Was besonnene Anleger nach der Insolvenzandrohung jetzt wissen müssen. Von Michael H. Schulz
Prokon setzt Anlegern die Pistole auf die Brust. Bis zum 20. Januar will der Anbieter für Projekte und Konzepte rund um Erneuerbare Energien für 95 Prozent des Genussrechtskapitals eine Entscheidung von Anlegern, ob sie bis Ende Oktober 2014 auf eine Kündigung der Genussrechte und eine Auszahlung der in Aussicht gestellten Zinsen verzichten, ansonsten drohe die Insolvenz, heisst es in einem Brandbrief an die Anleger. "Genussrechtsinhaber sollten nicht übereilt Veränderungen der Zahlungsmodalitäten zustimmen oder ihren Entschluss der Kündigung vorzeitig revidieren. Die vorläufigen Geschäftszahlen sprechen eine deutliche Sprache und die Genussrechtsinhaber müssen sich darüber klar sein, dass sie im Falle des Falles leer ausgehen könnten", sagt Andreas M. Lang, Vorstand der Nieding + Barth Rechtsanwaltsaktiengesellschaft.Anleger, die schnell handeln, haben im Fall einer tatsächlichen Insolvenz des Unternehmens bessere Karten, weil die Ausgangslage eine andere ist. Das heisst nicht, dass sie panikartig kündigen sollten, sondern sich zunächst beraten lassen sollten und prüfen lassen sollten, ob eine Verjährung der Ansprüche droht.
Denn die von Prokon in den Bedingungen für die Gensussscheine in Aussicht gestellte Rückkaufsgarantie der Prokon-Projektierungs- und Betriebsführungsgesellschaft "steht unter der Bedingung, dass sie nur dann von den Genussrechtsinhabern in Anspruch genommen werden kann, wenn durch die Inanspruchnahme keine Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung im Sinne der Insolvenzordnung bei der Garantiegeberin eintritt", erläutert Rechtsanwalt Nieding.
Prokon steckt in einer Finanzierungskrise. Allein ab dem 2. Januar muss es einen Abfluss von 40 Millionen Euro gegeben haben. Fast ein Drittel der Kündigungssumme in Höhe von 130 Millionen Euro für 2013. Laut den vorläufigen Geschäftszahlen für 2012 machte das Unternehmen für Projekte und Konzepte rund um erneuerbare Energien Verluste in Höhe von 171 Millionen Euro. Davon entfielen 129 Millionen Euro auf den Geschäftsbereich Prokon Regenerative Energien.