Um bloß nicht an einen Anlageberater zu geraten, der anfängt, übers Wetter zu reden oder mit Urlaubsplänen anzuöden, vertrauen sich immer mehr Deutsche lieber einem Robo-Advisor an. Solche vollautomatischen Vermögensverwaltungen gibt es hierzulande seit 2013. Über sie investierten Anleger nach Zahlen von Deutsche Bank Research bis Ende 2018 fast vier Milliarden Euro, bevorzugt in Indexfonds (ETFs). Dies entspricht etwa drei Prozent des deutschen ETF-Anlagemarkts. Bezieht man die vier Milliarden allerdings auf die 3,1 Billionen Euro an verwaltetem Vermögen der vom Fondsverband BVI erfassten Fondsgesellschaften, fallen die Robos mit 1,3 Promille kaum ins Gewicht.

Dass die mehr als 25 Anbieter in Deutschland nicht längst mehr Kunden haben, die über Robo-Advisors Geld verwalten lassen, erklärt Jochen Werne vom Bankhaus August Lenz in München unter anderem so: Die Unternehmen hätten die möglichen Kunden "ganz offensichtlich nicht mitgenommen". Deutsche Bank Research vermutet, die automatisierten Vermögensverwalter könnten attraktiver werden, wenn sie über die reine Finanzanlage hinaus "echte Beratungselemente" anböten.

Die bekannten Vorteile der Geldanlagemaschinen, Zeit und Gebühren zu sparen sowie alle Formen von Emotionalität aus Gelddingen herauszuhalten, reichen offenbar nicht aus. Zudem brachten sie den Anlegern in den vergangenen zwei Jahren im Vergleich zu gemanagten Fonds oder eigenmächtig getätigten ETF-Investments keine Renditevorteile. 2018 lagen die Verluste der von Robos gemanagten Anlagen mit durchschnittlich 5,5 Prozent kaum niedriger als bei eigenständig getätigten ETF-Investments (minus 5,7 Prozent). 2017, als generell eher Gewinne gemacht wurden, performten die Robos nach ­Berechnungen der Deutschbanker mit durchschnittlich 3,9 Prozent sogar erheblich schlechter als ETF-Anlagen in Eigenregie (8,4 Prozent).

Allerdings gibt es zwischen den verschiedenen Robo-Advisors große Unterschiede - auch bei der Rendite. Das zeigt der Test "Bester Robo-Advisor 2019", für den sich das Deutsche Kundeninstitut (DKI) im Auftrag von €uro am Sonntag 20 Robo-Advisors genauer angesehen hat. Darunter war natürlich Marktführer Scalable Capital, der mittlerweile für mehr als 40.000 Kunden gut 1,5 Milliarden Euro verwaltet. Zudem finden sich unter den 20 Adressen die Robo-Advisors der Comdirect Bank (Cominvest), der Deutschen Bank (Robin), der Targobank (Pixit), der Wüstenrot Bank (Wüstenrot ETF Managed Depot) und von Hauck & Aufhäuser Privatbankiers (Zeedin). Sie alle zählen zur Gruppe der Vermögensverwalter. Die Robos Bevestor, Easyfolio und Growney hat das DKI in ihrer Funktion als Anlagevermittler in den Test aufgenommen. Hingegen ist Liqid, der Zweitplatzierte des Tests 2018, diesmal nicht dabei. Gleiches gilt für Fidelity Wealth Expert. ­Dieser Robo startete erst im vergangenen Herbst sein Deutschland-Geschäft.

So wurde getestet


Im Test konzentrierte sich das DKI auf die Kategorien Konditionen, Angebot (jeweils 40 Prozent Gewicht bei der Bewertung) und Service (20 Prozent). Gecheckt wurde auf 340 Einzelkriterien. Die Prüfer interessierten sich unter anderem für die Anzahl der von den Robo- Advisors angebotenen Portfolios, die Möglichkeit eines Sparplans, für Mindestanlagesummen, die Vielfalt der Risikoklassen, die Gebühren generell sowie die konkreten Gebühren und Renditen bei sechs Musterfällen (siehe Tabelle unten) mit jeweils drei Risikoklassen - also bei 18 Musterprofilen. Die Renditen wurden im ersten Quartal 2019 erzielt, das den Anlegern deutlich mehr Freude machte als das Verlustjahr 2018. Zudem prüfte das Institut mithilfe von Testkunden, wie freundlich, schnell und kompetent die Anbieter bei Anrufen und E-Mails auftraten.

