D ie Historie des spanischen Ölkonzerns Repsol ist ziemlich durchwachsen. Der Konzern musste sich mit der Zwangsverstaatlichung seiner Interessen in Argentinien auseinandersetzen. Gleichzeitig ging der Konzern nicht immer sehr sorgsam mit den operativen Erträgen und seinen Reserven um, war oft auch Spielball lokaler Auseinandersetzungen. Doch nach der Nahtoderfahrung in den Jahren 2019 und vor allem 2020 hat sich das Blatt gewendet.
Ursprung des Unternehmens sind die staatlichen Aktivitäten im Öl- und Gasbereich. Die Privatisierung des spanischen Ölmonopols begann 1989. 1997 wurde die Privatisierung mit dem Verkauf der letzten Aktien beendet. Der Staat behielt aber bis 2007 eine goldene Aktie, mit der Unternehmensentscheidungen blockiert werden konnten.
Repsol ist breit aufgestellt. Die Spanier haben Explorations- und Förderaktivitäten rund um den Globus. Zudem ist das Unternehmen vor allem in Europa im sogenannten Downstreamgeschäft unterwegs. Dabei wird Rohöl in eigenen Raffinerien zu Endprodukten verarbeitet. Der Konzern betreibt auch eine eigene Tankstellenkette vor allem in Spanien. Neben dem klassischen Öl- und Gasgeschäft gehören seit 2018 auch Aktivitäten im Bereich erneuerbarer Energien zum Konzern. Repsol wird zum Jahresende schon ein Portfolio von 2,4 Gigawatt aufgebaut haben. Bis Ende 2025 soll das bis auf sechs Gigawatt ausgebaut werden. Offensichtlich entsteht hier ein neues Standbein, das dem Konzern Energie im Nachölzeitalter liefert.
Gewinn verdoppelt sich
Die Erneuerbaren sind aber nur ein kleiner Teil der Börsenstory des Konzerns. Es ist im aktuellen Umfeld bei hohen Preisen für Öl und Gas sowie dicken Margen in der Verarbeitung von Öl offensichtlich, dass die Gewinne ansteigen. Dazu kommt noch ein schwacher Euro. Öl und Gas werden in Dollar fakturiert. Die Berichtswährung von Repsol ist aber der Euro. Das heißt, hier entstehen noch einmal hohe Währungsgewinne. In Zahlen heißt das: Bei Repsol erwarten Analysten für das laufende Jahr ein Betriebsergebnis von rund 7,5 Milliarden Euro, was umgerechnet auf einen Gewinn in Richtung drei Euro pro Aktie hinauslaufen wird. Nur zum Vergleich: Vor einem Jahr wurde weniger als die Hälfte verdient.
Und das Gewinnlevel wird weiter hoch bleiben. Dafür würden selbst bei einem fallenden Ölpreis die sich eher noch ausweitenden Verarbeitungsmargen sorgen. Im Vergleich zur früheren Repsol gibt es heute allerdings eine klare Politik, die Investitionen, Dividenden und Aktienrückkäufe regelt. Der Konzern ist bereit, Minderheiten zu verkaufen oder bei Projekten auch Co-Investoren aufzunehmen. Das reduziert die Kapitalbildung und schafft zusätzlichen Raum für Investitionen, aber auch für Aktienrückkäufe.
An der Börse wird Repsol im Moment mit 16,5 Milliarden Euro bewertet. Dank des hohen Cashflows haben die Spanier laut Einschätzungen von Analysten ihre Finanzschulden zum Jahresende weitgehend getilgt. Das KGV von 4,1 und eine Dividendenrendite von 5,5 Prozent auf Basis der noch tieferen Ausschüttung für 2021 signalisiert schon eine niedrige Bewertung. Was möglich sein könnte, zeigt die Matrix aus Ölpreis und Wechselkurs: In der aktuellen Konstellation liegt der faire Wert der Aktie deutlich über 20 Euro. LA