Einmal pro Woche (in der Regel am Freitagabend) informiert die Commodity Futures Trading Commission, welche Tendenzen an der Terminbörse Commodity Exchange (Comex) bei Silber-Futures registriert wurden. Hier interessieren sich Anleger, unter anderem ob sich das allgemeine Interesse an Silber-Futures im Vergleich zur Vorwoche wesentlich verändert hat. Dies lässt sich an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ablesen. Dabei sollte man stets im Hinterkopf behalten, dass ein Silber-Future - zumindest auf dem Papier - den Gegenwert von 5.000 Feinunzen Silber repräsentiert. Ein besonders starkes Interesse zieht der Commitments of Traders-Report aber durch aktuelle Informationen über die Transaktionen und daraus abzuleitende Stimmungsveränderungen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) auf sich. Auf Basis dieser Daten kann man nämlich erkennen, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.
In der Woche zum 5. September nahm das allgemeine Interesse an Silber-Futures leicht zu. So hat sich auf Wochensicht die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 182.800 auf 183.300 Futures (+0,2 Prozent) leicht erhöht. Deutlich kräftiger ging es mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten nach oben, wo zum vierten Mal in Folge ein Zuwachs im zweistelligen Prozentbereich zu verzeichnen war. Beim aktuellen Update war ein Wochenplus in Höhe von 16,9 Prozent von 65.600 auf 76.700 Futures erzielt worden. Damit hat sich der Optimismus dieser Marktakteure innerhalb von sieben Wochen mehr als verdreifacht und nunmehr das höchste Niveau seit über vier Monaten erreicht.
Besonders mutig haben bei Silber-Futures vor allem Großspekulanten zugegriffen. Sie haben ihre Long-Position um über 3.400 Futures aufgestockt und zugleich ihr Short-Exposure um mehr als 7.000 Kontrakte reduziert. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position innerhalb einer Woche von 53.600 auf 64.200 Kontrakte (+19,8 Prozent) erhöht. Bei kleinen Terminspekulanten war "lediglich" ein Anstieg von 11.900 auf 12.500 Futures (+5,0 Prozent) zu beobachten.
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Silber: Charttechnisch hochinteressant
Der Run auf alternative Währungen wie Gold oder auch den Bitcoin machte auch vor Silber nicht Halt. In den vergangenen beiden Monaten haben sich die charttechnischen Perspektiven deutlich aufgehellt. Und dies war auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Zum einen drehte das Edelmetall im Bereich der unterhalb von 16 Dollar verlaufenden Unterstützung fulminant nach oben. Seither verteuerte es sich um über 15 Prozent. Im August kämpfte der Silberpreis mit der Marke von 17 Dollar, wo zugleich die 200-Tage-Linie angesiedelt ist. Ende August wurde dann die 200-Tage-Linie markant überwunden, was als klares charttechnisches Kaufsignal gilt.
Besonders interessant: Bei der langfristigen Durchschnittslinie zeichnet sich nach einer mehrmonatigen Abwärtsbewegung ein Trendwechsel nach oben ab. Dies gilt in Chartistenkreisen ebenfalls als Einstiegssignal. Außerdem gelang mit dem Angriff auf die Marke von 18 Dollar ein Ausbruch aus dem seit Oktober 2012 intakten Abwärtstrendkanal. Alles in allem gibt es bei Silber derzeit erheblich mehr Kauf- als Verkaufsargumente zu beobachten. Lediglich der Timingindikator Relative-Stärke-Index (RSI) passt nicht so recht in dieses optimistische Marktsentiment. Dieser rutschte nämlich am Freitag unter die Marke von 70 Prozent, was in der Chartlehre als Ausstiegssignal interpretiert wird.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.