Es wird kontinuierlich besser. Die 2017 gestartete Bethune-Mine des hessischen Düngemittelkonzerns K+S in der kanadischen Provinz Saskatchewan mit Bahnanschluss zum eigenen Hafenterminal in Vancouver hat die jährliche Fördermarke von zwei Millionen Tonnen Kaliumcarbonat überschritten. Und sie ist auf gutem Weg, mit jährlichen Steigerungen von 100.000 Tonnen bis 2025 die avisierte Marke von knapp 2,9 Millionen Tonnen zu erreichen, schätzen Analysten von Bloomberg Intelligence.

Mit mehr Kali aus Saskatchewan, mit großen Reserven und günstiger Förderung wird K+S seine bisher hohen Kosten langfristig deutlich senken. Zusätzlich beflügelt durch höhere Preise für die Düngerohstoffe Kalium und Natrium, hat sich der Börsenwert von K+S seit April fast verdoppelt. Ende 2020 hatte sich der Konzern aus Kassel mit dem Verkauf seines Salzgeschäfts in Nordamerika für 2,7 Milliarden Euro aus der Schuldenfalle befreit.

Nun ziehen die Preise für Kalium und Stickstoff dank einer robusten Nachfrage aus den großen Abnehmerländern China, Indien und Brasilien sowie Engpässen in der Lieferlogistik weiter an. Der Preis für Kalium in Saskatchewan hat sich in einem Jahr auf 550 US-Dollar pro Tonne mehr als verdoppelt. Stickstoff wird in Amerika für aktuell 435 Dollar pro Tonne gehandelt, 60 Prozent mehr als vor einem Jahr - auch weil ältere Stickstoffwerke in Europa wegen der hohen Energiekosten vorübergehend stillgelegt werden mussten.

Im August erhöhten K+S und Nutrien, der globale Kali-Primus aus Kanada, zum zweiten Mal in Folge ihre Prognosen für das laufende Geschäftsjahr. Der MDAX-Konzern stellt nun einen operativen Ertrag (Ebita) von 700 bis 800 statt bisher 500 bis 600 Millionen Euro in Aussicht. Bei den freien Mittelzuflüssen aus dem Geschäft, dem sogenannten Free Cashflow, erwarten die Hessen jedoch auch für 2021 ein Minus von rund 100 Millionen Euro. Das kritisieren die Analysten von Berenberg und JP Morgan als weiterhin unzureichende Profitabilität des Geschäftsmodells.

Impulse durch neue Strategie

Die Kosten des Konzerns im Zusammenhang mit den Umweltauflagen hierzulande sind hoch. So sollen Abwässer aus der Kaliproduktion ab 2022 in das stillgelegte Bergwerk Springen in Thüringen eingeleitet werden. Die bisherige Verpressung von Abwässern in den Boden ist künftig verboten.

Die neue Strategie, die K+S auf dem Kapitalmarkttag am 11. November präsentieren will, könnte die Kritik verstummen lassen. Auch das Umfeld mit attraktiven Düngerpreisen und die Rückkehr zu Wachstum im globalen Düngermarkt erleichtert es den Hessen mit höheren Förderkapazitäten in Kanada und Einsparungen im Deutschland-Geschäft Anlegervertrauen zurückzugewinnen.

Im globalen Markt mit einem geschätzten Fördervolumen von 70 Millionen Tonnen Kaliumcarbonat für 2021 erwarten die Experten von Bloomberg Green Markets nun für die nächsten zehn Jahre jährliche Zuwächse von 1,7 Prozent. Die günstigsten Anbieter, Uralkali in Russland und Belaruskali in Belarus, haben durch Sanktionen nur eingeschränkt Zugang zum Weltmarkt. Auch das hilft K+S.

