Die wichtigsten europäischen Aktienmärkte profitierten in der vergangenen Woche von guten Wirtschaftsdaten, schreibt die NordLB in einer Markteinschätzung. Allerdings sei das Vorkrisenniveau bei weitem noch nicht erreicht. Unternehmenszahlen sorgten auf Einzelwertebene für deutliche Ausschläge, je nach Unternehmen nach oben oder unten, auf den Gesamtmarkt hätten sie aber wenig Einfluss gehabt.

Dafür seien die Zwischenberichte zu unterschiedlich ausgefallen. Einige Unternehmen hätten die Analystenschätzungen übertroffen, andere hätten für Enttäuschung gesorgt - insbesondere mit ihren Ausblicken -, so dass es Kursausschläge in beide Richtungen gegeben habe, die sich oft gegenseitig ausglichen hätten. Das habe eher die allgemeine Unsicherheit noch verstärkt, so das Urteil.

Derweil stiegen die Corona-Infektionszahlen. Bei einer möglichen zweiten Welle und wieder verschärften Lockdown-Maßnahmen würden sich die Hoffnungen auf eine Wirtschaftserholung in Luft auflösen. Hinzu kämen politische Querelen wie wieder verschärfte Spannungen zwischen den USA und China oder die Brexit-Verhandlungen. Nicht zuletzt dürfte die Politik des US-Präsidenten mit dem herannahenden Wahltermin immer unberechenbarer werden. Insgesamt spreche daher im Moment vieles für eine Konsolidierung der Aktienmärkte.

Die vergleichsweise hohen Bewertungen, die annähernd Vorkrisenniveau erreicht haben, sollten darüber hinaus ohnehin Anlass zu einem vorsichtigeren Anlegerverhalten geben, so das Urteil. Passend dazu sieht die NordLB den beim Schreiben dieses Beitrags bei 12.977,33 Punkten notierenden DAX in drei Monaten bei 11.400 Punkten, in sechs Monaten bei 10.200 Zählern und in zwölf Monaten dann wieder bei 11.400 Punkten.

Unbesehen davon gibt es in dem von dem Institut beachteten Anlageuniversum zu Einzelwerten neben Verkaufs- auch Kaufempfehlungen. BÖRSE ONLINE stellt nachfolgend jeweils ein Trio vor, bei dem die NordLB entweder mit steigenden oder mit fallenden Kursen rechnet.

Henkel-Aktie



Bei DAX-Mitglied hat die NordLB jüngst aus einer Halten-Empfehlung ein Verkaufen-Votum gemacht. Gleichzeitig ging es mit dem Kursziel für den Düsseldorfer Konsumgüterkonzern um zwei Euro auf 68,00 Euro nach unten. Bei einer aktuell gültigen Notiz von 87,56 Euro birgt das ein Abwärtspotenzial von gut 22 Prozent.

Laut dem zuständigen Analysten Thorsten Strauß bekam Henkel im zweiten Quartal 2020 die Folgen der Coronavirus-Pandemie mit voller Wucht zu spüren. Der Umsatz, der im ersten Quartal noch annähernd stabil geblieben war, brach um 11,0 Prozent (organisch -9,4 Prozent) ein, so dass für das 1. Halbjahr ein Rückgang um 6,0 Prozent (organisch -5,2 Prozent) auf 9,485 Milliarden Euro hingenommen werden musste.

Noch größer als beim Umsatz waren die Einbußen bei den Ergebnisgrößen. Das EBIT sackte um 26,7 Prozent auf 1,094 Milliarden Euro ab, das bereinigte EBIT sank um 27,5 Prozent auf 1,191 Milliarden Euro. Beim Ergebnis nach Steuern und Anteilen Dritter kam es zu einem Einbruch um 28,7 Prozent auf 776 Millionen Euro (je Vorzugsaktie: 1,79 Euro nach 2,51 Euro), das bereinigte Nachsteuerergebnis ermäßigte sich um 29,5 Prozent auf 847 Millionen (1,96 Euro nach 2,77 Euro je Vorzugsaktie).

Schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie habe Henkel Wachstums- und Rentabilitätssorgen gehabt. Diese hätten sich nun durch die Infektionswelle und die zu ihrer Eindämmung ergriffenen Maßnahmen verstärkt. Dabei habe die Wucht, mit der das Geschäft von Henkel vor allem im zweiten Quartal getroffen wurde, negativ überrascht.

Angesichts der fortbestehenden Unsicherheiten habe sich das Management weiter außerstande gesehen, einen neuen Ausblick für das Gesamtjahr 2020 zu geben. Die Henkel-Vorzugsaktie, die in Normalzeiten stets einen Bewertungsaufschlag bekommen und auch verdient habe, scheine in der aktuellen Phase trotz zuletzt bereits zu beobachtender schwächeren Entwicklung gegenüber dem DAX immer noch zu hoch bewertet zu sein.

