Die Transaktionen an den Terminmärkten wirken sich erfahrungsgemäß besonders stark auf den Silberpreis aus. Einmal pro Woche informiert die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) über die aktuellen an der Terminbörse Comex zu beobachtenden Stimmungstendenzen und Trends bei Silber-Futures. Dabei interessieren sich die Anleger unter anderem für das allgemeine Interesse an Silber-Futures, welches über die Anzahl offener Kontrakte - den sogenannten Open Interest - angezeigt wird. Besonders stark achten die Marktakteure jedoch vor allem auf Hinweise, wie sich die Stimmungen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Diese zeigen nämlich auf, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.
Anzahl offener Kontrakte
Bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) kam es in der Woche zum 14. März zum dritten Rückgang in Folge. Auf Wochensicht war hier ein Minus von 192.398 auf 186.936 Futures (-2,8 Prozent) registriert worden. Die Stimmung unter den spekulativen Marktakteuren entwickelte sich im Berichtszeitraum jedoch uneinheitlich, wobei die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten summa summarum von 105.862 auf 97.999 Futures (-7,4 Prozent) kräftig abgerutscht ist.
Hierfür war vor allem der nachlassende Optimismus der Großspekulanten hauptverantwortlich. Sie haben nämlich ihre Netto-Long-Position von 93.453 auf 82.878 Kontrakte (-11,3 Prozent) zurückgefahren. Unter den Kleinspekulanten nahm hingegen im selben Zeitraum der Optimismus zu. Ihre Netto-Long-Position legte von 12.409 auf 15.121 Kontrakte (+21,9 Prozent) deutlich zu. In diesem Jahr waren große und kleine Terminspekulanten eher selten einer Meinung. Von insgesamt elf Updates gab es immerhin siebenmal unterschiedliche Stimmungstendenzen zu beobachten.
Auf Seite 2: Gold/Silber-Ratio unter der Lupe
Gold/Silber-Ratio unter der Lupe
In den vergangenen Wochen verlor der Silberpreis mitunter deutlich an Wert. Vom Ende Februar markierten Jahreshoch von 18,40 Dollar stürzte das Edelmetall zeitweise unter die Marke von 17 Dollar ab und entwickelte sich damit erheblich schlechter als Gold. Dies kann man besonders gut am Gold/Silber-Ratio ablesen. Diese Kennzahl zeigt nämlich auf, wieviel Feinunzen Silber zum Kauf einer Feinunze Gold benötigt werden. Im März war beim Gold/Silber-Ratio ein Anstieg von 68 auf 71 registriert worden, wodurch die Underperformance (Outperformance) von Silber (Gold) auch mathematisch belegt wäre. Edelmetallexperten interpretieren einen überdurchschnittlich hohen Wert häufig als Kaufargument für Silber. In den vergangenen fünf Jahren schwankte die Kennzahl zwischen 49 (März 2012) und 82 (Februar 2016). Sollte sie sich in Richtung 80 bewegen, verfügt Silber über attraktivere Aussichten als Gold.
Charttechnik
Aus charttechnischer Sicht hat sich bei Silber die Lage aufgrund der im März zu beobachtenden Verkaufswelle deutlich eingetrübt. Hierfür waren mehrere Faktoren verantwortlich. Erstens: Anfang März fiel das Edelmetall ungebremst unter die 200-Tage-Linie und löste dadurch ein klares Verkaufssignal aus. Zweitens: Danach wurde der seit Dezember zu beobachtende kurzfristige Aufwärtstrendkanal verletzt, was ebenfalls als Signal zum Ausstieg gilt. Den Blick nach unten gerichtet, sollten nun zwei besonders wichtige Unterstützungszonen genau im Auge behalten werden. Die eine verläuft im Bereich von 16 Dollar die andere bei 14 Dollar, wo im Dezember der tiefste Stand seit Sommer 2009 markiert wurde. Unter Timingaspekten bietet sich auch ein Blick auf den Relative-Stärke-Index an, der gegenwärtig mit 48 Prozent derzeit eher im neutralen Bereich notiert. Werte unter 30 Prozent zeigen hingegen eine überverkaufte Lage an und würden die Wahrscheinlichkeit für ein Kaufsignal "aus dieser Ecke" erhöhen. Dies wäre nämlich beim Sprung über 30 Prozent der Fall.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.