Günstige Gebühren bei Growney


Vorjahressieger Growney schaffte es auch diesmal auf Platz 1. Neben dem Champion reichte es noch für sieben weitere Anbieter zur Note "sehr gut". Die Tester überzeugte unter anderem die vergleichsweise günstige Servicepauschale bei Growney von 0,39 bis 0,99 Prozent im Jahr. Bei zwölf der 18 Musterprofile fällt dieser Robo mit den niedrigsten Kosten auf. Weitere Pluspunkte: Growney bietet Sparpläne an, ohne dass Kunden zugleich eine Einmal­anlage leisten müssen. Weder bei Einmalanlagen noch bei Sparplänen ist eine Mindestanlage Pflicht. Und im Kundenservice punktete Growney mit sehr guten Beurteilungen der Testkunden.

Hohe Kosten bei Solidvest


Am schlechtesten, aber immer noch mit der Gesamtnote "befriedigend" schnitt diesmal Solidvest, der Robo-­Advisor von DJE Kapital, ab. Negativ fiel den Testern unter anderem auf: Die jährliche Servicepauschale ist mit 1,4 Prozent die höchste unter den Teilnehmern. Bei den Musterprofilen liegen die Kosten überdurchschnittlich hoch. Reine Sparpläne gibt es bei Solidvest nicht. Das heißt, ohne eine ergänzende Einmalzahlung von mindestens 10.000 Euro ist ein Sparplan nicht möglich.

Die monatlichen Sparplanraten müssen bei mindestens 100 Euro liegen. Einen solchen Level verlangen nur drei weitere Anbieter. Der Warburg Navigator, der Robo von M.M. Warburg, ist der Einzige, der die Hürde mit mindestens 300 Euro im Monat noch höher legt. Ohne ergänzenden Sparplan wiederum beträgt die Mindesthöhe der Einmalanlage 25.000 Euro. Nach Zeedin (50.000 Euro) ist das der zweithöchste Wert.

Den Testern gefiel eher weniger, dass sich die Kunden bei Solidvest hinsichtlich ihrer Risikobereitschaft selbst einstufen. Das ist ansonsten nur bei Ba­loise Monviso, Oskar und Whitebox der Fall. Die anderen Anbieter ermitteln die Risikobereitschaft mithilfe von drei (Robin) bis 29 (Warburg Navigator) Fragen.

Noch ein paar Besonderheiten: Sieben Robos bieten einzig Portfolios an, die sich ausschließlich aus ETFs speisen. Die übrigen Anbieter setzen auch auf Fonds und ETCs, also Endloszertifikate auf Rohstoffindizes. Die Robos ­bieten zwischen drei (Easyfolio) und 23 (Scalable Capital) Risikoklassen an.

Vorsicht sollten Anleger bei den Gebühren walten lassen. Alle Anbieter erheben eine Servicepauschale. Darüber hinaus verlangen viele Robos weitere Gebühren. "Produktinterne Kosten muss der Anleger bei 17 der 20 Anbieter zusätzlich zahlen", stellt DKI-Chef Jörn Hüsgen fest. Hier reicht die Spanne von durchschnittlich 0,16 Prozent bei Pixit bis zu 1,28 Prozent bei Baloise Monviso. Und das, ohne dass irgendwer mit dem Kunden übers Wetter geredet hätte. Oder mit Urlaubsplänen langweilt.

In der ursprünglichen Fassung des Tests "Bester Robo-Advisor 2019" in der gedruckten Ausgabe 30/2019 von €uro am Sonntag war Ginmon aufgrund von Missverständnissen mit der Gesamtnote "befriedigend" auf Platz 16 geführt worden. Nachdem die Missverständnisse zwischen dem Robo-Advisor und dem Deutschen Kundeninstitut (DKI), das den Test für €uro am Sonntag durchgeführt hatte, ausgeräumt waren, verbesserte sich Ginmon mit der Gesamtnote "gut" auf Platz elf. Auf boerse-online.de sehen Sie die korrigierte Fassung.