Ziel der Anleihenkäufe ist ein günstiges Finanzierungsumfeld für die pandemiegeschädigte Wirtschaft. Eine Entscheidung über die Zukunft des Programms namens PEPP wird für Mitte Dezember erwartet, wenn neue Prognosen zu Konjunktur und Inflation vorliegen. Im Euroraum ist die Teuerung zuletzt mit 3,4 Prozent weit über das EZB-Ziel von zwei Prozent hinausgeschossen. In Deutschland waren es im Oktober sogar 4,5 Prozent - der höchste Stand seit 28 Jahren.

Die EZB rechnet jedoch für kommendes Jahr mit einem Abebben des Preisdrucks, der aus ihrer Sicht vor allem durch erhöhte Energiekosten und pandemiebedingte Störungen der Lieferketten verursacht wird. Doch rund 73 Prozent der Deutschen sehen die Inflationsentwicklung kritisch, wie aus einer Umfrage des Deutsche Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) hervorgeht. Die anziehende Teuerung sei gefährlich, warnte DSGV-Präsident Helmut Schleweis. "Sie sollte nicht als vorübergehender Effekt nach der Corona-Krise verharmlost werden." Deshalb müsse die Europäische Zentralbank (EZB) im Dezember die Weichen für einen Ausstieg aus der ultra-expansiven Geldpolitik stellen. Auch der scheidende Bundesbankchef Jens Weidmann hatte seine Rücktrittsankündigung mit der Mahnung verbunden, die Inflationsrisiken nicht aus den Augen zu verlieren.

"LEITZINSANHEBUNG IN WEITER FERNE"


"Die derzeit steigenden Inflationserwartungen sind ein besonders starkes Argument für ein Ende der PEPP-Käufe im März 2022. Daran ändert auch die aktuelle Abkühlung der Konjunktur nichts", meint ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann. Chefvolkswirt Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe geht davon aus, dass die EZB den Inflationsanstieg weiter als temporär bezeichnen und keine geldpolitische Reaktion zeigen wir: "Eine Leitzinsanhebung liegt unverändert in weiter Ferne."

Einstweilen beließ die EZB den geldpolitischen Schlüsselsatz wie von Experten erwartet auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Der sogenannte Einlagesatz bleibt bei minus 0,5 Prozent. Dieser kommt einem Strafzins für das Horten von Geld gleich, den die Banken beim Parken überschüssiger Gelder bei der Notenbank berappen müssen.

rtr