Die Schätzung für den Gewinn je Aktie in diesem Jahr bewegt sich bei 3,44 Euro, nach 4,81 Euro im Vorjahr. Die Prognosen für die beiden kommenden Jahre betragen 3,44 Euro bzw. 3,62 Euro. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 24,2.

Charttechnik



Die Langfrist-Performance der Henkel-Vorzugsaktien kann sich weiter sehen lassen. Schließlich steht von Juli 1996 bis heute ein Anstieg von 9,97 Euro auf 87,56 Euro zu Buche. Allerdings waren es in der Spitze im Juni 2019 auch schon Notierungen von 128,90 Euro und gemessen daran sieht die Bilanz natürlich deutlich dürftiger aus. Immerhin hat sich der Wert wieder vom Coronavirus-Zwischentief von 64,94 Euro vom März nach oben hin abgesetzt, der seit dem erwähnten Rekordhoch ausgebildete Abwärtstrend ist aber weiterhin intakt.



Profil



Die Henkel AG & Co. KGaA ist ein weltweit tätiger Entwickler und Produzent von Markenartikeln sowie Technologien im Konsumenten- und Industriegeschäft. Die Produkte und Technologien des Konzerns kommen in zahlreichen Bereichen zum Einsatz: Haushalt, Handwerk, Körperpflege und Kosmetik, Büro, Schule, Hobby, aber auch in der Automobil-, Elektronik- und Verpackungsindustrie. Dementsprechend setzt sich das Produktsortiment aus Kleb- und Dichtstoffen, Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Haarwasch- und anderen Pflegemitteln, Hautpflegeprodukten, Deodorants, Bade- und Duschzusätzen und Zahnpflegeprodukten zusammen. Zu den bekanntesten Marken des Unternehmens gehören unter anderem Bref, Fa, Pattex, Persil, Perwoll, Pril, Pritt, Schauma, Sil, Somat, Spee und taft.

Airbus-Aktie



Obwohl die Coronavirus-Baisse den Aktien von Airbus bereits arg zugesetzt hat, befürchtet die NordLB, dass das aktuelle Kursniveau bei dem Flugzeugbauer noch nicht tief genug ist. Jüngst hat man zwar das Kursziel von 54,00 Euro auf 63,00 Euro erhöht, damit bewegt sich die aktuelle Notierung von 70,19 Euro aber noch immer um gut zehn Prozent über der Zielvorgabe.

Wie der zuständige Analyst Wolfgang Donie konstatiert, hat die Coronavirus-Krise im zweiten Quartal 2020 die Unternehmenszahlen von Airbus schwer belastet. Der Konzernumsatz brach um 54,6 Prozent auf 8,317 Milliarden Euro ein. Das angepasste EBIT sei mit -1,226 Milliarden Euro deutlich negativ ausgefallen. Das Konzernergebnis sei mit -1,438 Milliarden Euro tiefrot gewesen und beim Ergebnis je Aktie habe sich ein Wert von -1,84 Euro ergeben.

Der Liquiditätsabfluss sei im abgelaufenen Quartal etwas gebremst worden, sei aber mit -4,4 Milliarden Euro aber immer noch gewaltig gewesen. Das Eigenkapital habe sich zum 30.06. auf nur noch 1,331 Milliarden Euro bzw. 1,2 Prozent (Vorjahr: 5,2 Prozent) der Bilanzsumme belaufen. Im gesamten 1. Halbjahr seien mit 196 Flugzeugen nur etwa halb so viele ausgeliefert worden wie im Vorjahr (389). Der Auftragsbestand habe zum Halbjahresende bei 7.584 Flugzeugen gelegen, wobei viele Airlines über Auslieferungsverzögerungen verhandelten. Stornierungen würden sich bislang in Grenzen halten.

Aufgrund der weiterhin hohen Unsicherheiten hinsichtlich COVID-19 und der daraus resultierenden Branchenentwicklung, insbesondere der Auslieferungssituation, habe sich das Management nach wie vor nicht in der Lage gesehen einen neuen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr 2020 zu geben. Aktuell besonders im Fokus seien das Management des Auslieferungsprofils in Abstimmung mit den Kunden, der Erhalt des Orderbacklogs, die Generierung von Cash und die Kostenstrukturen. Für die Restrukturierungsmaßnahmen seien Rückstellungen zwischen 1,2 und 1,6 Milliarden Euro avisiert. Auf Basis der bereits eingeleiteten Maßnahmen (Produktionskürzungen, Kosteneinsparungen, Abbau von 15.000 Vollzeitstellen) laute das Ziel, den Liquiditätsabfluss auf Basis des freien Cashflows vor M&A sowie Kundenfinanzierungen zu stoppen.

