Im wöchentlichen Rhythmus erfahren die Investoren von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission, wie sich die Stimmung kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) entwickelt hat. In der Woche zum 16. August gab es unter den spekulativen Marktkräften eine komplett gegenläufige Entwicklung zu beobachten.
Nachgelassen hat zudem das allgemeine Interesse an Silber-Futures. Dies ließ sich an der rückläufigen Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ablesen. Hier war nämlich im Berichtszeitraum ein Minus von 210.647 auf 205.905 Futures (-2,3 Prozent) registriert worden. Auch bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Spekulanten war ein Rückgang zu beobachten. Sie reduzierte sich innerhalb einer Woche von 103.311 auf 100.594 Kontrakte (-2,6 Prozent). Während große Terminspekulanten skeptischer wurden, war bei kleinen Terminspekulanten eine wachsende Zuversicht auszumachen.
Weil Großspekulanten ihr Long-Exposure innerhalb einer Woche um über 3.000 Futures reduziert und zugleich die Short-Seite um fast 2.900 Kontrakte aufgestockt hatten, schlug sich dies bei deren Netto-Long-Position in einem markanten Rückgang von 91.064 auf 84.989 Futures (-6,7 Prozent) nieder. Kleinspekulanten sind hingegen deutlich optimistischer geworden, was sich an der von 12.247 auf 15.605 Kontrakte (+27,4 Prozent) deutlich gestiegenen Netto-Long-Position erkennen lässt. Einen nachhaltigen Stimmungswechsel kann man unter den spekulativen Marktakteuren bislang aber noch nicht feststellen, allenfalls eine nachlassende Begeisterung. Diese kann man als völlig normale Marktentwicklung einordnen.
Auf Seite 2: Kursziele der Analysten gehen weit auseinander
Die von Analysten ausgesprochenen Silber-Kursziele weisen für die kommenden Jahre zwei Besonderheiten auf. Erstens: Die Range der abgegebenen Schätzungen geht mit Blick auf die Jahre 2019 und 2010 immer weiter auseinander. Während für 2017 die Prognosen der Analysten für den durchschnittlichen Silberpreis "lediglich" zwischen 13,30 und 26,00 Dollar (95 Prozent) schwanken, erhöht sich diese Range für das Jahr 2020 auf 16,00 bis 68,00 Dollar (325 Prozent), wobei die optimistischsten Prognosen stets von der Liechtensteiner Vermögensverwaltung Incrementum AG stammen. Zweitens: Der durchschnittliche Mittelwert der abgegebenen Ziele steigt mit jedem Jahr an. Dieser liegt mit 18,79 Dollar (2017) zwar unter dem aktuellen Preisniveau, erhöht sich aber für 2018 auf 20,16 Dollar. Im Jahr 2019 wird mit einem durchschnittlichen Silberpreis von 23,89 Dollar gerechnet, der sich ein Jahr später sogar auf 27,33 Dollar erhöhen soll.
Dass der Silberpreis zu den besonders volatilen Anlageklassen gehört, dürfte hinlänglich bekannt sein. Selbst besonders optimistische Prognosen haben daher durchaus ihre Berechtigung, schließlich übertraf der "kleine Bruder von Gold" vor nicht allzu langer Zeit seinen aktuellen Preis um mehr als das Doppelte. Zur Erinnerung: 2011 kletterte Silber auf fast 50 Dollar.
Aus charttechnischer Sicht musste Silber ebenfalls einen Dämpfer hinnehmen. So generierte zum Beispiel der Timingindikator Relative-Stärke-Index Mitte Juli mit dem Unterschreiten der 70-Prozent-Marke ein klares Verkaufssignal. In der vergangenen Woche trübte sich mit dem Verletzen der kurzfristigen 38-Tage-Linie das Marktsentiment zusätzlich ein. Weiteres Ungemach und wachsender Verkaufsdruck droht, weil Silber die im Bereich von 19,30 Dollar verlaufende Unterstützungszone verletzt hat. Für die kommenden Handelstage wäre somit für ein ausgesprochen hohes Maß an Spannung gesorgt.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.