"Wir haben keine restriktive Zinspolitik, das ist eine Mär," sagte Halver. Zwar erhöhte die US-Notenbank den Leitzins Mitte März um 0,25 Prozentpunkte. Er liegt nun zwischen 0,75 und einem Prozent. Trotzdem werde sich die Geldpolitik von EZB und Fed nicht gravierend ändern, betonte der Experte.

Durch steigende Zinsen werde es für überschuldete Staaten schwierig, sich zu refinanzieren, erklärte Halver: Alleine die USA würden in jeder Sekunde 40 000 US-Dollar neue Schulden machen. Die gesamte Welt habe ein Defizit von 250 Billionen US-Dollar. Wenn die Zinsen um einen Prozentpunkt stiegen, gingen die Kosten dafür um 2,5 Billionen US-Dollar nach oben. Das sei für die Märkte nicht tragbar, sagte er. Dadurch wäre "die Illusion stabiler Finanzmärkte tot." Die Folge: "Hier wird niemand etwas anbrennen lassen und die Zinsen anheben."

Von April an wird die EZB die Käufe von Staatsanleihen von 80 Milliarden Euro auf 60 Milliarden verringern. Aber nicht, weil die restriktive Geldpolitik aufhört - es gäbe gar nicht genügend Anleihen: "Draghi kauft mehr Staatsschulden auf, als gemacht werden." Das Zurückfahren sei damit lediglich technisch bedingt.

Mario Draghi werde die Wertpapierkäufe nicht beenden, sagte Halver. Dazu wären Reformen in hochverschuldeten Ländern wie etwa Italien nötig. Diese seien aber sehr schwierig durchzusetzen. "Die EZB muss uns noch lange, lange durchfüttern."

Was Anleger tun sollten



"Seien Sie keine Spekulanten auf steigende Zinsen, entwöhnen Sie sich von dieser Droge der Deutschen", sagte Halver. Der Ausweg: längerfristig und regelmäßig in Aktien investieren, etwa über Sparpläne. Dabei sollen sich Anleger nicht von politischen Krisen beunruhigen lassen. "Wenn dich dein Zins nicht liebt, wie gut, dass es Aktien gibt", fasste er zusammen.