Dax und EuroStoxx50 kamen am Montagvormittag kaum vom Fleck. Sie notierten bei 13.303 beziehungsweise 3775 Punkten. Mit Kursgewinnen von jeweils mehr als 25 Prozent steuerten sie aber weiter auf die größten Jahresgewinne seit 2012 und 2013 zu. In den verbleibenden Handelstagen seien noch ein paar zusätzliche Punkte Kursplus drin, prognostizierte Analyst Timo Emden von Emden Research. "Ein Kurstreiber könnte das Window Dressing werden. Fondsmanager versuchen ihr Portfolio mit besonders gutgelaufenen Aktientiteln zu schmücken, um es zumindest auf den ersten Anschein zu verschönern."

Wegen der Verzögerungen bei der Unterzeichnung der geplanten Handelsvereinbarung zwischen den USA und China, äußerten sich andere Börsianer zurückhaltender. Nervös mache Investoren außerdem die harte Haltung des britischen Premierministers Boris Johnson beim Zeitplan für die anstehenden Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit der EU.

Einige Investoren griffen daher zur "Antikrisen-Währung" Gold, die sich um 0,4 Prozent auf 1483,83 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) verteuerte. Attraktiv sei das Edelmetall auch deshalb, weil die US-Notenbank (Fed) den Leitzins auf absehbare Zeit nicht anheben werde, sagte Volkswirt John Sharma von der National Australia Bank. Gold dient Investoren auch als Absicherung gegen Inflationsgefahren.

GEWINNWARNUNG SCHICKT KOENIG & BAUER AUF TALFAHRT

Bei den deutschen Aktienwerten stachen die Titel von Koenig & Bauer mit einem Kursrutsch von zeitweise knapp 13 Prozent heraus. Mit 26,50 Euro waren sie so billig wie zuletzt vor knapp vier Jahren. Die Prognosesenkung vom Freitagabend sei zwar nicht überraschend gekommen, ihr Umfang dagegen schon, urteilte Analyst Henning Breiter vom Bankhaus Hauck & Aufhäuser. Er halte dennoch an seiner Kaufempfehlung fest, da er mit Nachhol-Effekten bei verzögerten Aufträgen und frischen Impulsen durch die Branchenmesse Drupa rechne.

In Mailand büßten die Aktien von Atlantia 4,5 Prozent ein. Nervös machte Anleger ein geplantes Gesetz, dass der italienischen Regierung den Entzug von Maut-Lizenzen erleichtern und Ausgleichzahlungen des Staates an Unternehmen reduzieren soll. Die regierende 5-Sterne-Bewegung macht die Atlantia-Tochter Autostrade per l'Italia für den Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua 2018 verantwortlich, bei dem 43 Menschen ums Leben kamen. Das Unternehmen hat den Vorwurf stets zurückgewiesen.

Die Papiere von Bayer stiegen dagegen um bis zu 3,5 Prozent auf ein 14-Monats-Hoch von 74 Euro. Auftrieb erhielten die Titel des Pharma- und Agrarchemiekonzerns von der Rückendeckung durch die US-Regierung in einem Schadenersatzprozess um den Unkraut-Vernichter Glyphosat, sagten Börsianer. Dem US-Justizministerium und der Umweltbehörde EPA zufolge ist Glyphosat nicht krebserregend.

rtr