Laut Donie wie erwartet sind die Auswirkungen von COVID-19 tief ins Zahlenwerk von Airbus vorgedrungen. Sehr positiv auf den Aktienkurs habe sich das formulierte Ziel des Stopps des Liquiditätsabflusses im zweiten Halbjahr 2020 ausgewirkt. Die NordLB hält dies allerdings vor dem Hintergrund einer möglichen Zunahme von Airline-Insolvenzen, drastischer Überkapazitäten und niedriger Ölpreise, die einen Austausch von älterem Fluggerät wenig attraktiv machen, für ein eher optimistisches Szenario. Das Erreichen des Vorkrisenniveaus werde inzwischen nicht mehr vor 2024 erwartet. Nicht auszuschließen sei, dass Kapitalmaßnahmen zur Stärkung der Bilanz erforderlich werden.

Charttechnik



Die Aktien von Airbus waren von März 2009 bis Januar 2020 einer der Vorzeigetitel unter den Standardwerten am deutschen Aktienmarkt. Zu diesem Status verhalf ein im genannten Zeitraum verbuchter Anstieg von 8,41 Euro auf 139,04 Euro. Doch dann sorgte die Pandemie für einen Geschäftsstillstand, was den Aktienkurs nach unten riss. Im Zwischentief kostete der Titel im März nur noch 49,40 Euro. Dieser Tiefpunkt hat sich bei mehreren Angriffen zwar als eine sehr tragfähige Unterstützung erwiesen, richtig einladend sieht das Chartbild aber noch nicht aus.



Profil



Airbus SE (ehemals EADS) ist ein Europäischer Konzern, der aus der Fusion der deutschen DaimlerChrysler Aerospace AG, der französischen Aerospatiale Matra und der spanischen CASA entstanden ist. Die Airbus Group gilt als Europas größtes Luft- und Raumfahrtunternehmen sowie als einer der größten Rüstungskonzerne weltweit. Das Unternehmen ist in der zivilen Luftfahrt, im Bereich der Verteidigungstechnologie, beim Bau von Hubschraubern, in der Raumfahrt, bei der Konstruktion und Fertigung von Transport- und Kampfflugzeugen sowie den dazugehörigen Dienstleistungen tätig. Zur Airbus Group gehören unter anderem der zivile Flugzeugbauer Airbus, der Hubschrauber-Hersteller Eurocopter und das Raumfahrtunternehmen Astrium.

TUI-Aktie



Die Anteilsscheine von TUI zählen unter den Standardwerten am deutschen Aktienmarkt mit zu den größten Coronavoris-Verlierern. Aber obwohl der Titel bereits massiv abgestürzt ist, wittert die NordLB immer noch weiteres Abwärtspotenzial. Jüngst hat man für den Reisekonzern das Kursziel sogar von 4,00 Euro auf 2,80 Euro gesenkt. Das ist eine Vorgabe, die sich um knapp 19 Prozent unter der aktuellen Kurs von 3,453 Euro bewegt.

Die NordLB attestiert TUI durch den Lockdown einen drastischen Umsatzeinbruch. Infolge der zwangsweisen Aussetzung des Geschäftsbetriebs über fast das gesamte 3. Quartal (April bis Juni) des laufenden Geschäftsjahres 2019/20 sei der Umsatz fast vollständig eingebrochen. Mit 71,8 Millionen Euro seien lediglich 1,5 Prozent des Vorjahreswertes von 4,7 Milliarden Euro erlöst worden. Dies habe trotz umfangreicher Kosteneinsparungen - die Fixkosten konnten um über 70 Prozent auf 235 Millionen Euro pro Monat reduziert werden - zu einem operativen Verlust (bereinigtes EBIT) von -1,1 Milliarden Euro und einem Konzernverlust nach Anteilen Dritter in Höhe von -1,4 Milliarden Euro geführt.

Ein mit der Bundesregierung vereinbartes zusätzliches Stabilisierungspaket im Umfang von 1,2 Milliarden Euro (bisher bereits 1,8 Milliarden Euro) verbessere die Liquiditätsposition und sollte die Solvenz auch für den Fall weiterer Reisebeschränkungen oder Beeinträchtigungen durch COVID-19 für den Winter 2020/21 und darüber hinaus sichern. Zum 12. August habe das Unternehmen die gesamten Barmittel und verfügbaren Fazilitäten einschließlich der zusätzlichen Mittel auf 2,4 Milliarden Euro beziffert. Weitere Mittel würden aus der Hapag Lloyd-Transaktion (teilweise bereits geflossen) und in Form von Kompensationszahlungen von Boeing (737 MAX) zufließen. Zugleich seien die hohen Rückzahlungen von Vorauszahlungen an Kunden weitgehend abgearbeitet, so dass der Liquiditätsbedarf geringer werde.

