Rumänien startet nicht wie befürchtet mit einer Verfassungskrise ins neue Jahr. Kurz vor dem Jahreswechsel ernannte Staatspräsident Klaus Johannis den Sozialdemokraten Sorin Grindeanu zum Ministerpräsidenten und beauftragte ihn mit der Regierungsbildung. Die Sozialdemokraten (PSD), die aus den Parlamentswahlen vor knapp vier Wochen als Sieger hervorgegangen waren, hatten zunächst Sevil Shhaideh vorgeschlagen. Johannis hatte die Muslimin aber ohne Angaben von Gründen abgelehnt. Im Gegenzug hatte die PSD mit einem Amtsenthebungsverfahren gegen Johannis gedroht.
Nun aber sind - bis auf Weiteres - die Chaostage in Bukarest beendet. Rumäniens Gläubiger konzentrieren sich wieder auf die künftige Wirtschafts- und Finanzpolitik und warten, ob die PSD ihre im Wahlkampf angekündigten Pläne auch in die Tat umsetzt. Unter anderem hatte die Nachfolgepartei der Kommunisten eine Erhöhung der Beamtenlöhne und der Renten versprochen sowie Einkommensteuersenkungen und Infrastrukturinvestitionen angekündigt. Die Neuverschuldung dürfte dann aber deutlich zulegen. Experten rechnen 2017 mit einem Anstieg des Haushaltsdefizits auf über drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die von S&P noch vor einigen Monaten in Aussicht gestellte bessere Bonitätsnote wäre dann wohl nicht mehr möglich.
Eine Herabstufung in den Junkbereich müssen Anleiheinvestoren trotz weiterhin möglicher politischer Krisen nicht fürchten. Die Gesamtverschuldung liegt bei knapp 40 Prozent. Und für 2017 erwartet die Bank Erste Group ein Wirtschaftswachstum von 3,2 Prozent. Damit schneidet Rumänien im Vergleich zu anderen EU-Staaten sehr gut ab.