"Und das geht sogar noch weiter. In Deutschland rechnen wir damit, dass es durchaus zu einer Inflation kommen kann, die größer ist als drei Prozent."

Einen Grund zum Gegensteuern für die Geldpolitik sieht die deutsche Ökonomin aber nicht. Man gehe davon aus, dass es sich um kurzfristige Schwankungen handele, sagte Schnabel. "Unsere geldpolitische Strategie ist mittelfristig ausgerichtet und das bedeutet, dass wir durch all diese kurzfristigen Schwankungen hindurchschauen." Die EZB strebt auf mittlere Sicht knapp unter zwei Prozent Inflation als Idealwert für den Euro-Raum an. Dieses Ziel verfehlt sie aber bereits seit Jahren.

"Wenn wir tatsächlich sehen, dass sich plötzlich eine sehr schnelle Inflationsentwicklung ergäbe, was sich im Moment aber wirklich überhaupt nicht abzeichnet, dann müssten wir natürlich unsere Maßnahmen anpassen und müssten das natürlich graduell machen", sagte Schnabel. Das müsse vor allem durch Kommunikation vorbereitet werden. Alle hätten dann die Möglichkeit, sich allmählich daran anzupassen.

Im April lag die Inflation im Euro-Raum bei 1,6 Prozent. In ihrer jüngsten Konjunktur-Prognose vom März hatten EZB-Volkswirte für 2021 eine Teuerungsrate von 1,5 Prozent vorausgesagt, gefolgt von 1,2 Prozent 2022. Neue Projektionen der Notenbank-Volkswirte werden zur Zinssitzung am 10. Juni vorliegen.

rtr