Rubel-Bond: Warum Anleger eine Russland-Anleihe kaufen sollten
· Börse Online RedaktionMit der erfolgreichen Durchführung des Confed Cup hat Russland die Generalprobe für die Fußball-WM 2018 bestanden. Staatspräsident Wladimir Putin will der Welt bis dahin ein wirtschaftlich wiedererstarktes Land präsentieren.
Kein leichtes Unterfangen, auch weil ein Ende der westlichen Sanktionen nicht absehbar ist. "Die Krise ist vorbei", sagt Putin dennoch und verweist auf nachlassende Inflationserwartungen. Trotz leichter Lohnsteigerungen dürfte die Teuerungsrate Ende des Jahres auf rund vier Prozent sinken und damit den Zielwert der Zen-tralbank erreichen. Die Spielräume, die sich damit eröffnen, will Notenbankchefin Elvira Nabiullina nutzen. In der zweiten Jahreshälfte dürfte sie den Leitzins von derzeit neun auf 8,25 Prozent senken. Auch die Konjunktur zieht an. Die OECD hält 2017 und 2018 ein Wachstum von 1,4 beziehungsweise 1,6 Prozent für möglich.
Diese Erholungstendenzen motivieren Aberdeen Asset Management zur Übergewichtung von russischen Rubelanleihen. Die Investmentgesellschaft verkennt keineswegs die Gefahren: Der Ölpreis und damit auch Russlands Währung könnten weiter fallen. Für die Risiken werde man nach Ansicht Aberdeens jedoch angemessen entschädigt. So weist der bis 2024 laufende Bond gegenüber der entsprechenden Bundesanleihe einen Renditeabstand von über acht Prozentpunkten auf.
Auch die Investmentgesellschaft M & G hält einem Bloomberg-Bericht zufolge russische Zinspapiere für aussichtsreich - trotz der vom US-Senat aufgrund der mutmaßlichen Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf beschlossenen Verschärfung der Sanktionen. Fondsmanagerin Claudia Callich glaubt jedoch nicht, dass US-Investoren der Kauf russischer Anleihen künftig verboten werde. Allerdings beinhaltet der jüngste Sanktionsbeschluss den Zusatz, dass die Folgen eines solchen Kaufverbots geprüft werden müssen.
Käme es tatsächlich dazu, würde es Russland deutlich schwerer fallen, am Kapitalmarkt die zur Refinanzierung von Schulden und zur Schließung von Haushaltslücken notwendigen Mittel aufzunehmen. Für Putins Aufstiegspläne wäre dies ein kräftiger Dämpfer.