Silberpreis: Die Profis greifen kräftig zu
· Börse Online RedaktionEinmal pro Woche verfolgen Silberinvestoren mit großer Aufmerksamkeit den Bericht über die aktuellen Trends und Stimmungen an der Terminbörse Commodity Exchange, wo der Silberpreis über Futures & Optionen besonders stark beeinflusst wird. Das Update zeigt auf, welche Transaktionen bei Silber-Futures auf Wochensicht registriert wurden. Anhand der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) erfahren Anleger beispielsweise, ob das allgemeine Interesse an Silber-Futures auf Wochensicht zugenommen oder eher abgenommen hat. Nur zur Erinnerung: Ein Terminkontrakt auf Silber repräsentiert papiermäßig den Gegenwert von 5.000 Feinunzen Silber. Grundsätzlich interessieren sich Anleger beim Commitments of Traders-Report aber vor allem dafür, welche Transaktionen unter den verschiedenen Gruppen von Marktakteuren im Berichtszeitraum getätigt wurden. Daraus lässt sich dann ein Bild über die aktuelle Gemütslage unter den kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), den Großspekulanten (Non-Commercials) und den Kleinspekulanten (Non-Reportables) ableiten. Außerdem wird problemlos deutlich, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.
An den Terminmärkten gab es mit Blick auf Silber-Futures erratische Bewegungen zu vermelden. So hat sich zum Beispiel in der Woche zum 12. Juni das allgemeine Interesse an Silber-Futures kräftig erhöht. Innerhalb einer Woche kletterte die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 211.600 auf 230.200 Futures (+8,8 Prozent), den höchsten Stand seit über zwei Monaten. Noch stärker nach oben ging es mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt). Hier war ein kräftiger Anstieg von 37.500 auf 67.400 Futures (+79,7 Prozent) zu beobachten.
Einen besonders auffälligen Stimmungsumschwung gab es unter großen Terminspekulanten (Non-Commercials) zu beobachten. Innerhalb einer Woche haben sie über 16.000 Silber-Futures zugekauft und zugleich mehr als 14.000 Kontrakte abgestoßen. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) von 19.400 auf 49.700 Kontrakte um über 150 Prozent erhöht. Kleine Terminspekulanten (Non-Reportables) haben diese Zuversicht allerdings nicht geteilt, ganz im Gegenteil. Sie haben nämlich ihre Netto-Long-Position von 18.100 auf 17.700 Futures (-2,2 Prozent) leicht zurückgefahren.
Auf Seite 2: Silber rutscht wieder unter 200-Tage-Linie
Im Juni entwickelte sich der Silberpreis besser als Gold. So hat sich das mit großem Abstand günstigste Edelmetall seit dem Monatsultimo um 0,8 Prozent verteuert, während beim gelben Edelmetall ein Kursverlust von 1,4 Prozent registriert worden war. Anfang Juni wurde zunächst die mittelfristige 100-Tage-Linie und danach sogar die langfristige 200-Tage-Linie "geknackt". Beides gilt unter Chartisten als Kaufsignal. Damit befand sich das Edelmetall auf bestem Weg, einen nachhaltigen Ausbruch aus der Keilformation nach oben anzugehen. Doch der am Freitag erfolgte Kurseinbruch des Silberpreises um über drei Prozent hat diese Hoffnung zunichtegemacht. Den Blick nach unten gerichtet kann man derzeit zwei Unterstützungsbereiche ausmachen. Der eine verläuft bei 16,20 Dollar und der andere oberhalb von 15,50 Dollar. Durch den jüngsten Preiseinbruch hat sich das charttechnische Sentiment erheblich eingetrübt. An einen Ausbruch aus der Keilformation ist derzeit eher nicht zu denken. Auf lange Sicht verfügt Silber aber nach wie vor über enormes Nachholpotenzial. Zur Erinnerung: Vor über sieben Jahren kostete Silber fast 50 Dollar pro Feinunze.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.