Wenn es zwei Menschen gibt, die die meisten Deutschen mit dem Thema staatlich geförderte Altersvorsorge verbinden, sind es Walter Riester und Bert Rürup. Dabei sind ihre Produkte sehr unterschiedlich und ihr Erfolg auch. Während die Riester-Rente die durch die Reformen der Regierung Schröder entstandenen Lücken in der gesetzlichen Rente schließen soll, ist die von Rürup ersonnene Basisrente in erster Linie eine Altersversorgung für Selbstständige und Freiberufler. Das sind meist Menschen, die in der Regel nichts oder nur sehr wenig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen und entsprechend wenig von ihr erwarten können.

Nach der Anzahl der abgeschlossenen Verträge liegt Riester gegenüber Rürup weit vorn. Rund 17 Millionen Riester-zertifizierten Verträgen stehen etwa 2,3 Millionen Basisrenten gegenüber. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn die Riester-Rente wurde für alle Beitragszahler der gesetzlichen Rentenversicherung und deren Angehörige geschaffen, während die Rürup- oder Basisrente eigentlich nur für Selbstständige ins Leben gerufen wurde. Doch die Basisrente kann sich für weitaus mehr Menschen lohnen. "Wer nicht pflichtversichert ist oder zusätzlich vorsorgen möchte, kann selbst ein Vermögen aufbauen - und dabei viel Steuern sparen", sagt Tom Friess, Geschäftsführer des VZ Vermögenszentrum München.

Bert Rürup selbst ging seinerzeit sogar noch weiter und sprach von "der Rente für alle, deren Grenzsteuersatz im Alter niedriger ist als im Berufsleben". Das wären dann fast alle Angestellten. Besonders attraktiv machten die Basisrente, so Friess, die Steuerersparnisse. Bei keiner anderen Vorsorgeform können so hohe Beträge geltend gemacht werden. Ledige können 2021 bis zu 23 724 Euro steuerlich abziehen, Ehepaare bis zu 47 448 Euro. Zudem fallen keine Kapitalertragsteuern an, der Wert-zuwachs ist steuerfrei. "Dafür wird die Rente nachgelagert als Einkommen besteuert, allerdings meist zum tieferen, persönlichen Satz", so Friess.

Was beim "Rürupen" wichtig ist.


Grundsätzlich gilt, je mehr man verdient und folglich in eine Basisrente stecken kann, desto mehr gibt es in der Ansparphase vom Finanzamt zurück. Doch Vorsicht, neben den Ausgaben, die für die Basisrente abgesetzt werden können, haben die meisten noch weitere Ausgaben für die Vorsorge, die sie in der Steuererklärung geltend machen.

Und noch drei weitere Punkte sollten alle, die sich für eine Rürup-Rente interessieren, neben der nachgelagerten Besteuerung beachten. In der Ansparphase ist das Geld gebunden. Mal eben was abheben für ein neues Auto ist nicht möglich, was aber für Menschen, die sich beim Geldausgeben nur schwer disziplinieren können, unter Umständen nicht schlecht ist. Zudem wird das angesparte Kapital immer verrentet und kann bei Beginn des Ruhestands nicht auf einen Schlag ausgezahlt werden. Grundsätzlich ist die Basisrente nicht vererbbar, es sei denn, man schließt einen Todesfallschutz ab, den alle Policen in unserem Test bieten (siehe Tabelle unten). Wer diesen Baustein nicht hat und dann ein Jahr nach dem Start der Rente stirbt, hat das meiste Geld für den Rest der Basisrentner seiner Versicherung gespart.

Neben ETF-Sparplänen, die "Rürup-zertifiziert" sind, gibt es aus der Versicherungswirtschaft eine ganze Reihe von Angeboten, die €uro gemeinsam mit dem Institut für Vermögensaufbau im Rahmen einer Umfrage untersucht hat. Dabei wurden sowohl klassische fondsgebundende Rentenversicherungen als auch sogenannte Zwei- und Drei-Topf-Hybride untersucht. Rentenversicherungen mit Garantiezins wurden bewusst außen vor gelassen. Diese Produkte gelten zwar als extrem sicher, doch angesichts des oft jahrzehntelangen Anlagehorizonts, in dem Kursschwankungen weniger schwer wiegen und angesichts der aktuell niedrigen Zinsen, hat €uro sich auf die genannten, kapitalmarktnahen Produkte konzentriert.

