Das Wichtigste vorweg: Weil die Daten zur Stimmung an den Terminmärkten stets dienstags erfasst werden, blieb die in der zweite Wochenhälfte bei Gold und Silber zu beobachtende Verkaufswelle beim jüngsten Update noch unberücksichtigt. Beim allgemeinen Interesse an Silber-Futures war in der Woche zum 15. Juni zum dritten Mal in Folge ein Zuwachs zu beobachten. Die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) erhöhte sich innerhalb einer Woche von 184.800 auf 194.300 Futures (+5,1 Prozent) und übertraf damit den Stand zum Jahreswechsel um über 14 Prozent. Seither war vor allem in der Silberbranche (Commercials) sowie unter Kleinspekulanten (Non-Reportables) ein besonders kräftig gestiegener Appetit auf Silber-Futures registriert worden.

In der vergangenen Woche war unter den spekulativen Marktakteuren erneut eine uneinheitliche Stimmungstendenz zu beobachten. Während Großspekulanten (Non-Commercials) zum zweiten Mal in Folge optimistische¬r wurden, stellte sich unter den Kleinspekulanten zum zweiten Mali in Folge eine wachsende Skepsis ein. Da der Verkaufsdruck kleiner Terminspekulanten durch den Optimismus großer Terminspekulanten mehr als kompensiert wurde, ging es mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten von 70.100 auf 71.000 Kontrakte (+1,3 Prozent) leicht nach oben. So hat sich die Netto-Long-Position großer Terminspekulanten von 49.800 auf 52.100 Kontrakte (+4,6 Prozent) erhöht, während unter kleinen Terminspekulanten ein Rückgang von 20.300 auf 18.900 Futures (-6,9 Prozent) registriert worden war. Nun darf man gespannt sein, wie das Marktsentiment nach der jüngsten Verkaufswelle aussehen wird.

Weil die Fed am vergangenen Mittwoch in Aussicht gestellt hat, bis Ende 2023 möglicherweise zwei Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte durchzuführen, kam an den Edelmetallmärkten erheblicher Verkaufsdruck auf. Die normalerweise übliche Hebelwirkung des Silberpreises gegenüber Gold fiel aber relativ schwach aus. Dies ist zum einen auf den Umstand zurückzuführen, dass steigende Opportunitätskosten (-> Zinsverzicht) in erster Linie bei Gold als Verkaufsargument interpretiert werden. Zum anderen sehen Anleger Silber sowohl als Krisenwährung als auch als Industriemetall, schließlich verteilt sich bei dem Edelmetall die Nachfrage jeweils zur Hälfte auf Investoren (Münzen, Barren, ETFs) und diverse Industriesektoren aus den unterschiedlichsten Branchen (Photovoltaik, Medizin, Autos, Silberware, Telekommunikation u.a.). Die vielversprechenden Konjunkturperspektiven verhelfen dem Silberpreis zwar zu einem Boom, machen es allerdings aufgrund der nachlassenden Risikoaversion als Krisenwährung weniger attraktiv. Völlig auf Silber verzichten sollten Anleger angesichts der alles andere als gesunden Entwicklung der globalen Finanzsysteme allerdings nicht.

Silber: Schwächeanfall in zweiter Wochenhälfte


In der vergangenen Woche erlitt der Silberpreis fünf Tagesverluste in Folge und verbuchte damit auf Wochensicht ein Minus in Höhe von 7,6 Prozent. Zeitweise "kratzte" er sogar an der 200-Tage-Linie. Ein markantes Unterschreiten, was als Verkaufssignal anzusehen wäre, blieb bislang allerdings aus. Mittlerweile wechselte die langfristige Durchschnittslinie von einem Aufwärts- in einen Seitwärtstrend. Sollte der Silberpreis weiter zur Schwäche neigen, droht ihr ein Abwärtstrend, was in der Chartlehre als Trendwechselsignal angesehen wird. Auf keinen Fall sollte der Silberpreis die untere Begrenzung seines Seitwärtstrendkanals verletzen. Sie verläuft knapp unterhalb von 23 Dollar.

Diverse charttechnische Timingindikatoren haben sich in der vergangenen Woche nochmals eingetrübt und dazu geführt, dass das Pendel der Charttechnik-Website Tradingview von "Neutral" auf "Verkaufen" gewechselt ist. Von den insgesamt 26 aufgeführten Indikatoren stehen gegenwärtig sechs auf "Kaufen" (Vorwoche: 9), acht auf "Halten" (Vorwoche: 10) und zwölf auf "Verkaufen" (Vorwoche: 7).

Hier finden Sie ETFs auf Gold, Silber, Platin und Palladium: ETF-Finder von Börse online.