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Der September zeichnete sich mit Blick auf Silber-Futures durch seine Stabilisierungstendenz aus. Für eine generelle Entwarnung scheint die Zeit allerdings noch nicht reif zu sein. So fiel der am Freitagabend veröffentlichte Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission in der Woche zum 2. Oktober relativ durchwachsen aus. So hat sich zum Beispiel das allgemeine Interesse, ablesbar an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), zum sechsten Mal in Folge reduziert. Innerhalb einer Woche reduzierte sich der Open Interest von 204.500 auf 200.200 Kontrakte (-2,1 Prozent), den niedrigsten Wert seit über vier Monaten. Spürbar aufgehellt hat sich indes die Stimmung unter großen und kleinen Terminspekulanten. Deren kumulierte Netto-Short-Position (Pessimismus überwiegt) in Höhe von minus 5.400 hat sich nämlich in eine Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) von plus 1.000 Futures verwandelt. Nur zur Erinnerung: Ein Silber-Future bewegt (zumindest auf dem Papier) den Gegenwert von 5.000 Feinunzen Silber.

Die wachsende Zuversicht war sowohl unter Großspekulanten (Non-Commercials) als auch unter Kleinspekulanten (Non-Reportables) zu beobachten. Große Terminspekulanten haben ihre Netto-Short-Position zwar abgeschwächt, sind aber weiterhin seit sechs Wochen mehrheitlich pessimistisch gestimmt. Deren Netto-Short-Position hat sich allerdings von minus 23.300 auf minus 17.500 Kontrakte spürbar aufgehellt. Kleinspekulanten versprühen hingegen seit vier Wochen einen wachsenden Optimismus. Sie haben nämlich in der vergangenen Woche ihre Netto-Long-Position erneut nach oben gefahren - von plus 17.900 auf 18.500 Futures. Grundsätzlich scheinen kleine Terminspekulanten eine ausgesprochen optimistische Spezies zu sein, schließlich waren sie letztmals vor 17 Jahren mehrheitlich netto short. Damals kostete Silber lediglich fünf Dollar und setzte in den nachfolgenden Jahren zu einer rasanten Rally auf in der Spitze fast 50 Dollar (April 2011) an.

Auf Seite 2: US Mint meldet Absatzboom bei Silbermünzen

In den USA scheint das Interesse an American-Eagles-Silbermünzen wieder erwacht zu sein. Darauf deuten zumindest die Absatzzahlen der nationalen Prägeanstalt US Mint für den Monat September hin. Mit fast 2,9 Millionen Silberunzen wurde der Vormonatswert in Höhe von 1,53 Millionen Unzen um mehr als 89 Prozent übertroffen. Zur Erinnerung: In den Monaten Mai und Juni wurden lediglich 380.000 bzw. 435.000 Feinunzen ausgeliefert. Dies lässt den Schluss zu, dass der Bedarf an Krisenschutz via physisches Silber wieder zugenommen hat. Die negative Stimmung der US-Investoren hinsichtlich Edelmetallinvestments, die sich an den massiven Silber-Futures-Verkäufen und den jüngsten Rekorden beim Dow-Jones und S&P-500 ablesen lassen, wird offensichtlich von einigen Anlegern nicht geteilt. Noch befinden sich diese hinsichtlich Silber optimistische Naturen aber eindeutig in der Minderheit.

Mitte September markierte der Silberpreis mit etwas mehr als 14 Dollar den niedrigsten Stand seit über zweieinhalb Jahren. Mittlerweile hat sich die charttechnische Lage ein bisschen aufgehellt, schließlich gelang dem Edelmetall im September ein Ausbruch aus dem seit drei Monaten intakten kurzfristigen Abwärtstrendkanal. Grundsätzlich überwiegen aber weiterhin ganz klar die "Molltöne". Denn kurz- wie langfristige Durchschnittslinien befinden sich weiterhin im Sinkflug. Höchste Priorität hat nun das erfolgreiche Verteidigen der im Bereich von 14 Dollar angesiedelten Unterstützungszone. Um eine charttechnische Entwarnung aussprechen zu können, wäre es von Vorteil, die höher angesiedelte Unterstützung bei 15,50 Dollar zurückzuerobern.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.