Insgesamt beantworteten 19 Versicherungsgesellschaften den umfangreichen Fragebogen (Details siehe "So lesen Sie die Tabelle"). "Die Teilnahme erfolgte freiwillig. Versicherer mit schlechteren Produkten hatten somit die Gelegenheit, durch Abwesenheit zu glänzen", weiß Dirk Rathjen, Vorstand des IVA. Da die Frage nach der besten Lösung sich nicht pauschal beantworten lässt, haben Rathjen und seine Kollegen die Angebote nach drei Kundentypen sortiert: Der eine Typ will eine hohe Garantie, gepaart mit einer hohe Aktienquote (Typ hoch), der zweite ein ausgewogenes Portfolio, das so wenig wie möglich umgeschichtet wird (Typ ausgewogen). Und der dritte Kundentyp will sich zurücklehnen, den Anbieter und die Finanzmärkte machen lassen und bevorzugt daher reine Fondspolicen (Typ Fondspolice). Bei allen drei Kundentypen landeten zwei Tarife von der 1871 ganz vorn. Nach dem Durchschnitt der erreichten Punkte kam die Alte Leipziger auf den zweiten Rang. Der Versicherer hat allerdings nur Policen für zwei Kundentypen im Angebot. Insgesamt zeigt sich, wie von IVA-Vorstand Rathjen vermutet, dass im Feld vor allem Anbieter mit guten und sehr guten Policen versammelt waren. Interessierte sollten sich jedoch nicht stur nach den Ergebnissen dieses Vergleichs richten, denn bei derart hochkomplexen und vielschichtigen Produkten lohnt es sich immer, einen versierten Makler oder Versicherungsberater zu kontaktieren.

https://www.boerse-online-spezial.de/wp-content/uploads/sites/2/2021/12/TabelleBasisrententest.png

So haben wir getestet


Insgesamt haben 19 Anbieter den Fragebogen des Instituts für Vermögensaufbau (IVA) ausgefüllt. 26 Angebote wurden bewertet, was nach Größe der teilnehmenden Versicherer einer Marktabdeckung von 60 Prozent entspricht.

Beim Vergleich derartig hochkomplexer und vielschichtiger Produkte ist immer Bedacht gefragt, weil Kunden individuelle Präferenzen und Prioritäten haben. Diese zu unterscheiden, ist Aufgabe eines Beraters oder eines Kunden mit exzellenten Kenntnissen in den Details von Versicherungsprodukten, von Bilanzstärke über Versicherungsbedingungen bis hin zu Investmentqualität. Für das Konzept haben wir deshalb drei verschiedene Kundentypen unterschieden.

Hier finden Sie die einzelnen übergeordneten Testkriterien. Insgesamt wurden über 100 Kriterien bewertet. Die Tabelle finden Sie auf der folgenden Seite.

Das Wertsicherungskonzept: Im Zeitalter von Nullzinsen und Negativzinsen haben viele Rentenfonds Renditeerwartungen um null Prozent. Solange die Zinsen niedrig bleiben, ist das Sicherungsvermögen (SV) eines Versicherers attraktiver als ein Rentenfonds. Es bringt Renditen von (derzeit im Branchenschnitt) um die zwei Prozent pro Jahr, bei minimaler Schwankung von einem Jahr auf das nächste. Fonds und konventionelles SV zu mischen, ist somit sinnvoll. Wenn die Wertentwicklung und der Versicherer es zulassen, kann man die Garantie des Vertragswerts im Lauf der Zeit dann nach oben anpassen. Dies ist besonders wichtig, wenn der Kunde nach einem starken Aktienmarkteinbruch an den gestiegenen Chancen auf Kursgewinne partizipieren will und wenn er nach einer starken Aktienrally Gewinne absichern möchte.

Bei dynamischen Modellen ist es außerdem wichtig, um dem Cash-Lock zu entkommen. Bei einem Cash-Lock kann das Geld im konventionellen Sicherungsvermögen vorerst nur in Anleihen investiert werden. Dynamische Drei-Topf-Modelle erlauben 100 Prozent Aktienquote selbst bei Garantieniveaus bis 100 und damit höhere Renditechancen (nach der Absenkung des Rechnungszinses am 1.1.2022 sind es 80 bis 90 Prozent). Sie bergen allerdings ein Cash-Lock-Risiko. Um dieses abzusichern, muss der Versicherer Put-Optionen kaufen, was diese Produkte verteuert.

Dynamische Drei-Topf-Hybride brauchen diese teuren Optionen nur innerhalb des Garantiefonds und sind somit etwas günstiger als die meisten dynamischen Zwei-Topf--Hybride. Leider liefen die meisten Garantiefonds in der jüngeren Vergangenheit alles andere als gut. Hier gab es zwei Ausnahmen: Die Alte Leipziger hat den besten derartigen Garantiefonds am Markt. Die W & W hat mit ihrem Garantiefonds ein Modell ohne (untermonatliches) Cash-Lock--Risiko innerhalb des Fonds, was ein Vorteil gegenüber vielen Konkurrenten ist.

