Auch andere Branchenvertreter und Investoren hätten bereits Interesse an einen Einstieg signalisiert.
Die aktivistischen Investoren Artisan Partners und Third Point sehen bei dem Hersteller von Cartier-Schmuck und Uhren der Marken A. Lange & Söhne und IWC Handlungsbedarf. So hat Third Point, die Gesellschaft des US-Star-Investors Daniel Loeb, einem Medienbericht zufolge erneut eine Übernahme von Richemont durch den französischen Rivalen Kering ins Spiel gebracht. Richemont wollte nicht bestätigen, dass Third Point Aktionär des Konzerns ist.
Doch Richemont-Präsident und Großaktionär Johann Rupert erteilte der Idee eines Verkaufs des Unternehmens oder eines Zusammenschlusses mit dem Pariser Konzern, zu dem Luxusmarken wie Gucci, Balenciaga und Bottega Veneta gehören, erneut eine Absage. "Wir haben eine klare Aussage gemacht, dass Richemont nicht zum Verkauf steht und dass wir nicht an einer Fusion interessiert sind", sagte er zu Journalisten. "Wir glauben an unsere eigenen Geschäfte." Richemont stehe "den Kering-Leuten nahe", aber seine frühere Ablehnung einer Transaktion sei "eine verbindliche Aussage".
Mehr Gehör hat der südafrikanische Milliardär für andere Forderungen von aktivistischen Anlegern. So will der US-Fonds Artisan Partners mit Veränderungen bei YNAP die Bewertung des Genfer Konzerns hochtreiben. Richemont, die bereits seit geraumer Zeit Szenarien für den Onlinehändler auslotet, legte am Freitag die weitere Marschrichtung offen: "Das Ziel ist, dass Yoox-Net-a-Porter zu einer neutralen Plattform ohne kontrollierende Aktionäre wird." Man verhandle weiter mit Farfetch, es gebe aber keine Gewissheit, dass die Gespräche zu einer Einigung führten.
"ERSTKLASSIGE RESULTATE"
Richemont hat viel in YNAP investiert und versucht, das Unternehmen weniger kapitalintensiv aufzustellen. So will der Konzern einen Teil der Ware nicht mehr selbst besitzen, sondern an Dritte übertragen. Ein ähnliches Modell verfolgt Farfetch. Beim Ergebnis haben diese Bemühungen noch nicht richtig Früchte getragen. Belastet von Investitionen und der vorübergehenden Begleichung von Brexit-getriebenen Zollkosten weitete YNAP den Halbjahresverlust auf 141 Millionen Euro aus.
Das Kerngeschäft von Richemont dagegen floriert. In den sechs Monaten bis Ende September kletterte der Konzernumsatz dank einer Erholung von der Pandemie um 63 Prozent auf 8,91 Milliarden Euro und übertraf damit auch den Vorkrisenwert deutlich. "Erstklassiges Wachstum, umwerfende Resultate", überschrieb Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy seine Einschätzung. Richemont habe Kering und Weltmarktführer LVMH beim Wachstum deutlich hinter sich gelassen. Vor allem bei Schmuck waren die Kunden in Kauflaune. Den Gewinn vervielfachte Richemont auf 1,25 Milliarden Euro (Vorjahresperiode 159 Millionen Euro).
"Das ist ein frühes Weihnachtsgeschenk für die Richemont-Aktionäre", urteilte Kepler-Cheuvreux-Analyst Jon Cox mit Blick auf den Zwischenbericht und die Pläne für YNAP. Mit einem Kurssprung von zehn Prozent kletterten die Richemont-Aktien auf ein Rekordhoch von 134,70 Franken.
rtr