Wenn es an den Börsen zu marktbreiten Kursverlusten kommt, geraten auch Werte in Sippenhaft, wo es eigentlich gar keine Gründe gibt. Wo Anleger jetzt günstige Aktien zu Schnäppchenpreisen einsammeln können. Von Florian Hielscher

„Alles muss raus“. Wenn Einzel- oder Onlinehändler ihre Ware schnell loswerden wollen, werfen sie die Produkte oft zu Schleuderpreisen auf den Markt. Käufer können dann echte Schnäppchen machen. An der Börse geht das genauso. Im Zuge schlechter Nachrichten bei Inflation, Zinsen und Kriegsgeschehen räumen vielen Anleger ihre Depots leer, obwohl viele Werte bereits stark an Wert verloren haben. Fundamentaldaten rücken dann ebenfalls in den Hintergrund.

Für mutige und langfristige Anleger tun sich hier echte Chancen für günstige Einstiege auf. Denn selbst nach den tiefgreifendsten Krisen kehren die Märkte wieder zur Normalität zurück. Dann rücken die Kennzahlen der Unternehmen wieder stärker in den Fokus und unterbewertete Aktien holen ihre Bewertungsabschläge meist auf. Damit Sie nicht in ein paar Monaten dasitzen und denken „Hätte ich doch damals bloß…“, hat sich das Finanzmagazin Barron’s auf die Suche nach aktuellen Schnäppchen gemacht und ist dabei gleich im Dutzend fündig geworden, vor allem in den USA. Darunter finden sich Größen wie der IT-Konzern IBM, das Tabakunternehmen Philip Morris oder der Versicherungsriese UnitedHeath. Das Kalkül: Keines der Unternehmen hat seine Gewinnschätzung für das kommende Jahr gesenkt, der Kurs verliert dennoch. Entsprechend erscheinen die Titel auf Basis der Bewertungskennziffer Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) günstiger. 

Unternehmen geschätztes KGV für 2023
NRG Energy 9,6
CVS Health 10
IBM 10,2
FMC Corp. 11,5
Edison International 12,2
Conagra 12,3
Dollar Tree 13,4
Philip Morris 14,5
Raytheon 14,5
Humana 15,2
UnitedHealth Group 17,9
O'Reilly 18,5

Handelten die zwölf Werte bisher mit einem durchschnittlichen KGV von 17, sind sie lut dem Finanzdienst Bloomberg nun zum 13-Fachen des für 2023 erwarteten Gewinns zu haben. Im Schnitt soll ihr Gewinn im kommenden Jahr um sieben Prozent steigen.

Analysten der Wallstreet trauen besonders Raytheon, UnitedHeath und Humana eine Menge zu. Mehr als 80 Prozent raten zum Kauf, der Durchschnitt für Unternehmen im S&P 500 liegt bei rund 58 Prozent. Etwas kritischer sind die Experten für IBM und Conagra, hier liegt der Anteil der Kaufempfehlungen unterhalb des Durchschnitts. Fundamental bleiben beide Werte dennoch günstig.