RTL-Chef Thomas Rabe sprach von einem erfolgreichen Jahr und kündigte mit 5,00 Euro pro Aktie die höchste Dividende seit 2015 an. In diesem Jahr rechnet RTL mit stagnierendem operativen Gewinn und mehr Umsatz. "Wenn die Ukraine-Krise sich auswachsen sollte, müssten wir sicher über unsere Einschätzung nochmal nachdenken", warnte Rabe jedoch. Die indirekten Folgen des russischen Einmarsches in die Ukraine auf das RTL-Geschäft seien noch nicht genau abzuschätzen.
Die TV-Werbeumsätze zogen im vergangenen Jahr um 16 Prozent an und die Erlöse des Streaminggeschäfts legten um gut 31 Prozent zu. Die zahlenden Abonnenten für RTL+ in Deutschland haben sich Ende 2021 auf 2,7 Millionen mehr als verdoppelt, bei Videoland in den Niederlanden ging es mit 21 Prozent auf 1,1 Millionen nach oben. "Im Vergleich zu 2021 werden wir die jährlichen Inhalteinvestitionen in RTL+ und Videoland bis 2026 auf rund 600 Millionen Euro verdreifachen", sagte Rabe. Die Zahl der Abonnenten soll bis Ende 2026 auf zehn Millionen klettern. Beim Streaming peilt RTL einen Umsatz-Anstieg von 223 Millionen Euro auf eine Milliarde Euro an und will ab 2026 Gewinn machen.
RABE LIEBÄUGELT MIT FUSION VON RTL UND PROSIEBENSAT.1
Für das laufende Jahr erwartet die RTL Group rund 7,4 Milliarden Euro Konzernumsatz und damit ein organisches Wachstum von etwa fünf bis sechs Prozent. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) werde bei 1,15 Milliarden Euro stagnieren, da Anlaufverluste im Streaminggeschäft auf rund 250 (2021: 166) Millionen Euro steigen dürften. Hier unterstellt das Management, dass Corona und der Ukraine-Krieg Konsumklima, Inflation und Konjunktur nicht zu stark dämpfen. Während RTL kein Geschäft in der Ukraine betreibt, hat der Konzern nach Rabes Worten seine Aktivitäten in Russland von rund sechs Millionen Euro pro Jahr beendet.
RTL verfolgt europaweit die Schaffung cross-medialer, nationaler Champions auf Länderebene - etwa durch Verkäufe oder Fusionen. Der Konzern hat bereits Lösungen in seinen Märkten Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Kroatien auf den Weg gebracht. "Ich wüsste keinen guten Grund, warum man etwas Ähnliches nicht auch in Deutschland machen sollte", sagte Rabe mit Blick auf eine Fusion von RTL mit dem bayerischen Rivalen ProSiebenSat.1, die er für die mittlere Sicht immer wieder ins Spiel bringt. "Aber das steht momentan überhaupt nicht auf der Agenda, es gibt keine Diskussion," betonte Rabe. Er könne sich aber nicht vorstellen, dass das jüngst verschärfte bayerische Mediengesetz "ein Hemmnis wäre, wenn wir irgendwann in der Zukunft zum Schluss kämen, dass ein Zusammengehen von RTL und ProSieben Sinn macht."
rtr