Die Aussichten für das gerade angebrochene vierte Quartal dieses Jahres sind nicht schlecht. Sie sind sogar sehr gut, vergleicht man sie mit jenem des Vorjahres, als nach den Sommermonaten die zweite Welle der Pandemie Fahrt aufnahm und Deutschland ab November zum zweiten Mal in den Lockdown geschickt wurde. Hotels geschlossen, Kontaktverbote sogar im privaten Bereich, verschlossene Türen in der Gastronomie, keine Weihnachtsfeiern, Messen und Großveranstaltungen.

In diesem Jahr hat sich die Lage aufgehellt. Die Gastronomie hat, wenn auch mit Restriktionen, wieder geöffnet, größere Events finden unter Auflagen statt. Die Pandemie ist nicht weg, aber die Normalisierung hat eingesetzt. Gute Vorzeichen also für Unternehmen, die den Löwenanteil ihres Geschäfts zum Jahresende einfahren, wie etwa der Fotoentwickler Cewe, der Weinhändler Hawesko oder auch Ceconomy mit den Media- und Saturnmärkten.

Wirtschaft wächst langsamer

Allerdings entwickelt sich die Erholung zäher als gedacht. So haben etwa die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Konjunkturprognosen gesenkt. Im Durchschnitt rechnen sie in diesem Jahr mit rund einem Prozentpunkt weniger Wachstum in Deutschland als bisher. Aber das Konjunkturbarometer steigt immerhin.

Ein Unternehmen, das zum Ende des Jahres immer wieder zu Hochform aufläuft, ist Cewe. Der Fotoentwickler verfügt über ein breites Angebot im Fotofinishing mit Produkten, die gern unter den Weihnachtsbaum gelegt werden. Die Entwicklung dieses Bereichs im vergangenen Jahr beschrieb Cewe-Chef Christian Friege als "unglaubliche Achterbahnfahrt", wobei das Weihnachtsgeschäft wieder einmal den gesamten Jahresverlauf überstrahlt habe. Auch für das gerade begonnene vierte Quartal 2021 stehen die Zeichen für das Cewe-Geschäft nicht schlecht, denn es gab wieder Urlaubsreisen und auch große Familienfeiern, von denen sicher das ein oder andere Foto als Wandbild, Fotobuch oder Kalender geordert wird.

Im zurückliegenden Jahr hatte das Segment kommerzieller Onlinedruck arg gelitten. Denn wer niemanden trifft, benötigt keine Visitenkarten. Niemand lässt Werbeplakate oder Flyer für Konzerte oder andere Events drucken, die nicht stattfinden. Geschlossene Gaststätten brauchen keine Menükarten. Wenn die Corona-Restriktionen nicht wieder deutlich verschärft werden, dürfte auch das Geschäftsfeld Onlinedruck im vierten Quartal einen erfreulichen Beitrag zum Ergebnis beisteuern.

Die Analysten sind jedenfalls einhellig optimistisch für die Entwicklung der Oldenburger und empfehlen die Cewe- Aktie zum Kauf mit Kurszielen in einer Spanne von 141 bis 170 Euro - ein beachtliches Steigerungspotenzial bei einem aktuellen Kursniveau von um die 120 Euro je Aktie. Zudem hat Cewe seit 2008 die Dividende in jedem Jahr gesteigert und will seiner Ausschüttungspolitik treu bleiben.

Pandemie stärkt E-Commerce

Ähnlich gespalten wie Cewe hat auch Hawesko das vergangene Jahr erlebt. Einerseits wurde der Weinhändler, der unter anderem die Kette Jaques’ Wein-Depot betreibt, durch den Lockdown im vierten Quartal 2020 im Geschäft mit der Gastronomie extrem ausgebremst. Auch der Vertrieb über den stationären Handel kam phasenweise zum Erliegen. Andererseits konnten die Umsatzeinbrüche durch den Onlinevertrieb mehr als kompensiert werden.

