Silberpreis: Die Profis drücken den Verkaufsknopf
· Börse Online RedaktionIm wöchentlichen Rhythmus veröffentlicht die CFTC, welche Tendenzen an der Terminbörse Commodity Exchange (Comex) hinsichtlich Silber-Futures zu beobachten waren. Unter anderem erfahren die Investoren zum Beispiel, ob das allgemeine Interesse an Silber-Futures im Vergleich zur Vorwoche gestiegen oder gefallen ist. Ablesbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), wobei ein Silber-Future papiermäßig den Gegenwert von 5.000 Feinunzen Silber bewegt. Besonders interessant wird der Commitments of Traders-Report aber durch Informationen über die konkreten Transaktionen diverser Gruppen von Marktakteuren. Daraus lassen sich dann Stimmungsschwankungen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) ablesen. Dies zeigt dann auf, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.
In der Woche zum 19. September war beim allgemeinen Interesse an Silber-Futures ein signifikantes Plus zu beobachten. Auf Wochensicht nahm die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 188.200 auf 193.000 Futures (+2,6 Prozent) zu. Deutlich bergab ging es hingegen mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten. Diese reduzierte sich auf Wochensicht von 84.700 auf 78.400 Futures (-7,4 Prozent). Verantwortlich hierfür war vor allem die wachsende Skepsis der Großspekulanten.
Diese haben nämlich ihre Long-Seite um mehr als 2.500 Kontrakte reduziert und zugleich ihr Short-Exposure um über 4.600 Futures nach oben gefahren. Dies schlug sich in einer von 75.000 auf 67.800 Kontrakte (-9,6 Prozent) rückläufigen Netto-Long-Position nieder. Kleine Terminspekulanten sind im Berichtszeitraum hingegen optimistischer geworden und haben ihre Netto-Long-Position von 9.700 auf 10.600 Futures (+9,3 Prozent) kräftig aufgestockt. Solche Meinungsverschiedenheiten sind bei Silber relativ häufig zu beobachten.
Auf Seite 2: Silber - Comex erhöht Margins im September
Eines sollte man bei der Analyse des Silbermarktes stets im Hinterkopf behalten: An den Terminmärkten wird nicht substanzstarkes Edelmetall, sondern "Papiersilber" gehandelt, das vor allem kreditfinanziert ist und auf Zahlungs- und Lieferversprechen basiert. Außerdem ist es nur unzureichend durch physische Silberbestände hinterlegt. Auf der Website des Terminbörsenbetreibers CME Group kann man sich täglich davon überzeugen. Am vergangenen Freitag beliefen sich die registrierten Silbermengen auf 38,6 Millionen Feinunzen. Problem dabei: Bei einem Open Interest (Anzahl offener Kontrakte) von 293.000 Futures und der Tatsache, dass sich ein Kontrakt auf 5.000 Feinunzen Silber bezieht, wäre lediglich vier Prozent des Silberbergs über hinterlegte Silberbarren abgesichert. Ein im Krisenfall nicht auszuschließendes massenhaft auftretendes Lieferbegehren würde definitiv nicht funktionieren.
Dass der Handel von Silber-Futures an den Terminmärkten einen stark spekulativen Charakter hat, lässt sich aber auch an einem anderen Sachverhalt ablesen. Wer einen Silber-Future kauft oder verkauft, partizipiert zwar an der Kursentwicklung von 5.000 Feinunzen Silber (aktuell: 85.000 Dollar), muss dafür aber nur einen Bruchteil dieses Gegenwerts als Sicherheitsleistung (Margin) bei seinem Broker hinterlegen. Seit dem 11. September müssen Terminspekulanten pro über Nacht gehaltenem Silber-Future 5.900 Dollar als Margin hinterlegen, was lediglich einer Quote von 6,4 Prozent der Marktposition entspricht. Vor diesem Datum fiel der geforderte Kapitalbetrag mit 5.400 Dollar deutlich geringer aus. So richtig solide und stabil dürfte das Konstrukt der Silber-Futures dadurch dennoch nicht geworden sein.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.