"Die deutsche Bundesregierung ist nicht an allem schuld", sagte Schäuble in einem am Mittwoch veröffentlichten "Zeit"-Interview: "In den meisten anderen Mitgliedsstaaten geht es wegen der niedrigen Ölpreise und der Abwertung des Euro aufwärts. In Griechenland aber nicht." Das Land habe im Moment dringlichere Probleme als seine Schulden: "Griechenland ist nicht mehr wettbewerbsfähig."

Die neue griechische Regierung ringt seit Monaten mit ihren internationalen Geldgebern um die Auflagen für weitere Hilfen, die das Land vor der Staatspleite bewahren sollen. Schäuble schloss nicht aus, dass es dort auch zu Beschränkungen im Geldverkehr kommen könnte, betonte aber: "Die Entscheidung über Kapitalverkehrskontrollen obliegt allein den Mitgliedsstaaten."

Zudem verteidigte er den Ansatz der Euro-Zone, Hilfe nur bei Reformen zu leisten: "Wir haben gesagt, wir helfen euch, aber ihr müsst finanziell wieder auf eigene Beine kommen." Die neue Regierung sage aber: "Wir wollen den Euro behalten, aber wir wollen das Programm nicht mehr. Das passt nicht zusammen." So beschäftigte Griechenland von allen Euro-Staaten, gemessen an der Bevölkerung, die meisten Beamten und wolle noch mehr einstellen. Auch habe es einen höheren Mindestlohn als viele andere Euro-Staaten und verlange nach zusätzlichen Finanzhilfen.

In dem Doppelinterview plädierte der US-Ökonom Kenneth Rogoff für einen Schuldenschnitt in Griechenland. Die hohe Staatsverschuldung verunsichere Investoren. Schäuble lehnte das ab. Im Jahr 2012 seien dem Land bereits die Hälfte seiner Schulden bei privaten Anlegern erlassen worden. Die Senkung der Zinsen und die Streckung der Rückzahlungsfristen für die Hilfskredite wirkten bereits wie ein zweiter Schuldenschnitt.

Reuters