Das laufende Restrukturierungsprogramm sehe eine dauerhafte Reduktion der Gemeinkostenbasis um 30 Prozent vor. Jährliche Einsparungen von Euro 300 Millionen Euro sollten ab dem Geschäftsjahr 2022/23 voll wirksam werden. Im laufenden 4. Quartal sei ein sukzessiver Neustart der Geschäftsaktivitäten erfolgt, wobei die Buchungszahlen um 81 Prozent und die durchschnittlichen Verkaufspreise um 10 Prozent unter dem Vorjahreswert liegen würden. Es zeige sich aufgrund der dynamischen Nachrichtenlage ein eher kurzfristiges Buchungsverhalten. Trotzdem gehe das Management aktuell davon aus, den Liquiditätsabfluss auf operativer Ebene im vierten Quartal stoppen zu können. Für das saisonal ohnehin schwächere Wintergeschäft werde mit einer Kapazität von 60 Prozent und für den Sommer 2021 von 80 Prozent geplant.

Mit dem zusätzlichen Stabilisierungspaket sollte TUI auch in einem Szenario mit weiteren Reiseeinschränkungen genügend Liquidität haben, um sicher durch die saisonal schwächere Wintersaison zu kommen. Das wieder angelaufene Geschäft entwickele sich allerdings noch deutlich schwächer als bisher erwartet. Und die wieder steigenden Infektionszahlen sowie die zunehmenden Risikogebiete seien keine guten Vorzeichen. Nach der Krise dürfte TUI zwar gestärkt durchstarten, bis dahin werde der Weg aber steinig bleiben, so das Urteil.

Die Schätzungen sehen für das Ende September ablaufende Geschäftsjahr 2019/20 einen Verlust von 5,58 Euro vor und für 2020/21 dann wieder einen kleinen Gewinn von 0,25 je Aktie.

Charttechnik



Das Chartbild bei TUI sieht äußerst bescheiden aus. Denn der Kurs, der im Mai 2018 bei 20,66 Euro bewegte, notiert aktuell nur bei 3,453 Euro und damit nicht allzu weit entfernt vom Rekordtief vom 14. Mai von 2,89 Euro. Immerhin hat sich in diesem Bereich zuletzt aber eine Unterstützungszone herausgebildet und solange diese verteidigt werden kann, besteht von diesem ausgebombten Niveau aus die Hoffnung auf eine mittel- bis langfristige Erholung. Grundsätzlich ist momentan aber ein intakter Abwärtstrend zu konstatieren.



Profil



Die TUI Group ist einer der führenden Tourismus-Konzerne in Europa. Die World of TUI setzt sich aus den drei Bereichen TUI Travel (Veranstalter-, Vertriebs-, Flug- und Zielgebietsaktivitäten), TUI Hotels & Resorts und TUI Kreuzfahrten zusammen. Das Angebot der TUI Travel PLC reicht von verschiedenen und teilweise exklusiven Pauschalreisen bis hin zu speziellen Nischenprodukten, wie beispielsweise Yachtcharter, Expeditionen oder auch Studentenreisen.

Mit über 380 Hotels ist TUI Hotels & Resorts der größte Ferienhotelier Europas. Hierzu gehören unter anderem so bekannte Marken wie Robinson, Riu, Grecotel, Grupotel, Iberotel oder Dorfhotel. Mit der Gründung von TUI Cruises gelang dem Konzern der erfolgreiche Eintritt in den Volumenmarkt für Premium-Kreuzfahrten. Hapag-Lloyd Kreuzfahrten ist bei Premium- und Luxuskreuzfahrten der führende Veranstalter im deutschsprachigen Raum. Zur Flotte gehören die Kreuzfahrtschiffe MS Europa (5-Sterne-plus), MS Hanseatic (5-Sterne), MS Bremen (4-Sterne-plus) und MS Columbus (3-Sterne-plus).

Siemens Healthineers-Aktie



Bei Siemens Healthineers hat die NordLB eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 52,00 Euro verknüpft. Da die Aktien des Medizintechnik-Konzerns derzeit bei 39,62 Euro notieren, besteht die Chance auf einen Anstieg von gut 31 Prozent für den Fall, dass die Rechnung aufgeht.

