Prozent der befragten Anleger. Danach folgen US-Aktien mit einem Übergewicht von knapp zwei Prozent. Allerdings wollen netto 15 Prozent der Manager in den nächsten zwölf Monaten US-Aktien wieder übergewichten, obwohl 78 Prozent der Befragten angaben, dass Aktien aus den USA überbewertet sind. Die Kombination dieser beiden Punkte markiert das zweithöchste Niveau seit Bestehen der Studie. Stark in der Gunst verloren haben europäische Aktien. Sie rutschten um zwölf Prozentpunkte auf eine Unter­gewichtung von drei Prozent ab. Zudem sagten nur 33 Prozent, dass der Euro billig sei, der niedrigste Stand seit 2002. Die Barreserven haben die Profis leicht abgebaut, sie liegt mit 5,1 Prozent immer noch über dem Zehnjahresmittel von 4,6 Prozent.