Im wöchentlichen Rhythmus informiert die Commodity Futures Trading Commission die Akteure an den Silbermärkten über die an der Terminbörse Commodity Exchange (Comex) zu beobachtenden Entwicklungen hinsichtlich Silber-Futures. Unter anderem teilt die US-Aufsichtsbehörde mit, wie sich das allgemeine Interesse an Silber-Futures gegenüber der Vorwoche entwickelt hat. Messbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte, den sogenannten Open Interest. Zur Erinnerung: Ein Silber-Future bezieht sich auf 5.000 Feinunzen Silber. Deutlich stärker interessieren sich Anleger beim Commitments of Traders-Report aber dafür, welche Transaktionen die unterschiedlichen Gruppen von Marktakteuren per Saldo getätigt haben. Daraus lassen sich nämlich Rückschlüsse über die aktuelle Stimmung der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) ziehen. Über die jeweiligen Long- bzw. Short-Positionen kann man nämlich erkennen, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.
In der Woche zum 6. Februar hat sich die Anzahl offener Silber-Kontrakte (Open Interest) von 198.400 auf 205.500 (+3,6 Prozent) signifikant erhöht. Dies stellte den höchsten Wert seit über sechs Monaten dar. Weil aber große Terminspekulanten ihre Long-Seite um 8.400 Futures reduziert und zugleich ihr Short-Exposure um fast 7.500 Kontrakte erhöht haben, brach deren Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) regelrecht ein. Innerhalb einer Woche kam es hier zu einem kräftigen Rückgang von 32.400 auf 16.500 Futures (-49,1 Prozent).
Kleine Terminspekulanten sind im Berichtszeitraum ebenfalls skeptischer geworden, allerdings in erheblich geringerem Ausmaß. Deren Netto-Long-Position hat sich nämlich lediglich von 14.900 auf 14.100 Kontrakte (-5,4 Prozent) reduziert. Summa summarum kann angesichts sehr schwacher Aktienmärkte die wachsende Skepsis der Terminspekulanten zweifellos als "ungewöhnliche Entwicklung" bezeichnet werden. Normalerweise wird Gold und Silber eine negative Korrelation zur Anlageklasse Aktien nachgesagt. Diese Krisenschutzfunktion hat bislang aber noch nicht gegriffen.
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Verkehrte Welt der Volatilitäten
Die im Februar eingetretenen Turbulenzen an den Aktienmärkten haben den Volatilitätsindex VIX (S&P 500) innerhalb weniger Tage von 13 auf in der Spitze 50 Prozent katapultiert und danach wieder auf 29 Prozent zurückfallen lassen. Das hat zu der Kuriosität geführt, dass ein Investment in 500 US-Blue Chips - trotz starker Diversifikation - mit Blick auf diese Risikokennzahl riskanter gilt als ein Silberinvestment. Dessen Volatilitätspendant VXSLV notiert mit aktuell 23 Prozent nämlich deutlich tiefer. Während des massiven Ausverkaufs US-amerikanischer Aktien schwankte der VXSLV in sehr geordneten und wenig beängstigenden Bahnen zwischen 19 und 23 Prozent. Damit wurde das Edelmetall seinem Ruf als "sicherer Hafen" trotz einer leichten Preisschwäche durchaus gerecht.
Aus charttechnischer Sicht vollzog der Silberpreis in den vergangenen zwölf Monaten einen Seitwärtstrend in einer Range von 15,50 bis 18,50 Dollar. Für schlechte Stimmung sorgte im Februar allerdings der Kursrutsch unter die 100- und 200-Tage-Linie, was unter Chartisten als starkes Verkaufssignal gilt. Auch der Umstand, dass beide Durchschnittslinien eine fallende Tendenz aufweisen, gilt unter charttechnischen Aspekten als Belastungsfaktor. Den Blick nach unten gerichtet, verläuft eine wichtige Unterstützung im Bereich von 15,70 Dollar, die auf keinen Fall verletzt werden sollte. Massive charttechnische Hürden warten indes oberhalb von 17 Dollar. Vor diesem Hintergrund scheint die Wahrscheinlichkeit für eine Fortsetzung des Seitwärtstrends relativ groß zu sein.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.