Weinliebhaber stiegen um und orderten bei einer der E-Commerce-Marken der Hamburger, wie Carl Tesdorpf oder eben auch Hawesko. Etliche der neu gewonnenen Kunden dürften Hawesko auch in Zukunft die Treue halten und den Online-Umsatz dauerhaft stützen. Sollten die Umsätze mit den Privatkunden in diesem Schlussquartal nicht mehr die Höhe des vergangenen Jahres erreichen, kommt im Gegenzug das Geschäft mit größeren Veranstaltungen und Restaurants allmählich zurück.

Die Aussichten des Elektronikhändlers Ceconomy für das Jahresendgeschäft sind gut. Weihnachten und Einkaufsanlässe wie der hierzulande noch recht junge Black Friday gegen Ende November dürften bei den Düsseldorfern die Kassen klingeln lassen. Denn neben dem traditionellen Weihnachtsgeld und den in manchen Branchen üblichen Jahresboni dürfte auch mancher Euro ausgegeben werden, der gespart wurde, weil auch in diesem Jahr die Fernreise aufgrund von Reisebeschränkungen ausgefallen ist.

Obwohl der Verkauf über das Internet mittlerweile sehr gut eingespielt ist, bieten die geöffneten Läden zusätzliche Vorteile für Ceconomy. Denn im persönlichen Kontakt mit den Kunden funktioniert der margenstarke Beiverkauf ergänzender Angebote, wie die Versicherung des neuen Mobiltelefons oder die passende Schutzhülle, besser als online.

Allerdings ist es dem Unternehmen nicht gelungen, die Frage der Eigentümerstruktur zu lösen. Die angekündigte Komplettübernahme der Media-Saturn- Holding ist aufgrund von Anfechtungsklagen vor Gericht gelandet. Die Transaktion hätte Ceconomy mehr strategisch-operativen Handlungsspielraum bringen sollen und ist vorerst zu- mindest vertagt.

Die aufgehellten ökonomischen Vorzeichen machen Hoffnung auf einen spannenden Endspurt der Unternehmen zum Jahresende. Wer Bestmarken erreicht, wird wohl erst auf den letzten Metern entschieden.
 


INVESTOR-INFO

Cewe Stiftung

Günstiger Einstieg

Der Fotoentwickler verfügt über eine breite Palette an Produkten wie Fotoalben oder Kalender, die gern unter den Weihnachtsbaum gelegt werden. In diesem Jahr dürfte das Geschäftsfeld Onlinedruck wieder stärker zum Ergebnis beitragen. Der Kursrückgang der Aktie seit Mai macht den Einstieg günstiger. Ein 20 Millionen Euro schweres Aktienrückkaufprogramm erhöht die Attraktivität der Cewe-Papiere zusätzlich.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 140,00 Euro
Stoppkurs: 99,00 Euro

Hawesko

Verstärktes Fundament

Der Weinhändler hat den pandemiebedingten Rückgang im Geschäft mit der Gastronomie durch höheres Umsatzwachstum mit Privatkunden mehr als ausgeglichen. Die in Zeiten geschlossener Geschäfte gewonnenen Neukunden im E-Commerce bilden ein starkes Fundament für künftige Umsätze. Da sich nun auch der Absatz in die Gastronomie wieder normalisiert, bleiben die Hamburger auf solidem Wachstumskurs.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 70,00 Euro
Stoppkurs: 48,00 Euro

Ceconomy

Strukturelle Frage

Grundsätzlich ist die Mutter der Elektronikketten Media Markt und Saturn operativ wieder auf gutem Wege. Allerdings bremsen Aktionärsklagen die Übernahme der Anteile an der Media-Saturn-Holding, die die Düsseldorfer strukturell eigenständiger machen sollte. Anleger mit Mut zum Risiko können die seit Januar anhaltende Talfahrt der Aktie zum Einstieg nutzen, um sich einen Wert mit Aufholpotenzial ins Depot zu legen.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 4,50 Euro
Stoppkurs: 3,30 Euro