"Wir stellen aktiv unsere Cloud-Operationen in Russland ein", teilte das Walldorfer Dax-Konzern am Donnerstag mit. Die internationalen Sanktionen würden vollständig umgesetzt. Allerdings hält SAP damit am deutlich größeren Lizenzgeschäft fest, wo die Software bereits gekauft wurde, vor Ort installiert ist und entsprechend auch gewartet wird.
Einen Rückzug aus Russland hat unter anderen der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gefordert, der SAP sowie Microsoft und Oracle dazu bereits vor rund zehn Tagen aufgerief. Bisher hatte SAP-Chef Christian Klein davor zurückgeschreckt. In einem Interview hatte Klein darauf verwiesen, SAP unterstütze Unternehmen, "die für Bürgerinnen und Bürger von entscheidender Bedeutung sind". Die Sanktionen würden diese Firmen bewusst ausklammern. "Sollen wir jetzt als SAP sagen: Wir wissen es besser und ziehen uns noch mehr zurück?"
Anfang März hatte SAP bereits erklärt, sich den Sanktionen anzuschließen und das Neugeschäft in Russland wie auch Belarus einzustellen. Das beinhaltete allerdings nicht Dienstleistungen gegenüber Bestandskunden wie Wartungen oder Cloud-Dienste, die zunächst weiter angeboten wurden. Medienberichten zufolge soll diese Entscheidung intern von Mitarbeitern kritisiert worden sein. SAP verwies nun darauf, unter anderem der ukrainischen Regierung technologisch bei Bestellungen für Krankenhäuser zu helfen. Zudem hätten inzwischen das Unternehmen und Mitarbeiter mehr als drei Millionen Euro gespendet und mehr als 4000 Beschäftigte hätten Unterkünfte und weitere Hilfe zur Verfügung gestellt.
SAP macht nicht öffentlich, wie groß das Geschäft in Russland ist. Aus dem Integrierten Bericht 2019 - den letzten verfügbaren Daten - geht hervor, dass die russische Tochtergesellschaft unkonsolidiert in dem Jahr knapp 483 Millionen Euro umsetzte. Zu den Kunden gehören früheren Angaben zufolge die Fluggesellschaft Aeroflot und das Kreditinstitut Sberbank.
rtr