Das Unternehmen strebt laut dem zuständigen Analysten Holger Fechner die Übernahme des US- Krebsversorgungs-Spezialisten Varian Medical Systems, Inc. an. Entsprechend einer Vereinbarung beider Unternehmen werde Siemens Healthineers den Aktionären von Varian einen Kaufpreis von 177,50 Dollar je Aktie in bar anbieten, was einem Kaufpreis von insgesamt rund 16,4 Milliarden Dollar entspreche. Das Board of Directors von Varian habe dem Vollzug der Vereinbarung bereits einstimmig zugestimmt und empfehle dies den Varian-Aktionären ebenfalls. Gehe alles gut, solle der Erwerb von Varian voraussichtlich in der ersten Hälfte des Kalenderjahres 2021 vollzogen werden.

Im Geschäftsjahr 2019 hat das Übernahmeziel einen Umsatz von 3,2 Milliarden Dollar und eine adjustierte operative Marge von rund 17 Prozent erzielt. Beide Unternehmen verbindet bereits eine seit 2012 bestehende strategische Partnerschaft, in der die Therapiesysteme von Varian mit der Bildgebung von Siemens Healthineers verbunden werden. Varian solle innerhalb der ersten zwölf Monate nach Vollzug des Erwerbs einen positiven Effekt auf das bereinigte unverwässerte Ergebnis je Aktie von Siemens Healthineers haben. Dabei würden insgesamt EBIT-Synergien von mindestens Euro 300 Millionen pro Jahr bis 2025 angestrebt.

Im dritten Quartal des seit Oktober laufenden Geschäftsjahres 2020 habe Siemens Healthineers in Folge der COVID-19- Pandemie einen Umsatzrückgang auf berichteter Basis gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent auf 3,312 Milliarden Euro berichtet. Das bereinigte EBIT habe um 15 Prozent auf 461 Millionen Euro nachgegeben. Die bereinigte Ergebnismarge habe 13,9 Prozent nach 15,1 Prozent im Vorjahr erreicht. Für das Gesamtjahr würden nun ein "auf vergleichbarer Basis in etwa flacher Umsatzwachstumsverlauf" sowie ein bereinigtes unverwässertes Ergebnis je Aktie zwischen 1,54 und 1,62 Euro (Vorjahr: 1,70 Euro) erwartet.

Mit der angekündigten Übernahme von Varian sei die Bekanntgabe der Drittquartalszahlen von Siemens Healthineers in den Hintergrund getreten. Durch die Übernahme könnte der Medizinkonzern einen bedeutenden Schritt hin zu einem führenden Unternehmen im Gesundheitswesen mit einem umfangreichen Portfolio zur Krebsbekämpfung machen. Der Kaufpreis erscheine angesichts des erworbenen Produktportfolios, der angestrebten Synergieeffekte sowie eines raren Übernahmeumfeldes noch akzeptabel. Zudem würden sich die Unternehmen schon durch eine langjährige Zusammenarbeit kennen. Zwar dürfte die nötige Kapitalerhöhung kurzfristig die Kursentwicklung bremsen. Doch angesichts eines höheren Streubesitzes sowie absehbarer höherer Handelsvolumen gerate ein Aufstieg in den Dax in den Bereich des Möglichen.

Die Schätzung für den Gewinn je Aktie im Geschäftsjahr 2019/20 bewegt sich bei 1,44 Euro, nach 1,57 Euro im Geschäftsjahr zuvor und bei 1,66 Euro im kommenden Geschäftsjahr. Auf letztgenannter Basis errechnet sich ein KGV von 23,9.

Charttechnik



Die Aktien von Siemens Healthineers sind erst seit dem 16. März 2018 an der Börse gelistet. Der Gang an den Aktienmarkt erfolgte zu einem Ausgabepreis von 28,00 Euro. Gemessen daran war die bisherige Performance angesichts einer aktuellen Notiz von 40,92 Euro recht solide. Allerdings war der Titel jüngst im Coronavirus-Tief zwischenzeitlich auf 31,00 Euro abgesackt und im Mai kostete der Wert nach einem starken Zwischenspurt sogar 46,73 Euro. Dieses Rekordhoch konnte die Aktie aber nicht halten und so steckt die Notiz somit seit November 2019 in einem Seitwärtstrend fest.



Profil



Siemens Healthineers ist das separat geführte Healthcare-Geschäft der Siemens AG und seit 2018 börsennotiert. Zu den Kernbereichen zählen die Bildgebung für Diagnostik und Therapie, Labordiagnostik sowie digitale Gesundheitsservices und Krankenhausmanagement. Das Unternehmen bietet dabei Röntgen-, Computertomographie (CT)- und Magnetresonanztomographie-Geräte sowie Blut- und Urintests.

