Die großen Notenbanken dieser Welt haben es derzeit nicht leicht. Zu Beginn der Corona-Pandemie vor nahezu zwei Jahren war ihre Aufgabe relativ klar - nämlich einen Absturz der globalen Wirtschaft zu verhindern, während viele Staaten in den Lockdown gingen. Inzwischen ist das nicht mehr so einfach, denn die einzelnen Länder und Regionen erholen sich in unterschiedlichem Tempo von den Pandemiefolgen. Die US-Notenbank Fed etwa hat bereits angefangen, ihr Anleihekaufprogramm zu reduzieren. Sie dürfte vor dem Hintergrund der jüngsten Inflationsdaten das Tempo erhöhen (siehe Ausblick S. 6). Die US-Verbraucher sind guter Dinge, trotz der neuen Corona-Variante Omikron, und auch die steigenden Preise machen ihnen offenbar noch keine großen Sorgen: Das von der Universität Michigan ermittelte Barometer für das Verbrauchervertrauen stieg im Dezember stärker als erwartet auf 70,4 Zähler. Experten hatten nur mit 67,1 Punkten gerechnet. Kein Wunder, denn der Jobmarkt ist in guter Verfassung. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sank zuletzt. Im November lag die Arbeitslosenquote bei 4,2 Prozent und damit deutlich unterhalb der 4,8 Prozent, von der die Fed im September ausgegangen war. Die Wirtschaft in den USA scheint also robust genug, dass sie eine etwas restriktivere Geldpolitik verkraften dürfte.
In Europa war es um die Konjunktur auch vor dem Auftauchen von Omikron nicht so rosig bestellt wie in den USA. Dazu haben Lieferkettenprobleme beigetragen sowie hohe Infektionszahlen in einigen Ländern. Das Bruttoinlandsprodukt im Vereinigten Königreich etwa legte im Oktober um magere 0,1 Prozent zu. Sowohl die Bank of England als auch die Europäische Zentralbank, die am Erscheinungstag dieses Hefts ihre Zinsentscheide bekannt geben, werden sorgfältig abwägen, wie sie die Kombination aus Inflation und zaghafter Konjunkturerholung handhaben. Zum Wochenausklang äußert sich die Bank of Japan zu ihrer Geldpolitik.