Die weiterhin niedrigen Zinsen machen nicht nur Immobilienkredite für Wohnungskäufer und Häuslebauer günstig. Sie beflügeln auch die Lust der Deutschen, einen Ratenkredit mit dem Ziel aufzunehmen, ihre eigenen vier Wände zu renovieren. Von Bernhard Bomke
Nach Zahlen von Check24 haben Eigentümer, die über das Vergleichsportal einen Ratenkredit mit dem Verwendungszweck "Modernisierung" abgeschlossen haben, 2020 im Schnitt 17838 Euro aufgenommen. Das war in den vergangenen fünf Jahren die höchste mittlere Kreditsumme für Wohnungsmodernisierungen. Die 17838 Euro waren gut 70 Prozent mehr als die im Jahr 2015 im Mittel aufgenommenen 10466 Euro. Gegenüber 2019 stieg das Kreditvolumen für Modernisierungen im Corona-Jahr 2020 immerhin noch mal um 1,4 Prozent.
Zinsen für Modernisierungskredite sinken auf neuen Tiefststand
Die Kreditnehmer profitierten dabei von abermals gesunkenen Zinsen. Lagen diese 2019 im Schnitt noch bei jährlich 3,43 Prozent, waren es im vergangenen Jahr nur noch 3,17 Prozent. Die Immobilienbesitzer, so erklärt Moritz Felde, Geschäftsführer Kredite bei Check24, profitierten vom Wettbewerb zwischen den Banken. Und: "Wohneigentum erhöht die Bonität bei der Kreditvergabe." Bei Modernisierungskrediten erhielten Kreditnehmer somit besonders günstige Konditionen. Neben gestiegenen Preisen für Immobilien und Bauleistungen trügen auch die gesunkenen Zinslasten dazu bei, dass die Kreditsummen zunähmen.
Derweil bleiben die Zinsen für Immobilienkredite im Keller. Der Finanzierungsvermittler Dr. Klein gibt den günstigsten Zinssatz für ein Immobiliendarlehen mit zehnjähriger Zinsbindung aktuell mit 0,44 Prozent im Jahr an. Vorstandschef Michael Neumann erwartet für die nächsten Wochen keine nennenswerte Veränderung der Zinssätze für Immobilienkredite.
Dr. Klein: Erst im zweiten Halbjahr 2021 könnten Bauzinsen wieder leicht steigen
Erst fürs zweite Halbjahr 2021 will Neumann "einen leichten Anstieg der Bauzinsen" nicht ausschließen. Der Grund: Wenn die Konsumlust der Deutschen, die derzeit im Schnitt jeden fünften Euro auf die hohe Kante legen, nach dem Lockdown überproportional zunehme, könne das zu merklichen Preissteigerungen führen. Die Zinsen würden dann zwar nicht im Gleichschritt anziehen, weil die andauernden Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank diesen traditionellen Automatismus aussetzten. Ein leichter Zinsanstieg infolge einer anziehenden Inflation sei allerdings denkbar.