Abgesagte Aufträge, geschlossene Geschäfte, wenig oder keine Arbeit: Zigtausende Bürger müssen derzeit wegen der Coronakrise mit weniger Geld auskommen. Die finanziellen Spielräume sind bei vielen aber begrenzt. Laufende Kosten wie Miete, Strom oder Versicherungen belasten das Budget. Schnell kann es passieren, dass das Konto überzogen wird. Dann aber werden sofort Zinsen fällig. Hohe Zinsen.

Während Sparer wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase wenig bis gar keine Zinsen erhalten, verlangen Geldinstitute durchschnittlich fast zehn Prozent, wie aus einer aktuellen Studie der Organisation "Finanzwende" hervorgeht. Das bedeutet: Im Vergleich zur Prä-Coronazeit hat die große Mehrheit der Banken die Höhe ihrer Dispozinsen beibehalten.

Dispozinsen sollen, wie der Bankenverband selbst sagt, zur kurzfristigen Überbrückung von Finanzengpässen genutzt werden. Sie sind wie geschaffen für eine Krise wie die Corona-Pandemie. Indem die Banken aber weiter an ihren ursprünglichen Zinsen festhalten, bringen sie den Kunden keine Erleichterung. Im Gegenteil, sie verschlimmern ihre Not. Es ist reiner Wucher.

Um fair zu bleiben: Es gibt auch Ausnahmen. Die Frankfurter Sparkasse beispielsweise hat bereits im April ihre Dispozinsen für Bestandskunden auf 4,99 Prozent halbiert. Einige andere Regionalbanken haben sich ihr angeschlossen. Dieses Verhalten könnte Schule machen - wenn der öffentliche Druck weiter zunimmt.