Dynamische Zwei-Topf-Hybride erlauben dem Kunden dafür, die komplette Fondsanlage selbst zu bestimmen. Für einen gut informierten Anleger ein echter Vorteil.

Dynamische Hybride mit gutem Risikomanagement und bis zu 100 Prozent Aktienquote haben als Daumenregel 100 Prozent der möglichen Punkte. Dynamische Hybride, die keine 100-prozentige Aktienquote ausschöpfen, weil sie qua Anlageregel nicht voll investieren dürfen, bekamen als Daumenregel 90 Prozent, statische Hybride 81 Prozent. Zukünftige Beiträge zu berücksichtigen, erhöht die Aktienquote und deshalb die Punktzahl um fünf Prozent.

Weitere Sicherungsmöglichkeiten und die Höhe der Mindestgarantie modifizieren die Punktezahl. Die anfängliche Aktienquote ebenfalls. Dies gilt für ein Kundenprofil mit dem Wunsch nach hoher Rendite bei hoher Garantie.

Für Kunden, die ein ausgewogenes Portfolio anstreben, sind statische Hybride unter Umständen attraktiver. Sie erfordern keine Umschichtungen des Versicherers im Fall von Kurseinbrüchen. Allerdings ist die Aktienquote nicht so hoch wie bei dynamischen Hybriden bei gleichem Garantieniveau. Die Kosten für die Put-Optionen des Versicherers entfallen aber. Insgesamt gibt es bei den -Hybriden also weder Richtig noch Falsch. Es kommt auf das Bedürfnis und den Geschmack des Anlegers an.

Für Anleger, die eine reine Fondspolice bevorzugen, ist ein Sicherungsvermögen nicht nötig. Da die meisten Versicherer bei den Hybriden Garantiequoten von null oder wenigen Prozent zulassen, sind die meisten Hybride auch als reine Fondspolicen nutzbar. Daher wurden sie in dieser Kategorie mitbewertet.

Das Wertsicherungskonzept floss bei den Hybridmodellen mit 15 Prozent in die Gesamtbewertung ein.

Sicherungsvermögen:
a) Renditestärke: Wie sich eine Police rentieren wird, lässt sich anhand der Anlagepolitik und der laufenden Verzinsung abschätzen. Es wurde ein gewichtetes Mittel verwendet. Die Gewichtung hängt unter anderem davon ab, wie detailliert und plausibel die Angaben zur Anlage im konventionellen Sicherungsvermögen sind.

b) Solidität: Neben der Rendite wurde auch bewertet, wie solide ein Versicherer aufgestellt ist. Renditekraft und wie solide die Bilanzen der Gesellschaften sind, werden gleichwertig beurteilt. Die Solidität wird gemessen an drei Solvabilitätsquoten nach Solvency II und einer Kennzahl nach HGB (diese wurde wie folgt berechnet: -Eigenkapital + freie RfB + SÜAF + Bewertungsreserven geteilt durch konventionelle Deckungsrückstellung). Diese machen zusammen 25 Prozent der Note für das konventionelle Sicherungsvermögen aus. Die verbleibenden 25 Prozent basieren auf der Auswertung von sieben verschiedenen Ratings von Anbietern wie Assekurata, Fitch oder Morgen & Morgen. Die Ratings werden in eine einheitliche Punkteskala überführt und das Mittel über alle verfügbaren Ratings gebildet. Diese Renditestärke und Solidität flossen unter dem Punkt "Sicherungsvermögen" gleichgewichtet bei den Hybridmodellen mit 15 Prozent in die Gesamtnote ein.

Investmentkonzept: Die Breite der Palette an aktiven und passiven Fonds hat das höchste Gewicht. Gemessen wird die Breite an der Zahl der Anlageklassen, die ein Kunde nutzen kann, um sich sein Portfolio zu konstruieren. Da viele Kunden aber lieber nicht selbst ihre Portfolios bauen und managen wollen, sondern Fondsvermögensverwaltungen im Versicherungsmantel schätzen, ist deren Verfügbarkeit und Anzahl ein weiteres Kriterium. Das gesamte Investmentangebot floss bei den Hybridmodellen mit 20 und bei reinen Fondspolicen mit 35 Prozent in die Gesamtnote ein.

