ProSieben-Aktie an Dax-Spitze: TV-Sender verkauft an Finanzinvestor
· Börse Online RedaktionAls der Medienkonzern das Flugreiseportal im November 2015 kaufte, war es lediglich mit 235 Millionen Euro taxiert worden. Die Nachrichten kamen an der Börse gut an: Die ProSiebenSat.1-Aktie war mit einem Plus von mehr als zwei Prozent größter Gewinner im Dax.
Der Verkauf hat auch für die mittelfristigen Finanzziele des Unternehmens Auswirkungen, die ProSiebenSat.1 am Dienstag aber noch nicht bezifferte. Mit dem Verkauf geben die Bayern einen wichtigen Umsatz- und Gewinntreiber auf. Das gesamte Online-Reisegeschäft, zu dem neben Etraveli weitere Internetportale gehören, hatte im vergangenen Jahr seine Erlöse um 76 Prozent auf 316 Millionen Euro gesteigert. Details zum mittelfristigen Ausblick kündigte der Konzern nun für seinen Kapitalmarkttag am 6. Dezember an. Bisher strebt ProSiebenSat.1 für 2018 einen Umsatz von 4,5 Milliarden Euro an, davon 1,7 Milliarden Euro aus dem Digitalgeschäft. Der Betriebsgewinn soll auf 1,15 Milliarden Euro steigen.
Im Februar hatte ProSiebenSat.1 überraschend angekündigt, verschiedene Optionen für sein Online-Reisegeschäft zu prüfen, das zu den stärksten Wachstumstreibern des Konzerns gehört. Dabei war bereits deutlich geworden, dass das Unternehmen sich von Etraveli trennen könnte. Diese Plattform macht einen Großteil ihres Geschäfts außerhalb Deutschlands und profitiert deshalb weniger als andere Internetseiten des Konzerns von TV-Werbung auf den hauseigenen Sendern. Auch die Reiseseiten weg.de und Tropo stehen auf dem Prüfstand, wie das Unternehmen bekräftigte. Den Erlebnisanbieter Mydays und die Portale billiger-mietwagen.de und wetter.com wolle ProSiebenSat.1 jedoch behalten, sagte eine Sprecherin.
Zusammen mit den Erlösen aus einer Kapitalerhöhung im vergangenen Jahr hat der Konzern damit bald rund eine Milliarde Euro auf der hohen Kante. In welche Unternehmen im Einzelnen das Geld investiert werden soll, ließ die Firma weiter offen. ProSiebenSat.1 bekräftigte lediglich, die Verkaufserlöse "überwiegend in das weitere Wachstum der Gruppe" zu stecken. Zukäufe seien im Online-Geschäft und in der Produktionssparte vorgesehen. Auch eine Übernahme von Minderheitsanteilen der Beteiligungen, die dem Konzern noch nicht komplett gehören, sei geplant. Ungewissheit über die Zukunft des Digitalgeschäfts hatte bereits Unruhe unter Investoren geschürt.