Naruhito hat seinen Vater Akihito als Kaiser beerbt. Damit beginnt eine neue Epoche in dem Inselstaat in Fernost - "Reiwa", was so viel bedeutet wie "verheißungsvolle Gelassenheit".

Eine Umschreibung, die Japans Premier gefallen sollte: Im Dezember 2012 gelang Shinzo Abe nämlich ein Comeback, das man ihm und seiner Liberal­demokratischen Partei (LDP) nicht zugetraut hätte: Fünf Jahre nachdem er nach Misserfolgen seinen Posten als Premier hingeworfen hatte, wurde er erneut an die Staatsspitze gewählt - mit seinem Wirtschaftsprogramm "Abenomics" wie neu erfunden, inszeniert als Nippons ­Erlöser aus der Dauermisere.

Sieben Jahre später ist Abe immer noch da. Und die Chancen stehen gut, dass weitere Jahre folgen. Dank seiner Konjunkturprogramme und einer enormen Geldschwemme geht es Japan nämlich tatsächlich (etwas) besser. Abe, kinderlos verheiratet mit Akie Matsuzaki, deren Familie der Süßigkeitenhersteller Morinaga & Company gehört, wurde das Politiktalent praktisch in die Wiege gelegt: Vater Shintaro war Außenminister und Mutter Yoko ist die Tochter des einstigen Premiers Nobusuke Kishi.

Wie weit Shinzo Abe und seine Abenomics in die neue Reiwa-Epoche hineinwachsen, wird man sehen. Kritiker monieren, dass der Preis zu hoch sein könnte, dass Japan irgendwann unter seinem Schuldenberg kollabiert.

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Seine Gefährtin


Seit 32 Jahren ist Akie die Frau an Shinzo Abes Seite. Sie bezeichnet sich selbst als "häusliche Opposition", weil sie oft andere Meinungen als ihr Mann vertritt. So sperrte sie sich gegen seinen Wunsch, ein Kind zu ­adoptieren, um den Namen Abe fortzuführen. Akie tritt für Frauenrechte ein und unterstützt LGBT-Organisationen. Außerdem ist sie in ­Tokio Chefin der Kneipe Uzu - was auf Deutsch recht vielsagend "Wirbel" bedeutet.

Sein Unterstützer


Abe war der erste Regierungschef, der US-Präsident Donald Trump 2016 besuchte - mit einem vergoldeten Golfschläger als Präsent. Seither sind beide häufig auf den Grüns der Welt zu finden. Abe hat Trump sogar für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Eine Männerfreundschaft? Oder ist es Kalkül? Man verhandelt schließlich über einen Handelsvertrag, und hier ist man sich nicht immer einig. Dass Trump Japans neuen Kaiser als Erster besuchen wird, verwundert also nicht.

Seine Nachbarn


Die Beziehung Japans zu den Nachbarn Südkorea und China ist schwierig. Ein Grund ist Japans mangelnde Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs. Abe gilt da als starrköpfig - gerade was Reparationen für Südkorea angeht. Südkoreas Präsident Moon Jae-in (links) hat dennoch zuletzt versöhnliche Töne angeschlagen. Mit China läuft es etwas besser. Präsident Xi Jinping hat sich zum Staatsbesuch angesagt. Abe selbst war im Oktober in Peking - in Begleitung von 500 Geschäftsleuten. Eine Balanceakt das Ganze, schließlich wird man von der Supermacht USA misstrauisch beäugt.

Auf Seite 3: Seine Mitspieler, sein Gegner



Seine Mitspieler


Haruhiko Kuroda (links) ist seit März 2013 Chef der japanischen Notenbank. Er setzt die Rahmenbedingungen für Abenomics - eine enorme Geldschwemme! Flankiert wird er von Taro Aso, einst selbst Premier. Unter Abe ist er seit 2012 Finanzminister, verwaltet also das immense Staatsdefizit. Sein Dilemma: Er ist Unterstützer von Abenomics, soll und will aber auch den Haushalt sanieren, etwa durch eine Mehrwertsteuererhöhung. Gefährlich!

Sein Gegner


Abe bekommt Konkurrenz aus den eigenen Reihen: Shigeru Ishiba, einst Verteidigungsminister, ist die Sicherheitspolitik des Premiers "zu lasch". Bei einer Abstimmung im September will er Abe als Chef der Regierungspartei LDP verdrängen. Dann könnte er auch die Position des Regierungschefs beanspruchen. Noch sind Abes Aussichten auf eine Wiederwahl aber besser. Gelingt Abe dies, wäre er der Premierminister mit der längsten Amtszeit überhaupt in Japan.