Die medizinischen Systeme des Unternehmens und die klinische Informationstechnik werden von Krankenhäusern sowie Forschungslaboren genutzt und in einer Vielzahl von Teilgebieten wie der Kardiologie, Onkologie und Neurologie eingesetzt. Derzeit plant die Siemens-Tochter, den US-amerikanischen Krebs-Spezialisten Varian Medical Systems Inc für einem Preis von rund 16,4 Milliarden Dollar zu übernehmen.

Carl Zeiss Meditec-Aktie



Zum Kauf rät die NordLB auch bei den Aktien der Carl Zeiss Meditec AG. Eine jüngst bestätigte Kaufempfehlung für den geht mit einem Kursziel von 110,00 Euro einher. Eine Vorgabe, die bei einem aktuellen Kurs von 91,65 Euro ein Aufwärtspotenzial von rund 20 Prozent verspricht.

Der Vorstandsvorsitzende von Carl Zeiss Meditec, Dr. Ludwin Monz, verwies bei der Präsentation der Neunmonatszahlen 2019/20 darauf, dass sein Unternehmen wie angekündigt im dritten Quartal "signifikant von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie betroffen" war, berichtet der zuständige Analyst Holger Fechner. Dabei habe sich die Geschäftstätigkeit in Teilen der Region Asien/Pazifik bereits wieder leicht erholen können, während sich die Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie in Europa und Nordamerika stark auf die eigenen Kunden und damit auch auf die Nachfrage nach den Produkten ausgewirkt hätten.

Vor diesem Hintergrund sei für das dritte Quartal 2019/20 ein Rückgang beim Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 29,8 Prozent auf 253,0 Millionen Euro ausgewiesen worden. Von der negativen Entwicklung seien beide Geschäftseinheiten und sämtliche Geschäftsregionen betroffen gewesen. Insbesondere aufgrund der trotz allem fortgesetzten Forschungs- und Entwicklungstätigkeit habe sich das EBIT noch deutlicher um 87,3 Prozent auf 9,4 Millionen Euro verringert.

Das antizipierte Konzernergebnis sei in den ersten neun Monaten 2019/20 um 36,5 Prozent auf 69,2 Millionen Euro gesunken. Bisher sei vor dem Hintergrund des sich weltweit weiter ausbreitenden SARS-CoV-2-Virus sowie der damit verbundenen negativen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft zwar eine "signifikante Beeinträchtigung der Geschäftsentwicklung im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2019/20" prognostiziert worden. Dabei sei eine "verlässliche Vorhersage der Geschäftsentwicklung aktuell weiterhin nicht möglich" gewesen. Nun erwarte der Vorstand für das Gesamtjahr 2019/20 unter der Annahme sich weiter erholender Märkte sowie des Ausbleibens zusätzlicher Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie einen Umsatz in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro. Dabei gelte "unser ganzes Augenmerk … weiterhin dem Schutz unserer Mitarbeiter, der Kontinuität in der Belieferung unserer Kunden sowie der Fortführung unserer strategischen Investitionen, um baldmöglichst wieder zu nachhaltigem Wachstum zurückkehren zu können", wie Fechtner den Vorstand zitiert.

Nachdem Carl Zeiss Meditec im ersten Quartal 2019/20 noch den erfreulichen Geschäftsverlauf der Vorquartale habe fortsetzen können, sei der Medizintechnikkonzern im zweiten und im dritten Quartal von den Folgen der Covid19-Pandemie deutlich beeinträchtigt worden. In den vergangenen Monaten habe das Unternehmen von den Früchten seiner F&E-Aktivitäten, die auch nach der Einführung einer Reihe neuer Produkte weiter vorangetrieben werden sollen, profitiert.

Fechtner geht davon aus, dass der positive Trend bald wieder aufgenommen werden kann. Angesichts der vor der Pandemie erzielten Erfolge, der unbeirrten Investitionsbereitschaft in neue Produkte, die zudem höhere Margen versprechen, sowie möglicher gezielter Zukäufe rät er unverändert zum Kauf der Aktie. Seine Schätzung für den Gewinn je Aktie geht für 2019/20 von 2,14 Euro aus und für 2020/21 von 2,47 Euro, nach 1,79 Euro in 2018/19. Auf der Schätzbasis für das kommende Geschäftsjahr ergibt sich ein KGV von 37,1.

