Rabodirect: Erst Moneyou, nun Rabodirect: Dieses Jahr verlässt schon der zweite niederländische Anbieter von Sparprodukten den deutschen Markt. Das müssen Nochkunden zum "Dexit" wissen. Von Brigitte Watermann
Das waren noch Zeiten: Als Ende Juni 2012 die Rabodirect, ein Ableger der genossenschaftlichen Rabobank aus den Niederlanden, auf den deutschen Markt kam, zahlte sie auf Tagesgeld 2,4 Prozent bei monatlicher Zinsgutschrift, auf 30-Tage-Festgeld 2,55 Prozent und auf 90-Tage-Festgeld 2,7 Prozent. Die Festgelder waren Neuerungen in der Branche: Sie hatten keine fixen Laufzeiten, sondern stattdessen festgelegte Kündigungsfristen von 30 oder 90 Tagen. Damit schaffte es Rabodirect damals auf Anhieb unter die Top-Zinsangebote - und gewann rasch Kunden. Aktuell sind es nach Angaben des Instituts rund 250 000 Privatkunden, die über acht Milliarden Euro bei der Bank liegen haben.
Inzwischen hat sich die Lage fundamental geändert. Immer mehr Banken führen auch für Privatkunden Negativzinsen oder - wie es beschönigend heißt - "Verwahrentgelte" ein. Bei Rabodirect waren die Tagesgeldzinsen zuletzt auch nur noch mickrig, nämlich 0,01 Prozent. Nach nicht ganz zehn Jahren kündigte die Mutter Rabobank im Sommer an, mit "Blick auf die anhaltend negative Marktlage (...) ihr Privatkundengeschäft in Deutschland einzustellen". Ihre Suche nach einem passenden Käufer für Rabodirect hatte kein Ergebnis gebracht. Daher wird das Institut bis zum Jahresende 2021 geschlossen. Rabodirect ist damit nach der ABN-Amro-Tochter Moneyou die zweite niederländische Direktbank, die ihre Pforten für deutsche Kunden schließt.
Doch was heißt das genau für Kunden des einstigen Top-Zinsinstituts? BÖRSE ONLINE mit den wichtigsten Fragen und Antworten.
Wann werden die Konten gekündigt?
Die Bank wird zum Jahresende geschlossen. Alle Konten von Privatkunden, egal welchen Typs, hat die Bank aber bereits per 31. Oktober 2021 gekündigt. Das Geld erhalten die Kunden automatisch ausgezahlt - auf das bei der Bank hinterlegte Referenzkonto. Auch Termingeldkunden erhalten alle noch ausstehenden Zinszahlungen bis zum vereinbarten Laufzeitende ihres Festgelds zusammen mit ihrem Anlagebetrag gutgeschrieben.
Was muss ich als betroffener Kunde tun?
Entscheidend ist, dass Ihr bei der Bank hinterlegtes Referenzkonto noch aktuell ist. Das sollten Sie bis zum 21. Oktober überprüfen, online können Sie das Referenzkonto noch bis zu diesem Termin ändern.
Ich habe einen Cent von Rabodirect überwiesen bekommen. Was sollte das?
Mit Ein-Cent-Testüberweisungen will die Bank sicherstellen, dass Anleger ihr Geld nach Schließung Ihrer Konten auch wirklich erreicht. Im September erhielten Kunden einen Cent auf ihr bei der Bank gespeichertes Referenzkonto überwiesen. Sollten Sie kein Geld erhalten haben, müssen Sie aktiv werden und Ihre Referenzkontoverbindung überprüfen. Versteuern müssen Sie diesen einen Cent übrigens nicht, da er nicht als Zinsertrag gutgeschrieben wird.
Ich hatte ein Transaktionslimit hinterlegt, um die Höhe von Überweisungen zu begrenzen. Behindert das die Rücküberweisung der Gelder?
Nein, Kunden bekommen ihr Gesamtguthaben inklusive aufgelaufener Zinsen im Zuge der Schließung auf ihr Referenzkonto ausgezahlt. Wer aber vorher schon Geld überweisen möchte, muss die Transaktionslimits beachten, sie können derzeit auch noch angepasst werden.
Ich möchte meinen Freistellungsauftrag ändern, geht das noch?
Ja, aber auch hier greifen Fristen: Bis zum 29. Oktober, 17 Uhr können Sie online noch den Freistellungsauftrag anpassen, danach wird der Onlinezugriff vorerst bis 2. November nicht mehr möglich sein. Der Online-Kontozugang bleibt aber noch bis Jahresende 2021 möglich, dann aber deaktiviert. Serviceanfragen verspricht die Bank "bis auf Weiteres" entgegenzunehmen. Wichtig: Der Kontozugang über die App wird bereits ab 17 Uhr am 29. Oktober deaktiviert.
Bekomme ich noch Unterlagen für die Steuererklärung 2021 ausgestellt?
Ja, die Jahressteuerbescheinigungen werden ganz normal ausgestellt, nur früher als in den bisherigen Jahren. Weil die Bank ihre Tore schließt, sollen sie schon ab Mitte November 2021 online in Ihrem Kundenbereich zum Download bereitstehen. Wichtig für Kunden von Kinderkonten: Hier wird der Zugang nach der Kontoschließung direkt deaktiviert. Wer eine Jahressteuerbescheinigung für 2021 oder den Rechnungsabschluss im November braucht, muss den Kundenservice kontaktieren.
Wo gibt es noch gute Zinsen?
Eigentlich nirgends. Angebote mit mehr als 0,1 Prozent Zins auf Tagesgeld kann man mit der Lupe suchen. Bei der estnischen Bigbank gab es zuletzt 0,3 Prozent, bei der spanischen Openbank 0,25 Prozent - bei gesetzlicher Einlagensicherung von 100 000 Euro.