Silberpreis: Gedrückte Stimmung unter den Profis
· Börse Online RedaktionIm wöchentlichen Rhythmus erfahren interessierte Anleger von der CFTC, welche Trends an der Terminbörse Commodity Exchange (Comex) hinsichtlich Silber-Futures zu beobachten waren. Dabei wird zum Beispiel mitgeteilt, wie sich das allgemeine Interesse an Silber-Futures gegenüber der Vorwoche entwickelt hat. Dies kommt durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zum Ausdruck, wobei sich ein Silber-Future auf 5.000 Feinunzen Silber bezieht. Deutlich aufmerksamer verfolgen Anleger beim Commitments of Traders-Report aber, welche Transaktionen die unterschiedlichen Gruppen von Marktakteuren per Saldo getätigt haben. Daraus können sie nämlich die aktuelle Stimmung der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) ablesen und über die jeweiligen Long- bzw. Short-Positionen erfahren, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.
Beim allgemeinen Interesse an Silber-Futures war in der Woche zum 31. Oktober zwar ein signifikanter Anstieg von 193.900 auf 198.900 Futures (+2,6 Prozent) registriert worden, optimistischer sind die spekulativen Marktakteure allerdings nicht geworden - ganz im Gegenteil. Mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten ging es nämlich spürbar nach unten. Auf Wochensicht schlug hier ein Rückgang von 76.500 auf 71.000 Futures (-7,2 Prozent) zu Buche, was vor allem durch ein kräftiges Aufstocken des Short-Exposure zurückzuführen war.
So haben zum Beispiel Großspekulanten ihre Short-Seite um fast 5.000 Kontrakte nach oben gefahren. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position auf Wochensicht von 65.100 auf 60.150 Kontrakte (-7,6 Prozent) markant reduziert. Kleine Terminspekulanten sind ebenfalls skeptischer geworden und haben ihre Netto-Long-Position von 11.400 auf 10.900 Futures (-4,4 Prozent) zurückgefahren. Fazit: Von einer Verkaufswelle kann derzeit zwar noch nicht gesprochen werden, ein bisschen drückte die jüngste Entwicklung aber schon auf das Marktsentiment bei Silber und damit auch auf dessen Preis.
Auf Seite 2: Silber - 100-Tage-Linie akut gefährdet
Aus charttechnischer Sicht kann man dem Silberpreis seit Anfang 2016 einen Sägezahnmarkt attestieren. In solchen Phasen lassen sich Trends besonders schwer prognostizieren. In der vergangenen Woche wurde mit dem Überwinden der mittelfristigen 100-Tage-Linie zwar ein Kaufsignal ausgelöst, in diesem Jahr erwiesen sich solche Ereignisse aber regelmäßig als "Bullenfallen". Den Blick nach unten gerichtet, fällt vor allem die massive Unterstützungszone im Bereich von 16 Dollar auf. Um chartinduzierten Verkaufsdruck zu vermeiden, sollte diese Marke auf keinen Fall verletzt werden. Neuen Drive könnte das Edelmetall hingegen durch ein nachhaltiges Überwinden der im Bereich von 17,20 Dollar verlaufenden 200-Tage-Linie erfahren. Leider gab es 2017 auch hier einige Fehlsignale zu beklagen.
Im Oktober waren bei den nationalen Münzprägeanstalten Perth Mint (Australien) und US Mint Silbermünzen gefragter als goldene. Entsprechende Absatzstatistiken belegen diesen Trend. So steigerte zum Beispiel der australische Silbermünzenproduzent seine Auslieferungen seit August von 392.091 auf 999.425 Feinunzen um 155 Prozent. Gegenüber den Septemberzahlen belief sich das Plus auf immerhin 43 Prozent. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum war für Goldmünzen ein Rückgang um 3,9 Prozent 44.618 Feinunzen gemeldet worden. Bei der US Mint fiel der Boom im Oktober noch kräftiger aus. Gegenüber dem Vormonat gab es nämlich eine regelrechte Explosion von 320.000 auf 1,04 Millionen Feinunzen (+225 Prozent) zu vermelden. Fazit: Trotz rekordhoher Aktienindizes und Immobilienpreise scheinen einige Anleger ihr vieles Papiergeld in die altmodische Anlageklasse Silber umzutauschen.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.