Charttechnik



Da der Kurs von Carl Zeiss Meditec von August 2001 bis Januar 2020 von 3,57 Euro auf 121,4 Euro gestiegen ist, ist dieser Titel getrost als ein charttechnischer Dauerläufer einzustufen. Diese Auszeichnung kommt am deutschen Aktienmarkt nur relativ wenigen Titel zuteil und auch Carl Zeiss Meditec muss um diesen Status kämpfen, da es seit dem zuletzt genannten Rekordhoch um jüngsten Zwischentief bis auf 69,70 Euro nach unten ging. Davon hat sich der Wert zwar wieder gelöst, in den vergangenen Monaten hat sich aber wieder ein Seitwärtstrend breit gemacht, so dass noch nicht wieder ganz von einem wieder aufgenommenen langfristigen Aufwärtstrend gesprochen werden kann. Ein Ausbruch aus dem jüngsten Seitwärtstrend wäre aber bereits bei Kursen von über 96,00 Euro gelungen. Ein Niveau, das in Reichweite ist und das Chartbild verbessern würde.



Profil



Unter dem Schirm der Carl Zeiss Meditec AG sind die Medizintechnik-Aktivitäten von ZEISS gebündelt. Das Unternehmen ist einer der weltweit führenden Medizintechnik-Anbieter. Die Gesellschaft bietet Lösungen für die Zukunftsmärkte Medical and Research Solutions, Industrial Solutions, Eye Care und Lifestyle Products an und trägt mit Innovationen in der Augenheilkunde und Mikrochirurgie zum medizinischen Fortschritt bei. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt Operationsmikroskope, ophthalmologische Diagnosesysteme, Mikroskope, Lithografieoptik, industrielle Messtechnik, Brillengläser, Planetariumstechnik, optronische Produkte, Film- und Fotoobjektive sowie Ferngläser und Spektive.

Ärzte in aller Welt bekommen mit Zeiss-Meditec-Technologien intelligente Werkzeuge in die Hand, um die vier wesentlichen Krankheitsbilder des Auges, Fehlsichtigkeit (Refraktion), Grauer Star (Katarakt), Grüner Star (Glaukom) und Netzhauterkrankungen (Retina-Erkrankungen) effizient und wirksam zu behandeln und dies von der Diagnose über die Therapie bis hin zur Nachbehandlung. Darüber hinaus bietet der Konzern neben Operationsmikroskopen auch Visualisierungslösungen für die HNO- und Neurochirurgie. Die Produkte werden dabei in erster Linie bei der Entfernung von Tumoren, der Behandlung von Gefäßerkrankungen und bei der Therapie funktioneller Krankheiten eingesetzt.

RWE-Aktie



Bei den Aktien von RWE hat die NordLB in der Vorwoche das Kursziel von 35,00 Euro auf 40,00 Euro angehoben und gleichzeitig eine Kaufempfehlung bestätigt. Verglichen mit der aktuellen Notiz von 32,67 Euro verfügt der DAX-Titel damit über ein Aufwärtspotenzial von 22,4 Prozent. Wobei gemessen an der von der NordLB erwarteten Dividende von 0,90 Euro für 2020 auch noch eine Dividendenrendite von Prozent hinzukäme.

RWE hat laut NordLB den erfreulichen Geschäftsverlauf im zweiten Quartal 2020 fortgesetzt. Der Versorger habe trotz der globalen Corona-Krise eine positive Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr 2020 aufgewiesen. Dabei habe sich die Finanzberichterstattung seit dem 01.01. am neuen strategischen Fokus des Unternehmens orientiert. Insgesamt habe auf Basis der vier Segmente im Kerngeschäft (Offshore Wind, Onshore Wind/Solar, Wasser/Biomasse/Gas und Energiehandel) sowie auch inklusive des fünften Segments Kohle/Kernenergie von Steigerungen sowohl beim Umsatz als auch beim bereinigten EBITDA berichtet werden können.

Das Plus im Segment Offshore Wind resultiere im Wesentlichen aus erhöhtem Windaufkommen aufgrund besserer Windverhältnisse. Der Bereich Onshore Wind/Solar habe von der Inbetriebnahme neuer Erzeugungskapazitäten profitiert sowie ebenfalls höherem Windaufkommen. Das Plus im Segment Wasser/Biomasse/Gas habe vorrangig an der Wiedereinsetzung des britischen Kapazitätsmarkts gelegen. Hinzu seien höhere Ergebnisse aus der Optimierung des Kraftwerkseinsatzes gekommen.

Der Energiehandel habe zwar unter den Turbulenzen an den CommodityMärkten infolge der Corona-Krise gelitten. Trotzdem sei der Geschäftsverlauf vom Management als "äußerst zufriedenstellend" eingestuft worden. Der Ergebnisanstieg bei Kohle/Kernenergie beruhe im Wesentlichen auf der Realisierung höherer Großhandelspreise. Das anteilige Nettoergebnis habe 1.010 Millionen Euro (bereinigtes Nettoergebnis 795 Millionen Euro) nach 830 Millionen Euro im Vorjahr (+21,7 Prozent) erreicht.

