Finanzminister Yanis Varoufakis traf am Morgen in Berlin seinen deutschen Kollegen Wolfgang Schäuble, ließ aber nicht durchblicken, ob es in einigen Punkten eine Annäherung gibt. Die französische Regierung machte klar, dass ein Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone aus ihrer Sicht kein Drama wäre.
Wenn bis Ende des Monats keine neue Vereinbarung über die Reformauflagen für weitere Milliardenhilfen steht, verfällt auch die letzte Hilfstranche von 7,2 Milliarden Euro aus dem alten Programm. Die Folge könnte eine chaotische Staatspleite sein, die in einen faktischen Ausstieg aus dem Währungsgebiet mündet. Um ein solches Szenario zu verhindern, haben die Gläubiger seit 2010 schon fast 240 Milliarden Euro nach Athen überwiesen.
Man werde alle Optionen ausreizen, um eine Einigung in der Schuldenfrage zu erzielen, sagte Regierungssprecher Gabriel Sakellaridis. Dabei seien die Reformvorschläge der Griechen "definitiv der Ausgangspunkt". Die jüngsten Vorschläge der Euro-Zone und des IWF hatte Regierungschef Alexis Tsipras vergangene Woche im Parlament als "absurd" zurückgewiesen. Er will seinem rezessionsgeplagten Volk keine weiteren Einschnitte zumuten.
Varoufakis sagte nach dem eineinhalbstündigen Gespräch mit Schäuble, die Unterredung sei produktiv gewesen. Es sei eine schwierige Zeit für die EU und die Euro-Zone und die Pflicht der Politiker, eine Lösung zu finden. In der Problemanalyse sei man sich einig. Anschließen wollte er Vertreter der Linken treffen.
Die griechische Drohkulisse eines "Grexit" aus dem Euro hat bei der französischen Regierung offenbar den Schrecken verloren. "Es wäre kein Drama für uns, wenn Griechenland den Euro verließe", sagte Finanzminister Michel Sapin dem Radiosender RTL: "Aus finanzieller oder ökonomischer Sicht wäre das nicht schwerwiegend." Allerdings wäre ein "Grexit" ein Schlag für das Projekt Europa. Auch in der Bundesregierung gibt es Stimmen, die einen Euro-Austritt Griechenlands heute für weitaus besser beherrschbar halten als vor fünf Jahren. Allerdings müsste Schäuble dann voraussichtlich Milliardenbeträge abschreiben.
Reuters