Robert Bosch kam 1861 in Albeck zur Welt, einem Dorf bei Ulm. Er war das elfte von zwölf Kindern des wohlhabenden Gastwirts, Bauern und Bierbrauers Servatius Bosch und seiner Frau Maria Margaretha. "Mein Vater war ein über seinen Stand hinaus gebildeter Mann gewesen", erinnerte sich Robert Bosch später. Der junge Robert besuchte in Ulm die Realschule, er liebte die Sprachen und Physik, hatte aber Mühe mit den mathematischen Grundlagen der Naturwissenschaften. Nach dem Schulabschluss entschied er sich auf Anraten seines Vaters für eine Lehre als Feinmechaniker. Im Mai 1984 startete der damals 22-Jährige mit einem Dampfer von Rotterdam aus nach New York und fand nach der zweiwöchigen Schiffsreise eine Stelle in einer Fabrik der Edison-Gesellschaft, die elektrische Apparate aller Art baute. Seiner Verlobten Anna Kayser schrieb Bosch: "Ich war nach Amerika gegangen, um mich in der Welt umzusehen, dann aber auch, weil den jungen Demokraten, der ich aus Erziehung und nach dem Vorbild meines Vaters und meiner älteren Brüder war, dieses Land der Freiheit besonders lockte." Nach seiner Rückkehr machte sich Bosch selbstständig und gründete 1886 in Stuttgart zusammen mit einem Mechaniker und einem Laufburschen eine Werkstatt für Feinmechanik und Elektrotechnik. Das Stammkapital von 10 000 Reichsmark, die ihm aus dem Erbe seines 1880 verstorbenen Vaters zufielen, war für einen Existenzgründer damals eine beachtliche Summe. Es war ein bescheidener Anfang - die Werkstatt, eine umgebaute Mietwohnung, lag in einem Hinterhaus.

Bosch war ein Technik-Fan, mit seltsamer Erscheinung: Wollkleidung, hochgeschlossener Rock, breitkrempiger Zimmermannshut, langer Bart. Man hätte ihn eher für einen fahrenden Handwerker oder einen Missionar halten können.

In den ersten Jahren lief es nicht gut für die kleine Hinterhof-Firma. Aber erste Erfolge hatte er mit der Entwicklung eines Magnetzünders. Dieser erzeugte einen elektrischen Funken, mit dem das Gasgemisch in einem Verbrennungsmotor gezündet werden konnte. 1897 gelang es dem Tüftler, erstmals einen Magnetzünder an einen schnell laufenden Automotor zu adaptieren. Damit löste er eines der größten technischen Probleme der noch jungen Automobiltechnik.

Zünder für die Welt



"Damit begann der Siegeszug der Stuttgarter Autobauer in der Welt, aber auch jener der Produkte aus der Stuttgarter Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik", schrieb Peter Theiner in seiner Biografie über Robert Bosch (Unternehmer im Zeitalter der Extreme). "Zur wachsenden Bekanntheit trug auch bei, dass Graf Zeppelin beim erfolgreichen Testflug seines Luftschiffs darauf bestand, einen bei Robert Bosch gefertigten Zünder zu verwenden.

Um die Jahrhundertwende war der Tüftler sehr wohlhabend. Er baute eine Fabrik für 200 Angestellte, 1907 beschäftigte er bereits 944 Mitarbeiter, und bis 1913 verfünffachte sich die Zahl sogar. Das Unternehmen war für sein gutes Betriebsklima bekannt, die Angestellten durften während der Arbeit sogar singen, und Bosch bezahlte die höchsten Löhne im Industriegebiet Stuttgart. "Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne bezahle", erklärte er.

Bosch war ein Unternehmer mit sozialem Verantwortungsgefühl. Bereits 1906 führte er als einer der ersten Unternehmer in Deutschland den Achtstundentag und später die Betriebsrenten ein. Dies brachte ihm den Beinamen "Der rote Bosch" ein. Aber der Patron hatte auch seine strengen Seiten. "Dr Vadder kommt, löschet die onötige Lichter aus!" Mit diesem Satz warnten sich die Bosch-Mitarbeiter gegenseitig, wenn der Chef einen seiner berüchtigten Kontrollgänge durch die Firma machte - dem "Vadder", wie ihn die Belegschaft nannte, war Verschwendung stets ein Dorn im Auge.

1914 brach der Erste Weltkrieg aus. "Der Kriegsbeginn bedeutete für die Unternehmen im Lande zunächst vor allem Chaos, den Abbruch von Geschäftsbeziehungen und die von der Mobilisierung der Streitkräfte diktierte Beschlagnahmung des Eisenbahnnetzes und damit den Zusammenbruch eines verlässlichen kommerziellen Transportwesens", schrieb Peter Theiner. Einen Großteil seines Umsatzes hatte Bosch mit Ländern gemacht, die jetzt Kriegsgegner waren.

Die Auslandsgesellschaften in England und Frankreich wurden beschlagnahmt, mehr als die Hälfte der Bosch-Arbeiter wurde zum Heer eingezogen. Der Anteil des Kriegsmaterials an der Produktion schwoll auf fast 70 Prozent im Jahr 1917 an. Hergestellt wurden vor allem Zünder für Minen, die in großen Stückzahlen gefertigt wurden. Nach dem Wegfall der Rüstungsproduktion suchte Bosch dann fieberhaft nach Möglichkeiten, mit neuen Produkten die Beschäftigung zu erhalten - er hatte alle aus dem Krieg zurückkehrenden Mitarbeiter wieder eingestellt. Nach wie vor lag das Schwergewicht auf der Zünder-Herstellung. Produziert wurden jetzt aber auch Füllfederhalter, Schraubenschlüssel, Pumpen für die Motorschmierung und Scheinwerfer.

Die Weltwirtschaftskrise traf die Firma mit voller Wucht. Bosch überlebte dank eines Modernisierungs- und Diversifizierungsprogramms. Er baute den Konzern zu einem Elektrotechnikunternehmen um, entwickelte 1927 zum Beispiel die Dieseleinspritzung oder stellte 1933 auf der Leipziger Frühjahrsmesse den ersten Kühlschrank vor.

Robert Bosch hatte sich bereits Ende der 30er-Jahre aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Er starb am 12. März 1942 in Stuttgart an einer Ohrenentzündung.

Eine 2011 in Deutschland ausgestrahlte TV-Dokumentation schilderte Bosch als tragische Figur, die ungewollt ein Profiteur der Aufrüstung der Wehrmacht und des Kriegs wurde und durch den Weg der Kooperation mit den Nationalsozialisten bei gleichzeitigem Widerstand zwangsläufig mit den eigenen Idealen in Konflikt stand.