Der Ausblick sei zwar bestätigt worden. Dabei werde im Geschäftsjahr 2020 unverändert ein bereinigtes EBITDA zwischen 2,7 und 3,0 Milliarden Euro, ein bereinigtes EBIT zwischen 1,2 und 1,5 Milliarden Euro sowie ein bereinigtes Nettoergebnis zwischen 0,85 und 1,15 Milliarden Euro erwartet. Doch rechne RWE auf der Basis der Halbjahreszahlen nun damit, beim bereinigten EBITDA und bereinigten EBIT im oberen Bereich der prognostizierten Bandbreite abzuschließen.

Von 2020 bis 2022 strebe RWE ein jährliches Wachstum bei den Ergebniskennzahlen von sieben bis zehn Prozent an. Dabei wolle der Energiekonzern insbesondere seine Position im Bereich der Erneuerbaren Energien ausbauen. RWE habe trotz der Coronavirus-Krise auch im ersten Halbjahr 2020 einen erfreulichen Geschäftsverlauf aufgewiesen. Dabei habe der Energiekonzern insbesondere von guten Witterungs- und Windverhältnissen sowie neuen Erzeugungskapazitäten profitiert.

Die Auswirkungen der Coronavirus-Krise auf die diesjährige Ertragslage sei als nur gering eingestuft worden. Die Prognose für 2020 sei bestätigt worden, wobei nun zum Teil mit dem Erreichen des oberen Bereiches der Prognosespanne gerechnet werde. Aufgrund der EON-Transaktion profitiere RWE von der Verbesserung der Eigenkapital- und Vermögensstruktur. Angesichts der guten Entwicklung sowie des mittel- bis langfristigen Potentials erneuere man deshalb die Kaufempfehlung.

Bei der Prognose für den Gewinn je Aktie kalkuliert die NordLB bei RWE in diesem Jahr mit 1,74 Euro, nach 1,97 Euro im Vorjahr und mit 2,07 Euro im kommenden Jahr. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 15,8.

Charttechnik



Die RWE-Aktien hatten von Januar 2008 bis September 2015 einen schweren Stand, wie ein da verbuchter Kursrückgang von 100,64 Euro auf 9,20 Euro dokumentiert. Aus dem damals gültigen Abwärtstrend ist in den vergangenen Jahren aber längst ein Aufwärtstrend geworden. Die Notiz versucht jüngst, ein im Februar aufgestelltes Zwischenhoch nachhaltig hinter sich zu lassen, bevor eine überraschend durchgeführte Kapitalerhöhung wieder für einen kleinen Rücksetzer sorgte. Sollte der Vorstoß auf neue Zwischenhochs trotzdem noch gelingen, könnte der Titel endgültig mit einem der besten Charts unter den DAX-Mitgliedern aufwarten.



Profil



RWE ist auf allen Wertschöpfungsstufen der Energieversorgung tätig. Dazu gehören Öl, Gas und Braunkohle, der Bau und Betrieb von konventionellen und erneuerbaren Kraftwerken, der Handel mit Rohstoffen sowie der Transport und die Vermarktung von Strom und Gas. RWE fokussiert sich auf den europäischen Markt. Dabei gehört der Energieversorger in Deutschland, den Niederlanden und in Großbritannien zu den Marktführern. RWE ist heute ein auf die Stromerzeugung und den Energiehandel spezialisiertes Unternehmen. Mit dem Erneuerbare-Energien-Geschäft von E.ON und innogy unter dem Dach von RWE ist das Unternehmen ein international führender Stromerzeuger aus regenerativen Quellen geworden.

Geografisch wird sich RWE auf Märkte in Europa, in Amerika und im asiatisch-pazifischen Raum konzentrieren. Bis 2040 hat RWE das Ziel, die Stromproduktion des Konzerns so weit umgestellt zu haben, dass der Anspruch der Klimaneutralität erfüllt wird. Dabei setzt RWE auf einen zügigen Ausbau der erneuerbaren Energien, die verstärkte Nutzung von Speichertechnologien und den Einsatz von CO2-neutralen Brennstoffen für die Stromerzeugung. Kohle- und Kernkraftwerke werden in dem Erzeugungsportfolio von RWE immer mehr an Gewicht verlieren. Bei der Kernenergie ergibt sich das aus dem deutschen Ausstiegsfahrplan und auch beim Energieträger Kohle zeichnet sich das Ende der Nutzungsmöglichkeit ab. In allen drei Ländern mit Kohlekraftwerken von RWE gibt es bereits konkrete Ausstiegspläne.