Von wegen Tempo: Wegen Bauarbeiten muss die ICE-Schnellstrecke zwischen Köln und Frankfurt von Mitte April bis Mitte Mai an vier Wochenenden gesperrt werden. Für Reisende heißt das längere Fahrtzeiten wegen Umleitungen oder Zugausfällen. Auch andernorts droht Kunden der Deutschen Bahn Frust, denn saniert wird deutschlandweit. Dank einer Finanzspritze des Bundes von 16,6 Milliarden Euro gibt die Bahn bis 2019 insgesamt 28 Milliarden Euro aus, um marode Strecken, Brücken, Weichen und Signalanlagen auf Vordermann zu bringen. Allein in diesem Jahr sollen 3800 Kilometer des Schienennetzes erneuert werden.

Freuen kann sich darüber Schaltbau. Der Spezialist für Bahnübergänge, Rangier- und Signaltechnik oder auch Türsysteme für Busse und Bahnen wird von der Investitionsoffensive der Bahn enorm profitieren. Schaltbau-Vorstandschef Jürgen Cammann erwartet die ersten positiven Effekte bereits in diesem Jahr.

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Fahrplan für Wachstum

Um das Unternehmen für das bevorstehende Nachfragewachstum zu rüsten, will Cammann mehr Personal einstellen. Doch damit nicht genug: Schaltbau hält nach Übernahmekandidaten Ausschau. Die Internationalisierung ist ein wichtiges strategisches Ziel. Bislang sind die Münchner noch stark abhängig vom Geschäft in Deutschland, wo Schaltbau rund 40 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet.

Die geplanten Zukäufe sollen zusätzlich zum Internationalisierungsaspekt auch das Produkt- und Dienstleistungsangebot erweitern, um die Wettbewerbsposition zu stärken. Dazu beigetragen hat bereits die Übernahme der spanischen Firma Alte Transportation im April 2014. Das Unternehmen produziert Toiletten und Klimaanlagen für Züge. Ebenfalls in Spanien befindet sich der Sitz des Eisenbahntechnikherstellers Albatros, an dem Schaltbau eine 40-prozentige Beteiligung hält.

Allerdings schrieben diese Tochtergesellschaften im vergangenen Jahr rote Zahlen. Außerdem kam es zu Verzögerungen bei einem Projekt in der brasilianischen Metropole São Paulo, während die Nachfrage nach Technik für Bahnübergänge vorübergehend sank. Aufgrund dieser Sonderbelastungen verringerte sich das operative Ergebnis (Ebit) zuletzt von 36 auf 27,3 Millionen Euro. Der Auftragseingang stieg hingegen dank der Zukäufe um 15 Prozent auf 449,4 Millionen Euro.

In diesem Jahr will Schaltbau bei einem Umsatz von 464 Millionen Euro ein Ebit von 37 Millionen Euro erzielen. Der Auftragseingang dürfte auf rund 470 Millionen Euro klettern. Der Gewinn je Aktie wird voraussichtlich 2,91 Euro betragen und soll 2016 auf fünf Euro steigen. Carsten Kunold vom Analysehaus Oddo Seydler ist nicht ganz so optimistisch und prognostiziert für 2016 lediglich einen Gewinn je Aktie von 4,51 Euro. So oder so ist die Aktie günstig bewertet (siehe Kasten unten). Der SDAX-Titel eignet sich daher als Depotbeimischung, gerade weil der Verkehrstechnikkonzern langfristig auf Wachstumskurs bleiben will.

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