Flexibilität im Investmentbereich: Die Häufigkeit, mit der ein Kunde wechseln kann, ist hier enthalten. Wie viele Fonds ein Kunde kombinieren kann und wie niedrig das Mindestgewicht ist, sind weitere Kriterien. Bestand und laufende Neubeiträge lassen sich bei allen Teilnehmern mittlerweile trennen. Diese Kategorie enthält Punkte dafür, dass ein Kunde Indexpartizipation ein- und abschalten kann.

Die Flexibilität beim Investieren floss bei den Hybridmodellen mit zehn, bei reinen Fondspolicen mit 15 Prozent in die Gesamtnote ein.

Kosten: Wir haben uns im Sinne der Einheitlichkeit auf die Kostenkennzahl Reduction in Yield, also die Renditeeinbußen durch Abschluss- und laufende Kosten, festgelegt.

Um den Effekt günstiger ETFs besser zu berücksichtigen, haben wir in der Kostenbetrachtung noch weitere Größen herangezogen: den Preis des günstigsten ETFs auf den MSCI World und den Umfang der Palette an Anlageklassen, die sich mit ETFs abdecken lassen, sowie den Umgang mit Retrozessionen. Die Berechnungen der Versicherer wurden alle nach dem Bruttoverfahren durch-geführt, sind aber trotzdem sehr heterogen. Trotz Anpassungen an einer wichtigen Stelle zur Verbesserung der Vergleichbarkeit sollte man die genauen Kostenzahlen nicht zu sehr auf die Goldwaage legen.

Die Kosten flossen bei den Hybridmodellen mit 20 und bei reinen Fondspolicen mit 30 Prozent in die Gesamtnote ein.

Flexibilität nach Vertragsabschluss: Diese Kategorie deckt Versicherungstechnik ab: die Möglichkeit von Beitragspausen und Stundungen, die Auswahl bei Beitragsdynamiken, die minimale und maximale Höhe von Zuzahlungen, das umfängliche Bedingungsrating von Franke & Bornberg und auch die zulässigen Anpassungen der Garantie, der Höhe und der Häufigkeit nach. Die Möglichkeiten zur Veränderung des Garantieniveaus werden ebenfalls in dieser Kategorie bepunktet.

Die Flexibilität floss bei den Hybridmodellen wie auch bei den reinen Fondspolicen mit zehn Prozent in die Gesamtnote ein.

Verrentung: Basisrenten können nicht bei Ablauf ausgezahlt werden, sondern sind zwingend zu verrenten. Daher ist die zweite Halbzeit ebenfalls sehr wichtig. Der große Nachteil von Verrentung ist, dass im Todesfall die Ersparnisse dem Versichertenkollektiv zufallen. Diesem Effekt kann man mit einem sogenannten Hinterbliebenenschutz entgegenwirken. Die Vielfalt und Qualität dieser Absicherungen werden hier benotet. Auch die Option auf etwa eine Pflegeversicherung brachte Punkte. Da die Rentenbezugsphase viele Jahrzehnte dauern kann, ist auch hier Rendite wichtig. Das Angebot fondsgebundener Verrentung wird deshalb mit Zusatzpunkten belohnt. Gleiches gilt, wenn die Chance, an den Aktienmärkten zu partizipieren, über eine Indexbeteiligung gegeben wird. Diese erlaubt zwar weniger hohe Renditen, macht aber weniger Anlegern Angst, weil es keine großen Verluste des bereits erreichten Kapitals im Vertrag geben kann. In schlechten Jahren verfällt nur die eingesetzte Optionsprämie. Zu guter Letzt finden hier auch die Rentenfaktoren ihren Niederschlag. Tatsächliche (aktuelle) Rentenfaktoren und garantierte Rentenfaktoren werden berücksichtigt.

Die Verrentung floss bei den Hybridmodellen wie auch bei den reinen Fondspolicen mit zehn Prozent in die Gesamtnote ein.

Ergebnisse: Alle Kategorien wurde in Prozentzahlen benotet und dann in Noten umgerechnet. Alle Noten sind jeweils relativ zum Gruppenbesten vergeben worden. Es wurde also nicht bewertet, was idealerweise wünschenswert wäre, also etwa gar keine Kosten, sondern wie gut das jeweilige Produkt gegenüber seinem besten Konkurrenten in der jeweiligen Teildisziplin abschneidet.

Das Gesamtergebnis beruht auf einem gewichteten Mittel der Prozentzahlen, das dann in eine Gesamtnote umgerechnet wurde. Hier das Notenschema:
ab 45 Prozent gibt es die Note "ausreichend"
ab 56 Prozent "befriedigend"
ab 67 Prozent "gut"
ab 78 Prozent "sehr gut"
ab 89 Prozent "sehr gut +"