Rohstoffriese BHP Group steigt ein

Die Konkurrenz wird jedoch zunehmen. Bis 2030 steigt die Anzahl der Schwergewichte deutlich, prognostiziert Bloomberg. Acron mit Sitz in Moskau und die russische Eurochem mit ihrer Zentrale im schweizerischen Zug werden ihre jährlichen Förderungen bis 2027 zusammen um fünf Millionen Tonnen erhöhen. Ab 2027 steigt dann auch der weltweit größte Rohstoffkonzern BHP Group in den Markt ein. Die neue Jansen-Mine des australisch-britischen Konzerns in Saskatchewan soll in Phase 1 ab 2029 jährlich 4,4 Millionen Tonnen Kali liefern. Die dort avisierte operative Marge von 70 Prozent sei "sehr ambitioniert", sagen Analysten. Sie trauen dem finanzstarken und breit diversifizierten Minenbetreiber als Neueinsteiger in diesem Geschäft aber viel zu.

Jansen werde für BHP erst der Anfang sein, heißt es. Wegen seiner kanadischen Mine mit Hafenanschluss könnte auch letztendlich K+S bei BHP landen. Für die nächsten Jahre haben für den Bergbauriesen jedoch Jansen und einfachere Strukturen Vorrang. Die australische BHP soll die britische BHP aufnehmen. 2022 wird über die Verschmelzung abgestimmt. Aktionäre der britischen BHP sollten abwarten.

Kali-Primus Nutrien hat derweil dank seiner vielen Minen in Saskatchewan sehr günstige Förderkosten. Die Schwäche des Konkurrenten Mosaic, der seine Förderung wegen Wartungsarbeiten um 700.000 Tonnen zurückfahren musste, nutzen die Kanadier, um ihre Jahresproduktion um eine Million auf 13,9 Millionen Tonnen zu erhöhen.

Viel Aufmerksamkeit im Stickstoffmarkt bekommt auch die norwegische Yara International. Für die Analysten der Citigroup ist sie das innovativste Unternehmen der Branche. Zum Beispiel, weil der größte Hersteller von Stickstoff (N) und Ammoniak (NH3) die Stickstoffverbindung Ammoniak auch als Wasserstoffspeicher nutzen will, um einen umweltfreundlichen Treibstoff für Containerschiffe zu entwickeln. Drei Viertel der globalen Ammoniakproduktion wird zu Dünger verarbeitet. Darin sind die Norweger weltweit führend. Nun wollen sie zeigen, dass einige Rohstoffe für Pflanzenwachstum noch mehr drauf haben.
 


INVESTOR-INFO

Nutrien

Starker Primus

Die Preise für Mais und Soja auf dem US-Markt sind so hoch wie seit acht Jahren nicht mehr. Das treibt die Nachfrage beim Düngerriesen Nutrien, der Umsatz der Kanadier 2021 wird auf umgerechnet 2,6 Milliarden Euro geschätzt. Nutrien erhöht die Kaliförderung im laufenden Jahr um eine auf 13,9 Millionen Tonnen. Etwas getrübt werden die Perspektiven durch hohe Energiekosten in der Herstellung von Stickstoffdünger.

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Kursziel: 75,00 Euro
Stoppkurs: 43,00 Euro

Yara International

Attraktive Dividende

Der norwegische Konzern Yara International ist mit einem geschätzten Erlös von umgerechnet knapp 13 Milliarden Euro im Jahr 2021 die globale Nummer 1 bei Stickstoffdünger und der zweitgrößte Hersteller von Ammoniak. Die Fokussierung auf hochwertige Produkte und digitale Dienstleistungen für Landwirte liefert hohe Margen und attraktive Ausschüttungen für die Aktionäre. In Norwegen will Yara Ammoniak künftig mit regenerativer Energie herstellen.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 52,00 Euro
Stoppkurs: 33,00 Euro

K+S

Strategie für mehr Cash

Nach dem Verkauf des Salzgeschäfts in Nordamerika im April fehlt eine wichtige Quelle für beständige Cashflows. Die 2,6 Milliarden Euro Erlös aus dem Verkauf befreiten die Kasseler jedoch aus der Schuldenfalle. Mittelfristig will der MDAX-Konzern mit jeder Mine positiven Cashflow erzeugen - auch bei niedrigen Kalipreisen. K+S hat dafür seit 2012 viel investiert, niedrige Kalipreise schmälerten jedoch lange die Renditen. Höhere Kalipreise treiben den Kurs, der Kapitalmarkttag am 11. November könnte weitere Impulse liefern.

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Kursziel: 18,00 Euro
Stoppkurs: 9,70 Euro