"Die Wachstumsaussichten Deutschlands verschlechtern sich, da die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Konflikts die bestehenden Störungen in der Lieferkette und den Inflationsdruck verstärken", heißt es in dem neuen Ausblick, der der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag vorlag. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte deshalb in diesem Jahr nur um 3,5 Prozent zulegen, nachdem bislang von einem Plus von 4,4 Prozent ausgegangen worden war. Für 2023 wird ein Anstieg von 2,7 Prozent erwartet.
Die direkten Folgen für den Außenhandel nach den gegen Russland verhängten Sanktionen seien zwar bislang "überschaubar". "Deutschlands exportorientierte Wirtschaft und die Abhängigkeit der Exporteure von internationalen Zulieferern impliziert jedoch, dass der Krieg in der Ukraine zu weiteren Störungen führen wird", schrieb Scope-Experte Eiko Sievert. Besonders betroffen sein dürfte der Automobilsektor, da dieser auch von Zulieferern aus der Ukraine und Russland abhängig sei.
Krieg und Sanktionen dürften auch den Inflationsdruck erhöhen. "Die deutschen Haushalte sind bereits mit den höchsten Strompreisen in der EU konfrontiert, und wie in den meisten anderen europäischen Volkswirtschaften steigen die Preise weiter an", so Scope. "Das Risiko einer weiteren Eskalation und schärferer Sanktionen im Energiesektor bleibt bestehen."
Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im Februar vor allem wegen anziehender Energiepreise im Schnitt um 5,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hält im Jahresschnitt 2022 bis zu 6,1 Prozent für möglich, sollte eine Eskalation in der Ukraine zu anhaltend höheren Gaspreisen führen. 2021 waren die Preise mit 3,1 Prozent so kräftig gestiegen wie seit 1993 nicht mehr.
rtr